Kapitel 8

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♠Mikis♠

So früh aufzuwachen ist normalerweise nicht mein Ding, doch heute kann ich einfach nicht mehr schlafen. Das Bett ist zwar bequem, aber nicht meins, genauso wie das Zimmer ungewohnt ist. Normalerweise habe ich beim Schlafen das Fenster offen und der Lärm der Straße beruhigt mich, doch hier ist es ganz still. Hin und wieder hört man vielleicht mal jemanden sprechen oder die Tiere aus dem Streichelzoo, aber sonst ist es extrem still. Ich hoffe ich gewöhne mich noch daran, oder Dad findet eine neue Wohnung, wo ich dann auch mein Zimmer so einrichten kann wie ich möchte.

Ich stehe aus dem Bett auf und verlasse das Zimmer. Was mach ich nun so früh? Gestern Abend kam ich gar nicht mehr dazu, mich umzusehen. Als wir Jasper nach Hause gebracht hatten, räumten wir unsere Sachen aus. Ich in meinem Zimmer und Dad in seinem und in der Küche.

Nachdem wir dann noch was gegessen hatten, gingen wir beide ins Bett.

Jetzt betrete ich das Wohnzimmer und sehe mich um. Der Fernseher ist riesig. Fast doppelt so groß wie unseres. Genauso das Sofa, das ist auch riesig. Wieso brauch man sowas wenn man eh kaum daheim ist?

"Oh wow", rufe ich aus und eile zum Fernseher, wo ich in die Knie gehe und in das Regal darunter schaue. Die neuste Konsole steht da und als ich die Spiele durchsehe, kommen mir ganz viele auch bekannt vor, doch die meisten darf ich gar nicht spielen.

Ich ziehe eines meiner Lieblingsspiele heraus, gucke mich um, noch ist alles ruhig, starte die Konsole und lege das Spiel ein. Dann schnappe ich mir einen der beiden Controller die dort liegen und setze mich aufs Sofa.

Die Fernbedienung liegt direkt vor mir auf dem Tisch, doch bis ich den Fernseher an habe und das passende Programm gefunden habe, dauert ein wenig, da die Bedienung ganz anders ist als die von unserem alten Fernseher.

Aber endlich habe ich es geschafft. Oh wow, dieser Blair scheint in dem Spiel wirklich gut zu sein. Er hat einfach 98% der Errungenschaften gemacht.

Ich starte das Spiel und bin sofort gefangen darin. Ich liebe es zu zocken. Am liebsten mit Jasper. Aber ich liebe auch meine Bücher und die Schule, wenn bestimmte Personen nicht wären.

"Was machst du da mit meiner Konsole?", höre ich eine tiefe Stimme und plötzlich wird mir der Controller aus der Hand gerissen. Erschrocken springe ich auf und gehe auf Abstand zu dem furchteinflößenden Mann. Ich kenne Blair nur vom Erzählen, gesehen habe ich ihn noch nie. Doch jetzt, wo er so bedrohlich vor mir steht, bekomme ich doch ein wenig Angst. Er erinnert mich ein bisschen an Parkers Dad. Der ist nicht ganz so groß und breit aber hat auch diesen bedrohlichen Gesichtsausdruck. Ich mache noch einen Schritt zurück und schlinge meine Arme um meinen Oberkörper.

"Du bist also der Sohn des Griechen?", fragt er mich und ich denke sofort an Parker, der mich manchmal auch so nennt. 'Griechen-Nerd' oder 'freakiger Grieche'. Manchmal sagt er auch ich sei ein falscher Grieche, weil ich im Gegensatz zu meinem Dad blond und hellhäutig bin. Wie schon gesagt, weiß Parker zum Glück nicht, dass ich adoptiert bin. Dad hat mir das schon sehr früh erzählt, damit ich nicht irgendwann denke ich bin in einem bösen Traum, weil alle um mich rum anders aussehen als ich, oder ich anders als sie. Denn alle aus meiner Familie sind dunkelhaarig und von sonnengebräunter Haut. Alles was bei mir passiert ist, dass ich in der Sonne rot wie ein scheiß Krebs werde. Ich hasse Krebse.

"Ich....", will ich etwas antworten, doch bleiben mir die Wörter im Hals stecken. "Ich....", versuche ich es nochmal, doch irgendwie will es nicht so wie ich will.

"Ich..Ich...Ich...", äfft Blair mich nach, "Was ist: Ich, ich? Kannst du keinen anständigen Satz von dir geben? Wer hat dir erlaubt mit meiner Konsole zu spielen? Kannst du nicht einfach in deinem Zimmer bleiben? Sicherlich hast du einen eigenen Fernseher mit Konsole. Lasst eure Finger von meinen Sachen. Es reicht schon, dass ich meine Wohnung mit euch teilen muss", keift er mich an und ich versuche mich wirklich zu beherrschen, nicht das Weinen anzufangen, doch ich schaff es nicht. Wie kann man nur so gemein sein? Wieso gibt es überhaupt solche fiesen Menschen wie Parker und Blair? Was hab ich ihnen getan? Oder Dad? Ich balle meine Hände zu Fäuste und drücke so fest zu, dass meine Nägel sich in meine Handflächen bohren. Meine Lippen zittern.

Sein Blick bohrt sich durch mich durch. Ich schließe meine Augen und die Tränen, die sich gesammelt haben, brechen in einer Flutwelle über meine Wangen.

"Mein....Dad...hatte...so ....recht....", schluchzend ziehe ich die Nase hoch und wische mir mit meinem Arm über meine Augen um die Tränen abzuwischen. "Du....bist....ein.....Arschloch."

Ich drehe mich von ihm weg, renne in mein Zimmer und schließe es hinter mir ab, bevor ich mich in mein Bett schmeiße und weine.

"Hey, Kleiner."

Blair klopft an meine Türe, doch ich reagiere nicht. Ich will, dass er mich in Ruhe lässt.

"Komm schon, es tut mir leid. Ich wollte nicht so gemein sein. Wirklich."

Ich ignoriere seine Worte und zieh mir das Kissen über die Ohren, sodass ich ihn nicht mehr hören kann. Und hoffe, dass er aufgibt und geht. Ich hasse diesen Mann. Dad hatte sowas von recht.

Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn als ich wieder aufwache, höre ich Dad wie er mit jemandem streitet. Ich schätze mit Blair. Ich stehe vom Bett auf und schließe die Türe auf. Erstmal spicke ich durch den Türspalt, denn ich trau mich noch nicht ganz raus. Ich kann sehen wie Dad hin und her läuft und sich die Haare rauft und als er sich umdreht kann ich sehen, dass er telefoniert. Also doch kein Streit mit Blair.

Ich setze mich auf das Sofa und sehe Dad zu wie er immer noch hin und her läuft und immer wieder den Kopf schüttelt solange er zuhört.  

Resort de la Pheya 13 - MikisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt