Kapitel 13

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•Caleb•

Ich saß vor meinem Vater in seinem Büro und wartete geduldig auf meinen nächsten Auftrag.
Seit meinem neunzehnten Lebensjahr, half ich beim Beritt neuer Pferde und heute sollte ein neues zu Rugby und ein paar weiteren hinzukommen.

„Also"
setzte er an und ich beugte mich nach vorne um auf die Unterlagen zu sehen, die er vor mir ausbreitete.
„Cannavaro, 5 jähriger Wallach, als Springpferd gezogen.
Die Besitzer brauchen Hilfe bei der Grundausbildung, wenn du mich fragst passiert das alles viel zu spät, aber was will man machen."
Ich überflog die Infos die auf den Blättern abgedruckt waren, nickte hin und wieder und sah mir ein Bild des Pferdes an.
Ein Schecke, gute Figur, etwas wenig bemuskelt, doch nicht wirklich dramatisch.

„Hört sich gut an"
murmelte ich.
„Ist auch gut zu erreichen, nicht zu weit weg"
Mein Vater nickte zustimmend.
„Morgen müsstest du das erste mal hin, sie haben noch einen weiteren Bereiter, allerdings reicht dieser wohl nicht."
Er schob die Blätter wieder zusammen, packte sie in einen Ordner und schob ihn mir über den Tisch.
„Behalt die Unterlagen, 13:40 Uhr ist abgemacht für morgen."
Ich nickte, griff nach dem Ordner und stand auf.

„Ich werde da sein"
Mit diesen Worten verließ ich sein Büro, folgte dem Flur und betrat kurz darauf mein Zimmer.
Mein Vater und ich hielten unsere Gespräche mittlerweile ziemlich knapp.
Zwar verletzte es mich, doch in mir glimmte immer noch die Hoffnung, dass er mich irgendwann so akzeptierte, wie ich war.

Geschafft vom heutigen Tag, warf ich den Ordner auf den Schreibtisch, zog mich um und lies mich auf mein Bett fallen.
Ein letztes Mal scrollte ich durch meine Nachrichten bevor ich das Handy beiseite legte und einschlief.
•••
„Hallo Mr. Davies"
Eine ältere Frau kam mir entgegen, als ich auf den Stall zulief und hielt mir ihre Hand entgegen.
„Guten Tag Mrs. Charls"
Freundlich ergriff ich ihre Hand, drückte sie kurz und lies sie wieder los.
„Es freut meinen Mann und mich sehr, das sie es einrichten konnten!"
Das hoffnungsvolle Lächeln, was ihre Mundwinkel umspielte war so ehrlich das ich nicht anders konnte als das Lächeln zu erwidern.
„Das ist mein Job"

„Aber sicher"
Sie sah mich dankbar an, bevor sie Richtung Stall lief.
Ich folgte ihr und kurz darauf standen wir in einem riesigen Gang.
Uns sahen einige Pferde entgegen, die definitiv sportlicher Abstammung waren.
Einige grummelten zur Begrüßung, die anderen widmeten sich gelangweilt dem Heu.

„Dürfte ich sie was fragen?"
Mein Blick glitt zurück zu der alten Dame neben mir, bevor ich nickte.
„Selbstverständlich"
Sie rieb sich nervös ihre faltigen Hände und blieb kurz darauf stehen.
Neugierig drehte ich mich zu ihr und wartete ab.
„Toby ist doch jetzt bei ihnen am Stall, habe ich Recht?"
Ich lächelte.
„Ja das ist er"
Ihre Augen fingen an zu glänzen und ich meinte sowas wie Erleichterung in ihrem Ausdruck ausmachen zu können.

„Das freut mich"
Sie legte eine kurze Pause ein, während sie wieder loslief.
„Er hat ziemlich schnell unseren Hof verlassen, wissen sie?
Danach hat er sich nicht mehr gemeldet..
Ich habe mir einfach Sorgen gemacht, Toby war wirklich ein netter junger Mann."
Mein Blick auf den Schecken gerichtet der in der Box stand auf die wir zuliefen, fuhr ich mir durchs Haar.

„Es geht ihm gut, sie müssen sich keine Sorgen machen"
sprach ich ihr gut zu.
Anschließend stoppten meine Beine vor der Box.
„Das freut mich"
Kurz musterte die alte Dame mich, bevor sie zu ihrem Pferd sah.
„Das ist wie sie wissen, Cannavaro."

•Toby•

Verpennt lag ich auf dem Sofa meiner Wohnung und scrollte planlos durch mein Handy.
Bisher hatte ich es noch nicht geschafft, die nötige Motivation aufzubringen um in den Stall zu fahren.
Dabei war es bereits 15:00 Uhr.
Genervt von der Tatsache, das Coco's Box noch gemistet werden musste, raffte ich mich auf.

Ohne ein Hauch der Motivation, verdrückte ich mich in mein Ankleidezimmer und griff wahllos nach irgendwelchen Reitklamotten, die wenigstens so ein bisschen zusammenpassten.
Meine schwarze Reithose und mein graues Shirt kamen mir da gerade recht.
Langsam zog ich mich um und lief kurz darauf Richtung Wohnungstür.
An meinem Schlüsselboard machte ich kurz Halt, griff nach meinem Haustür- und Autoschlüssel bevor ich meine Wohnung verließ.

Meine Tritte hallten in dem Treppenhaus wider, während ich nach unten lief.
Früher hatte es mich genervt, doch mittlerweile hörte ich es schon garnicht mehr.
Als ich nach draußen trat, blies mir frische Luft ins Gesicht.
Lächelnd trat ich den Weg zu meinem Auto an und ignorierte gekonnt die streitenden Nachbarn.
Alles so wie immer.

Bei meinem Wagen angekommen stieg ich ein und startete den Motor.
Während dieser Ansprang, befestigte ich den Sicherheitsgurt und parkte kurz darauf aus.
Fluchend - da mich jemand echt dicht zugeparkt hatte, fuhr ich fast in einen alten Korsar der mich beleidigt anzusehen schien.
„Sorry"
grummelte ich, wohlwissend das diese alte Rostlaube sowieso nichts hören konnte.
•••
Ich fuhr auf den Hof und entdeckte sofort Charlotte die auf dem Dressurplatz ihre Runden drehte.
Mein Auto geparkt und abgeschlossen, lief ich zu ihr hinüber.
„Hey"
sie kam mit dem großen Wallach vor mir zum stehen und grinste übers ganze Gesicht.

„Na?"
Lächelnd stützte ich meine Unterarme auf dem weißen Zaun ab, der schon etwas mitgenommen aussah.
Neugierig streckte sich mir eine dunkle Nase entgegen, die ich lachend streichelte.
„Was hast du heute so vor?"
Sie lehnte sich neugierig weiter nach vorne.
„Nichts weiter, nur Box misten"
Genervt verdrehte sie die Augen.
„Da ist ja sogar mein Dressurtraining für ein dämliches A spannender, als das"
Lachend strich ich ihrem Pferd etwas Heu aus dem Mundwinkel und sah zu ihr hoch.
Das sowieso.

„Nur für ein A?"
Sie zuckte mit den Schultern.
„Ich habe momentan keinen Trainer, möchte mir die Turniere aber ungern nehmen lassen"
Kurz dachte ich nach.
„Ich könnte Silas fragen, ob er Lust hätte dir zu helfen."
Ihre Augen glänzten verräterisch.
„Das wäre super Toby"
„Ich weiß, ist ja auch meine Idee"
Lachend klapste sie mir, mit ihrer Gerte auf den Kopf, bevor ihr Blick kurz hinter mich glitt.
„Jaja, ich merke schon. Caleb färbt auf dich ab!"
Fragend zog ich eine Augenbraue in die Höhe.
„Ach, tut er das?"
Sie zog ihre Augenbrauen hoch, als wüsste sie ein wichtiges Geheimnis, was mir verborgen bleiben sollte.
Mit einem süffisanten Grinsen nickte sie.
„Oh Wow, vielen Dank."

Plötzlich legten sich Arme von hinten um meinen Körper.
Ich zuckte zusammen und drehte alarmiert meinen Kopf.
„Ich wusste garnicht das ich so schlimm bin."
Caleb's Grinsen lies mich erleichtert ausatmen.
„Gott, hast du mich erschreckt"
Lachend lies er mich los und strubbelte durch mein Haar.
„Eh!"
entrüstet zog ich meinen Kopf zurück, während Charlotte lachend auf ihrem Pferd saß.

„Wo warst du?"
Sie glitt aus den Steigbügeln und stieg ab, anscheinend war hiermit ihre Trainingseinheit beendet.
„Bei einem Beritt Pferd"
Er zuckte unbeteiligt mit den Schultern.
Seine Freundin öffnete das kleine Gatter und verließ den Reitplatz, wir folgten ihr.
Schwungvoll legte er mir einen Arm um die Schultern, wobei ich zu straucheln begann.
„Hast du einen Clown gefrühstückt?"
fragte ich sarkastisch und beobachtet ihn von der Seite.

„Nah.. ich bin nur froh heute keinen Flieger gemacht zu haben."
Seine blauen Augen blitzten belustigt und direkt schlug mein verräterisches Herz ein paar Takte schneller.
„So lange du in einem Stück wieder aufstehst ist doch alles gut."
witzelte ich.
Grimmig musterte er mich von der Seite.
„Bist du je an einer Bande verloren gegangen?"
Kurz überlegte ich.
„Ganz früher, als ich dreizehn war oder so."
„Ich hoffe es tat weh."

Schockiert blieb ich stehen.
Caleb's Arm rutschte um meinen Hals weswegen er eilig anhielt.
„Du Arsch!"
Er musterte prüfend mein Gesicht bevor kleine Lachfältchen auf seinem entstanden.
Er trat wieder einen Schritt auf mich zu.
„Ist doch nicht so schlimm wenn du in einem Stück wieder aufstehst"
flüsterte er neckisch.
Sein Atem streifte mein Gesicht, bevor er sich abwendete und voranging, mich mitziehend.

About you and Me (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt