♠Aris♠
"Nein, sie verstehen nicht. Meine Wohnung ist gestern abgebrannt, da ist nichts mehr mit Telefon."
Dieser Typ vom Telefonanbieter macht mich so aggressiv, dass ich schon beginne ihn anzuschreien. Behauptet er doch glatt, ich müsste bis zum Ende meines Vertrages bezahlen. Doch ich seh das nicht ein. Ich kann nichts dafür, dass meine Bude abgebrannt ist und ich den Vertrag deshalb kurzfristig kündigen muss. Es gibt doch sicher irgendwo eine Klausel die besagt, dass man das im Notfall machen kann, oder? Ich meine, was passiert denn mit den Kosten wenn man plötzlich verstirbt?
"Mister Dimou, wenn man stirbt ist das was ganz anderes. Sie hingegen können unseren Dienst in einer neuen Wohnung weiterhin uneingeschränkt nutzen, denn...."
"Wie soll ich das denn tun, wenn ich nicht einmal eine Wohnung habe? Das ist doch mein Problem. Ich will den Vertrag kündigen, oder meinetwegen auch pausieren, solange ich auf der Suche bin, ist das so schwer zu verstehen?"
Ein Geräusch erregt meine Aufmerksamkeit. Ich wende meinen Blick zu Mikis Zimmer und sehe, wie er daraus hervortritt.
Der Blick, mit dem er mich mahnt, geht mir mal wieder unter die Haut. Er mag es nicht wenn ich sauer oder wütend bin. Wenn er sowas mitbekommt versucht er immer mich irgendwie zu beruhigen, sodass ich nicht mehr schreie und nochmal nachdenke. Um was auch immer es geht.
"Mister Dimou, hören sie zu. Ich werde noch einmal in Ruhe mit meinem Teamleiter sprechen und ihnen dann Bescheid sagen, wie wir weiter verfahren können. Es tut mir wirklich leid für ihren Verlust, aber wir haben eben Geschäftsbedingungen, an die sich jeder halten muss."
Ich nicke und lege einfach auf.
Ich weiß, dieser Mitarbeiter kann nichts dafür, aber diese Ungerechtigkeit hat mich wütend gemacht und er war eben der Einzige, der in der Nähe war.
Ich lege mein Handy auf die Küchentheke, zu der ich während des Telefonats gelaufen bin und bereite Blairs uralte Filtermaschine für einen Kaffee vor.
Dann gehe ich zu einem der Schränke in dem, wie ich weiß, Müslischüsseln sind, ziehe eine raus und schütte Cornflakes für Mikis hinein. Nachdem ich die Milch die wir gestern gekauft haben hinzugegossen habe, stelle ich alles mitsamt einem Löffel auf den kleinen Esstisch in der Küche.
"Guten Morgen, Kumpel. Hast du wenigsten ein wenig besser geschlafen als ich?", frage ich ihn und er nickt. Was aber nicht sehr überzeugend wirkt. Ich ziehe beide Augenbrauen nach oben und sehe ihn eindringlich an.
"Ok, nein habe ich nicht, ich war schon ganz früh wach. In meinem Zimmer war es zu stickig, weil ich irgendwann in der Nacht das Fenster zugemacht habe. Hier ist es einfach zuuu ruhig Dad. Keine Straße, keine beruhigenden Autos. Ja ich weiß andere genießen die Ruhe, aber ich eben nicht. Ich habe dabei ein ganz komisches Gefühl", erklärt er mir und es tut mir so wahnsinnig leid.
"Vielleicht gewöhnst du dich dran? Ich meine, man gewöhnt sich doch meist an neue Dinge, auch wenn es einige Zeit braucht. Ich verspreche dir, ich suche so viel ich kann, damit wir hier wieder wegkönnen."
"Weißt du, an sich gefällt es mir hier. Man hat alles was man sich wünschen kann und man muss dafür nicht weit gehen. Seit neuestem gibt es auch eine kleine Arcadehalle, wusstest du das? Es gibt Eis, Milkshakes und Kuchen im Café, viele Sportarten, ein Schwimmbad, ein Supermarkt und und und. So viel und Phedoka meinte, ich darf alles kostenlos nutzen. Eigentlich will ich schon hier bleiben, nur....das Schlafen...."
Ich wuschel Mikis mit der Hand durch seine Haare. "Das mit dem Schlafen wird sicher besser, wenn sich dein Unterbewusstsein an die neue Lage gewöhnt hat und nicht jedes fehlende Geräusch als ein Warnsignal registriert." Dann ziehe ich ihn in meine Arme und drücke ihn fest an mich.
"Wir können sowieso nicht für immer hier bleiben Mikis. Ich möchte das auch gar nicht. Phe und Heya verlangen für das hier keine Miete oder Ähnliches und ich will ihre Gastfreundschaft nicht zu sehr ausnutzen. Außerdem möchte ich schon irgendwann wieder eine eigene Wohnung für uns, oder vielleicht ein Haus."
Sanft streichle ich ihm über seinen Rücken, während er sich fest an mich krallt und seinen Kopf oberhalb meines Bauches drückt. Für seine zehn Jahre ist er kleiner als die Anderen, aber das stört mich überhaupt nicht. Er wird schon noch wachsen und wenn nicht, dann ist das eben so.
Meine Gedanken schweifen ab zu Blair. Ich möchte wirklich nicht auf Dauer hier wohnen, ich denke Blair und ich würden uns früher oder später die Köpfe einhauen. Und das will ich nicht vor Mikis verantworten müssen.
Nein. Ich muss so schnell wie möglich etwas für mich und Mikis finden. Ich drücke meinen Sohn etwas von mir und zeige auf die Schüssel mit Cornflakes.
"Die sind jetzt schon ganz matschig.", erkläre ich, und verziehe das Gesicht.
Lachend setzt er sich hin und greift nach dem Löffel.
"Egal, ich mag das so", behauptet er und schiebt sich den Löffel voll mit matschigen Flakes in den Mund. Ich schüttle mich mit passendem Geräusch und er lacht noch einmal.
"Ich muss gleich arbeiten, kommst du klar? Wenn du willst, kann ich Jasper fragen ob er nach der Schule vorbeikommen will.
Er nickt heftig und verschluckt sich dabei fast an seinem Essen.
"Langsam", mahne ich ihn, doch lächle ihn verständnisvoll an.
Ich schenke mir einen Schluck Kaffee ein und trinke ihn auf einmal aus, stelle die Tasse in die Spüle, wuschel nochmal durch Mikis Haare und mache mich auf den Weg zur Arbeit.
Als ich die Türe öffne, stolpere ich fast über einen Karton. Bei genauem Hinsehen, kann ich meinen und Mikis Namen darauf erkennen. Also hebe ich ihn hoch und trage ihn schnell rein. Ein paar Minuten Zeit habe ich noch, also kann ich mir den Inhalt des Kartons noch ansehen.
"Was ist das?", fragt mich Mikis, der dazu gekommen ist.
"Ich weiß es nicht."
Ich öffne den Karton und kann Kleidung erkennen. Ich ziehe die oberen Teile raus und stelle fest, dass es Kinderkleidung ist.
Ein Brief purzelt raus. Ich öffne ihn und lese ihn laut vor.
"Lieber Aris und lieber Mikis, ich weiß wir kennen uns nicht, aber ich habe von meinen Söhnen gehört was euch passiert ist und habe gedacht, ich suche euch ein paar Dinge zusammen die ihr vielleicht brauchen könnt. Die Kleidung ist von Aaron, als er ungefähr zwölf war. Ich weiß nicht wieso ich es aufgehoben habe, aber jetzt im Moment bin ich sehr froh, dass ich es getan habe. Ich habe noch Bücher von Dustin und Spielsachen eingepackt. Für Dich Aris ist ein Rasierset dabei. Brandon hat immer wieder solche Sachen geschenkt bekommen, aber nichts damit anfangen können. Zudem habe ich noch diverse andere Dinge zusammengepackt, die du vielleicht brauchen könntest. Ich hoffe das war okay. Ich wünsche euch alles Glück und dass es für euch bald wieder aufwärts geht. Viele liebe Grüße, Brenda Odell."
"Wow, das ist so nett, oder Dad?"
Mikis spricht als erstes, voller Staunen, doch ich kann ihm nicht antworten, denn ich bin sprachlos und gerührt und....ich weiß es nicht. Es ist einfach....toll, dass es noch solche Menschen gibt. Ich muss unbedingt Aaron oder Dustin fragen wo ihre Eltern wohnen, denn ich möchte mich wirklich persönlich bei ihnen bedanken.
DU LIEST GERADE
Resort de la Pheya 13 - Mikis
Romance🍀Buch 13🍀 Es ist alles weg, vernichtet, verbrannt. Weinend steht der kleine Mikis in der Empfangshalle vor Paul und warte darauf, dass jemand seinen Dad ruft. Wie soll es denn jetzt mit ihm und seinem Dad weitergehen? Warum muss das Leben immer s...