Kapitel 24

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♠Mikis♠

Tränen steigen mir in die Augen als ich sehe, wie Blair neben mir und Dad zusammenbricht. Was diese Frau ihm angetan hat....ich weiß nicht was ich sagen soll, ich habe das Ganze noch gar nicht richtig begriffen. Ich habe so viele Fragen, ich hatte auch so viele Fragen an diese Frau. Doch als mich Blair und Aris so traurig ansahen und mich gefragt haben, ob ich noch was wissen will, war keine Frage davon wichtig.

Ist es verwerflich, dass ich mich mehr darüber freue dass Blair mein leiblicher Vater ist, als dass ich eben meiner Mutter begegnet bin? Mutter, nein, sie ist nicht meine Mutter, sie ist einfach eine fremde Frau, eine fremde Frau, die mich zufällig auf die Welt gebracht hat. Das ist alles.

Die ganze Zeit, als sie gesprochen haben, habe ich sie beobachtet. Ihre Körpersprache, ihre Mimik. Sie wollte so schnell wie möglich hier weg, trotzdem war sie wenigstens so nett und erzählte uns, was damals passierte, wie es ihr ging und wieso sie so entschieden hat, wie sie es nunmal getan hat.

Was mich trotzdem erschrocken hat, war, dass sie es nicht mal bereut hat. Hat sie sich in den ganzen Jahren nicht einmal Gedanken um mich gemacht? Oder versucht uns zu finden, nur um zu sehen was aus mir geworden ist? Es hätte ja auch sonstwas passieren können und ich hätte nicht mal gewusst, dass es noch einen Vater gibt, zu dem ich hätte gehen können.

Und Dad und Max hat sie angelogen, nur damit sie nicht weiter nach meinem leiblichen Vater fragen. Sie hat sich als die arme verlassene, sitzen gelassene Frau ausgegeben, die zu jung war um ein Kind alleine zu erziehen.

Immer mehr beginne ich, diese Frau zu hassen. Sie hat uns allen weh getan. Und uns alle hintergangen. Egal was sie gesagt hat, im Grunde hat sie nur an sich selbst gedacht.

Ich kann Blairs und Dads Ärger so sehr nachempfinden.

Dad sitzt neben Blair und hat ihn tröstend an sich gezogen. Das Bild hat was schönes. Nur fehlt da etwas.

Ich setze mich in Bewegung und quetsche mich zwischen Dad und Blair. Schiebe meinen Arm unter Blairs, der ohne jegliche Spannung auf seinem Oberschenkel liegt und kuschle mein Gesicht an seinen Oberarm.

Dad rutscht näher an uns ran und streichelt mir über den Kopf, während sein anderer Arm immer noch über Blairs Schulter liegt.

So sitzen wir lange Zeit da, ohne zu reden. Blairs Schluchzer verstummen langsam und weichen dem Hochziehen seiner Nase.

Schnell springe ich auf und hole ein Taschentuch aus der Küchenschublade.

Als ich zurückkomme, traue ich meinen Augen kaum.

Blair und Dad küssen sich. Ganz unschuldig. Wie die Jungs und Mädels in meiner Schule. Meine Mundwinkel wandern nach oben und lassen mich jetzt bestimmt dümmlich aussehen, so wie ich grinse. Ich schleiche etwas näher und lass das Taschentuch einfach fallen. Es flattert auf Blairs Schienbein und kommt dort zum Liegen.

Schnell drehe ich mich um und laufe in mein Zimmer, wo ich ganz leise die Türe schließe.

Als hätte ich einen Strike beim Bowlen geworfen, führe ich einen Siegestanz auf. Genau das war es doch was ich wollte und ich habe es bekommen. Hoffe ich. Ich will nicht, dass es nur eine einmalige Sache zwischen den Beiden ist.

Ahhh nein, jetzt hasse ich es wirklich, dass ich noch kein Handy habe, sonst würde ich Jasper schreiben und ihm erzählen was passiert ist. Und dass Blair mein leiblicher Vater ist.

Oh. Oh. Nein. Was ist wenn Blair mich Dad wegnehmen will? Was ist wenn es zwischen den beiden nicht klappt und sie sich dann um mich streiten? Darf Blair mich überhaupt mitnehmen? Oder wenn Dad auszieht? Nein oder? Ich meine Dad hat mich adoptiert, kann man das wieder rückgängig machen wenn der leibliche Vater auftaucht und der Adoption gar nicht zugestimmt hat?

Oh Gott, ich will das nicht. Panik ergreift mich und ich springe von meinem Bett auf, auf das ich mich eben erst gesetzt habe. Ich renne raus in den Flur und schmeiße die dafür aufgerissene Türe hinter mir zu.. Dad und Blair zucken beide bei dem Knall zusammen und sehen mich erschrocken an.

"Mikis? Oh Gott, es tut mir leid. Es ist einfach so über mich gekommen und....", beginnt Blair, doch ich höre nicht zu.

"Ich will hier nicht weg, nein, ich will nicht hier bleiben, nein ich meine ich will nicht von dir weg Dad", bricht es aus mir hinaus und diesmal bin ich derjenige, der anfängt zu weinen.

"Was meinst du damit?" Verwirrt sieht Dad zwischen mir und Blair hin und her. Dann fährt ein Ruck durch ihn und er zieht mich in seine Arme.

"Oh mein Gott Mikis, nein. Wir haben dich adoptiert. Blair kann dich mir nicht einfach wegnehmen, oder?"

Ich weiß nicht wen Dad fragt oder ob er Blair ansieht, um vielleicht aus seiner Körpersprache zu lesen, aber ich spüre deutlich, wie sich Dad so verkrampft, dass er mich wirklich fast zerquetscht.

"Was? Nein. Aris..." Blairs Seufzen fährt mir durch Mark und Bein. Ich hebe meinen Kopf und sehe, wie er seine Hand an Dads Wange legt und ihm einen Kuss zuhaucht.

"Ich habe dir gesagt, ich nehme dir Eini nicht weg und das werde ich auch nicht. Ich möchte zu euch gehören und wenn das nicht geht, dann wenigstens eine Freundschaft, so dass ich meinen Sohn richtig kennenlernen kann."

"Wusstest du es?", fragt ihn Dad nun vorwurfsvoll, was mir auch schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte. Blair schüttelt den Kopf und lächelt mich an.

"Nein, ich wusste es nicht. Ich hatte nur so eine Ahnung. Das Alter, das Aussehen, die Intelligenz. Und jetzt, wo ich es weiß, muss ich mir eingestehen, dass es auch nicht zu übersehen ist. Er ein kleiner Minime, oder nicht?"

"Wann hättest du mir von deiner Ahnung erzählt? Wenn wir zusammen gekommen wären? Oder in ein paar Jahren?"

Ich merke wie Dad langsam sauer wird. Ich kann es verstehen, aber ehrlich? Es ist mir egal. Ich vertraue darauf, dass Blair es irgendwann gesagt hätte. Das alles war sicher auch nicht einfach für ihn.

"Aris, ich weiß es nicht. Ich kann doch nicht einfach zu dir kommen und sagen, 'Hey ich glaube dein Sohn ist auch mein Sohn'. So wie du in letzter Zeit auf alles reagiert hast, hättest du mir nicht geglaubt und mich zum Teufel gewünscht. Scheiße, ich kann es ja selbst kaum glauben, dass es wahr ist."

Da muss ich Blair recht geben. Dad war in letzter Zeit nicht gerade einfach. Erst seit dem ich die beiden zum miteinander Essen gebracht habe ist Dad umgänglicher gegenüber Blair. Was mich ehrlich gesagt sehr gefreut hat. Ich mag Blair sehr und egal wie er früher war, ich habe gemerkt wie er Dad gut getan hat. Auch wenn Dad es einfach nicht merken wollte.

Also ich habe mir wirklich gewünscht, Blair würde zu meinem zweiten Dad werden.

Und jetzt? Jetzt ist er sogar mein leiblicher Vater. Wenn Dad ihm jetzt noch eine Chance geben würde, dann wäre alles perfekt. 

Resort de la Pheya 13 - MikisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt