Kapitel 23

542 25 1
                                    

•Toby•

Nervös fuhr ich auf die Einfahrt meiner Eltern.
Das sie mir nicht gesagt hatten um was es ging, war ziemlich untypisch.
Seufzend öffnete ich die Autotür und stieg aus.
Ein gedämpftes bellen bestätigte mir, dass der Schäferhund meiner Eltern mich bereits gehört hatte.

Mit schweren Schritten schleppte ich mich die kleine Treppe Richtung Haustür hinauf und noch bevor ich klingeln konnte wurde diese geöffnet.
„Toby!"
Meine Mutter stand mit einem strahlenden Lächeln vor mir.
Ich bückte mich etwas um sie zu umarmen.
„Es freut mich so das du es einrichten konntest"
Sie löste sich von mir und trat einen Schritt zur Seite.
Mit einem Schmunzeln trat ich ein.
„Ich freue mich auch wieder hier zu sein"
Noch während ich in den Flur trat, schoss Pablo mir entgegen und quietschte vor Begeisterung als er mich sah.

Lachend kniete ich mich vor ihn und streichelte sein dichtes Fell.
„Komm, das Essen ist fertig"
Meine Mutter eilte in die Küche, während ich ihr lächelnd hinterher sah.
Mit einer letzten Streicheleinheit erhob ich mich und folgte ihr, in die Küche.
Mein Vater saß bereits am Tisch und löste ein Kreuzworträtsel.
Kurz sah er auf und lächelte mir zu, bevor er sich wieder auf seine Aufgabe konzentrierte.
„Nun pack doch mal dieses Zeug weg! Jetzt wird gegessen.
Toby? Setz dich."
Mich auf einen Stuhl an dem kleinen Tisch niederlaßend, spähte ich auf das Raster vor meinem Vater.
Nachdenklich verzog ich das Gesicht.
„Ich komm einfach nicht drauf!"
beschwerte er sich und verfiel direkt wieder ins nachdenken.
Angestrengt durchsuchte ich mein Hirn, nach einer möglichen Lösung.
Allerdings fand ich keine.

„Jungs!"
Unsere Blicke schossen nach oben und trafen auf den empörten meiner Mutter.
Hastig schlug mein Vater die Zeitung zu und warf sie auf die Fensterbank hinter sich.
Zufrieden lies sich Mum am Tisch Nieder und fing an uns essen aufzuladen.
„Wie geht es Coco?"
Neugierig beobachte sie mich dabei wie ich mir Wasser eingoss.
„Gut, der neue Stall ist super."
Einen Schluck trinkend, fing ich den zufriedenen Gesichtsausdruck meines Vaters auf.
„Und dir?"
„Auch"
Ich fing an zu essen, spürte aber das etwas ungesagtes in der Luft hing.
„Wieso wolltet ihr eigentlich, dass ich komme?"
versuchte ich das Thema anzuschneiden, ohne unhöflich zu klingen.
Ein Betretenes Schweigen folgte.
Verwirrt sah ich dabei zu, wie meine Mutter aufhörte zu essen und mein Vater nervös mit dem Bein wackelte.
„Mum? Dad?"
Vorsorglich legte ich die Gabel weg und sah beide erwartungsvoll an.
„Toby.."
Meine Mutter holte tief Luft, bevor sie weitersprach.
„Gibt es da vielleicht etwas, was du uns sagen willst?"
Mein Herz blieb für eine Sekunde stehen.
Nein.
Leider war es zu spät, mein Entsetzen zu überspielen, denn mir war bereits alles aus dem Gesicht gefallen.
Stillschweigend sah ich die beiden einfach nur an.
Noch hatte ich Hoffnung.
„Was sollte ich euch sagen wollen?"
„Beispielsweise, dass du jemanden kennengelernt und nichts von ihm erzählt hast"
Meine Mutter zog eine Augenbraue hoch und ich bereitete mich auf eine Schimpftriade vor, doch es folgte nur ein gequältes Seufzen meines Vaters.

„Woher-"
Ich unterbrach mich selbst und atmete tief durch.
„Woher kennst du ihn?"
Schuldbewusst sah ich meine Mutter an.
„Aus dem Stall, in dem Coco jetzt steht."
„Ist er der erste?"
„Nein"
Sie sah mich mit einem traurigen Lächeln an.
„Wir wissen es von Judy. Ihre Tochter ist ebenfalls bei dem Turnier von Reiners gestartet."
Mein Blick glitt zu dem Mann neben mir und ich nickte kurz.
„Warum hast du uns nichts erzählt?"
Die zierliche Hand meiner Mutter fand meine und umschloss sie zärtlich.
Nachdenklich runzelte ich die Stirn.
„Ich wollte euch nicht enttäuschen"
Das war nur die halbe Wahrheit.
Doch ich wollte den beiden ungern, meine Angst vor der Intoleranz, auf die Nase binden.

„Uns enttäuschen?"
Mein Vater lachte.
„Toby, um uns zu enttäuschen braucht es einiges mehr als einer sexuellen Orientierung"
Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
„Tja.."
Noch bevor ich weiterreden konnte, zog mich meine Mutter auf die Beine und schlang ihre Arme um mich.
Mit erschrecken musste ich feststellen das sie weinte.
„Mum?"
Überfordert suchte ich ihren Blick, doch sie hatte sich an mein T-Shirt geklammert, aufgrund dessen ich es nicht sehen konnte.
„Es tut mir so leid, dass du dieses Gefühl hattest uns nichts erzählen zu können"
Schluchzend strich sie mir über den Rücken.
Hilfesuchend sah ich zu meinem Vater, dieser lächelte unbekümmert und schüttelte unmerklich den Kopf.
„Alles okay"
Ich drückte sie ein Stück von mir und strich eine Träne beiseite.
„Wie heißt er?"
Ihre brüchige Stimme, zog ziemlich an meinen Nerven.
„Caleb"
Mein Vater stand ebenfalls auf und nahm seine Frau in den Arm.
„Gehört ihm auch der Fuchs den du da geritten bist?"
„Ja"
Ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
„Wir müssen ihn unbedingt kennenlernen!"
•••
Nach einem nervenaufreibenden- allerdings schönem Abend, saß ich auf meinem Bett und sah auf die Uhr.
Es war bereits kurz nach Mitternacht, doch mich fand die Müdigkeit nicht.
Seufzend griff ich nach meinem Handy und wählte Silas' Nummer.
Als er nicht ranging stieß ich einen frustrierten Seufzer aus und klickte stattdessen auf unseren Chat.

Wo bist du?

Kurz darauf schaltete ich mein Handy aus und rollte mich auf die Seite.
Durch mein halb geöffnetes Fenster, hörte ich die Autos auf der Straße und einige betrunkenen Leute auf dem Bürgersteig.
Nach weiteren zehn Minuten, griff ich erneut nach dem Handy und schrieb Caleb eine Nachricht.

Bist du noch wach?

Die richtige Frage wäre
gewesen; wer nicht?

Grinsend betrachtete ich die schwarzen Buchstaben.
                                                Was treibst du?

Ich warte unauffällig auf
eine Rückmeldung, was deine
Eltern wollten..

Lachend drückte ich auf den Anrufbutton, nur um kurz darauf seine Stimme zu hören.
„Wurde auch Zeit"
„Entschuldige"
Das Schnauben eines Pferdes kam aus dem Hörer und ich musste erneut lachen.
„Bist du im Stall?"
„Jup"
„Wow"
Grinsend schloss ich die Augen.
„Komm her"
„Und dann?"
„Dann erzählst du mir von deinem Tag"
„Ist es kalt im Stall?"
„Nein"
„Gib mir 10 Minuten"
Ich legte auf und sprang aus meinem Bett.
Eilig schlüpfte ich in meine Sneaker und griff nach meinem Autoschlüssel, bevor ich die Tür öffnete und die Treppen nach unten lief.
•••
Als ich den Stall betrat kam nur aus einer Box Licht.
Ich folgte dem Gang herunter zu Pico's Box und kam davor zum stehen.
„Du hast gelogen"
brummte ich und zog die Tür auf.
Sowohl Caleb, als auch Pico sahen mich an.
Verwundert sah ich zu den Fuchs , der neben seinem Besitzer im Stroh lag und genüsslich auf seinem Heu herum kaute.
„Es ist kalt"
Vorsichtig zog ich die Box wieder zu und ging langsam zu Caleb, nur um mich kurz darauf neben ihm nieder zu lassen.
Er deaktivierte seine Handy Taschenlampe und zog mich zu sich.

„Dann Wärme ich dich"
Seine Arme legten sich um meinen Körper und zogen mich enger an seinen warmen Körper.
„Also, was für ein Anliegen hatten deine Eltern?"
Ich lehnte mich gegen seine Brust und strich über Pico's Mähne.
„Sie wissen über uns Bescheid"
Kurze Stille legte sich über die gemütliche Kulisse, nur das vertraute Geräusch der Pferde war zu hören.
„Ist das gut oder schlecht?"
„Gut"
„Himmel, jag mir nicht so einen Schrecken ein!"
Lachend drehte ich meinen Kopf zu ihm und legte meine Lippen auf seine.
Ohne Umschweife erwiderte er den Kuss.
„Sie wollen dich kennenlernen."
flüsternd zog ich mich zurück.
„In Ordnung"
Ein Kuss auf mein Haar drückend, lehnte er sich gegen die Holzwand.
Mein Rücken an seine Brust angelehnt schloss ich die Augen.
Pico streckte sich und somit landete sein großer Kopf auf meinen Beinen.

Zufrieden strich ich über seine Nüstern und genoss das beruhigende Gefühl.

About you and Me (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt