♠Blair♠
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend springe ich die Treppe nach oben in den Club. Natürlich könnte ich auch den Aufzug nehmen, aber ich will ja nicht bequem werden. Auch wenn ich vor der Arbeit meistens im resorteigenen Fitnessstudio trainiere, versuche ich trotzdem mich so viel wie möglich zu bewegen.
Als ich auf der letzten Stufe ankomme, sehe ich Damon mit einer Kiste in der Hand im Flur zu den Personalräumen stehen. Ich bremse ab und halte mich hinter der Ecke versteckt, um zu beobachten. Ja, ich weiß sowas macht man nicht, aber ich bin neugierig.
"Meine Männer und ich haben ein paar Dinge zusammengesucht, die ihr vielleicht brauchen könnt", meint Damon und drückt Aris die Kiste in die Hand. Dieser sieht zwischen der Kiste und Damon hin und her. Seine Augen füllen sich mit Tränen und er schluckt sichtlich.
"I...ich weiß nicht was ich sagen soll, Damon."
"Nichts Aris. Es ist selbstverständlich zu helfen. Du und Mikis habt bei dem Brand alles verloren. Alles. Nicht nur die Wohnung, sondern auch euer ganzes Hab und Gut. Das ist unvorstellbar und schrecklich. Nimm es bitte an. Was du nicht brauchen kannst..." Damon zuckt mit den Schultern und wirft die Arme in die Luft.
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und in meinem Kopf rotiert es. Warte mal....sie haben...was? Ach du scheiße. Ich hatte ja keine Ahnung.
"Warum hat Aris denn nichts gesagt?", nuschle ich vor mich hin und plötzlich packt mich jemand an meiner Schulter.
"Was soll er dir denn sagen? Wärst du dann netter zu ihm? Nur aus diesem Grund? Ist das nicht etwas heuchlerisch Blair?", fragt mich Damon und belegt mich mit einem mörderischen Blick. Ob er gehört hat, wie ich mich seit ihrem Einzug verhalten habe?
Ich schüttle seine Hand ab und gehe in Abwehrhaltung.
"Was willst du, Damon? Für wen hältst du mich? Ja, Aris und ich können uns beide nicht besonders ab, aber dennoch würde ich ihm niemals so eine Katastrophe wünschen. Niemandem. Naja, vielleicht doch, meinem schlimmsten Feind, aber Aris gehört sicher nicht dazu."
Damon schüttelt den Kopf und macht sich schnaubend davon.
"Lass ihn einfach in Ruhe McKnight", ruft er noch über seine Schulter und verschwindet dann aus dem Club.
Kopfschüttelnd folge ich ihm. Doch als ich an der großen Türe ankomme, habe ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Ich spüre die Laseraugen regelrecht in meinem Nacken, so dass ich mich zur Bar umdrehe und direkt in Aris wahnsinnig intensive Augen schaue. Jetzt erkenne ich auch wie verletzt er ist, seine schwarzen Augenringe zeugen von schlaflosen Nächten und er hat abgenommen. Oh Gott, dass mir sowas auffällt sagt ja schon einiges. Kopfschüttelnd über mich selbst, drehe ich mich wieder weg und verlasse den Club. Erst gegen sechs werde ich wieder kommen, wenn der untere Bereich offiziell öffnet.
Inständig hoffte ich dass Aris Sohn, ich weiß nicht einmal wie er heißt, in der Schule sein wird, wenn ich jetzt nach Hause komme. Ich wüsste nicht, wie ich mich ihm gegenüber nun verhalten sollte, nachdem ich jetzt ihre Situation kenne. Ich habe es heute morgen ja nicht so böse gemeint wie es rüberkam, ich war einfach nur genervt und sauer, dass er einfach meine Sachen benutzt. Hätte er mich gefragt, hätte ich sicher nicht nein gesagt. Er kann doch auch nichts für seinen Vater. Ach verdammt.
Ich öffne die Türe und horche zuerst bevor ich eintrete. Doch es ist ganz still in der Wohnung. Also setze ich einen Schritt hinein und schließe die Türe, sanft, hinter mir.
Vielleicht ist er wirklich in der Schule, oder in seinem Zimmer.
Ich schmeiße meinen Schlüssel in die Schale auf dem Schuhschrank, kicke meine Schuhe von meinen Füßen, ziehe mir mein Hemd über den Kopf und lasse es dort fallen wo ich stehe.
Als ich um die Ecke zur Küche biege zucke ich kurz zusammen, denn ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass der Kleine am Esstisch sitzt, vor ihm Bücher, Block und Stifte ausgebreitet.
Mit einem vorsichtigen "Hey", begrüße ich ihn, doch er scheint mich nicht zu hören. Also stupse ich seine Schulter an, was ihn höllisch erschrocken zusammenfahren und mit der Hand auf die Brust nahe seines Herzens schlagen lässt.
"Himmelherrgott", entfährt es ihm und bringt mich damit kurz zum Auflachen.
Himmelherrgott? Von einem, wie alt ist er? Zehnjährigen? Das ist auch mal was Neues. Jedes andere Kind hätte mit 'fuck' oder 'shit' um sich geworfen.
Er zieht sich Ohrstöpsel aus seinen Ohren, die ich gar nicht registriert habe.
"Tut mir leid. Ich habe nicht gesehen, dass du Musik hörst", entschuldige ich mich reuevoll, ziehe einen Stuhl vom Tisch und setze mich zu ihm.
"Was machst du da? Hausaufgaben?", frage ich neugierig und blicke über die ganzen Bücher die dort liegen. Wirtschaftsmathematik und Englisch Klasse 8, kann ich erkennen. Dann fliegt mein Blick über das, was er auf seinen Block geschrieben hat und ich sehe ihn überrascht an.
"Wow, faszinierend. Wie alt bist du? Zehn? Elf?"
"Zehn", antwortet er sofort und ich nicke beeindruckt.
"Das sind alles Aufgaben aus diesem Buch? Und du hast sie selbst gerechnet?"
Mit zusammengepressten Lippen nickt er.
"Nicht schlecht, ein kleiner Einstein, was?"
"Ich bin noch lange keiner."
"Aber auf dem besten Weg dorthin."
Abschätzig sieht er mich an. Er traut meiner Nettigkeit wohl nicht und hat vielleicht das Gefühl, ich verarsche ihn gerade, aber ich bin wirklich beeindruckt von ihm, vor allem erinnert er mich sehr an.....mich selbst....
Mein Blick huscht über seine ganze Gestalt. Wie er zusammengekauert auf dem Stuhl sitzt, als würde ihn gleich eine Bombe treffen. Seine blonden Haare und diese wahnsinnig blau leuchtenden Augen, so ganz anders als Aris. Ob er seiner Mum ähnelt? Denn von Aris sieht man in diesem Jungen nichts. Gar nichts.
"Ich kenn diesen Blick. Du fragst dich wieso ich nicht aussehe wie Dad, stimmts?"
Schlaues Kerlchen, wirklich.
"Ja, irgendwie schon."
"Ich bin adoptiert. Dad und mein Vater haben mich adoptiert als ich ein Baby war."
Was?
Was hat er gerade gesagt? Habe ich das richtig gehört?
Mein Hirn beginnt zu rattern. Ich springe vom Stuhl auf und laufe hin und her. Das kann nicht sein, oder? Kann das sein? Fuck, was? Er ist adoptiert, er ist zehn und er sieht aus...nein...das wäre ein viel zu großer Zufall. Aber sein ganzes Auftreten, seine überdurchschnittliche Intelligenz auf die seine Hausaufgaben deuten. Das kann doch kein Zufall sein, oder?
Ich muss gehen. Am Besten weit weg von dem Ganzen.
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Resort de la Pheya 13 - Mikis
Romance🍀Buch 13🍀 Es ist alles weg, vernichtet, verbrannt. Weinend steht der kleine Mikis in der Empfangshalle vor Paul und warte darauf, dass jemand seinen Dad ruft. Wie soll es denn jetzt mit ihm und seinem Dad weitergehen? Warum muss das Leben immer s...