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Die Luft fühlte sich schwül und heiß auf der Haut des jungen Mannes an. Der Asphalt flimmerte unter der drückenden Hitze. Die vergangenen sechs Stunden, die er in Flugzeug und Zug verbracht hatte, hatten die ganze Sache nicht viel besser gemacht.

Die Sonne, die auch am Nachmittag noch hoch am Himmel stand, schien erbarmungslos auf die staubigen Vorgärten der Nachbarschaft herab.

Mexify stand vor der Eingangstür eines Mehrfamilienhauses. Hinter ihm, auf den schmutzigen Steinen, standen seine beiden Koffer.

Er zögerte kurz, bevor er seinen Finger auf den Klingelknopf drückte und dann einen Schritt zurück trat. Kurz wunderte er sich über sein Zögern, schüttelte den Gedanken dann aber ab, als es in der Sprechanlage rauschte und knisterte.

„Ja?"

„Ich bin's!", erklärte Mexi und versuchte, immerhin etwas Elan in seine Stimme zu legen. Es gelang ihm mehr oder minder.

„Nice! Dann komme ich jetzt schnell runter und bringe dich zu Ju."

Mexi brachte nur noch ein Nicken zustande, das der andere ja definitiv nicht hören konnte. Es war eigentlich wirklich sinnlos, dass er erst hierher gekommen war, anstatt direkt zu Ju zu gehen. Dort hätte er sich wenigstens umziehen und sich etwas ausruhen können.

Die Tür ging auf und blaue Haare und ein breites Grinsen schoben sich in der Form von Rezo in sein Sichtfeld.

„Mexi!", rief er weitaus mehr enthusiastisch als der Angesprochene sich fühlte. Rezo schlang seine Arme um ihn und klopfte ihm zur Begrüßung auf den Rücken.

„Wie geht's dir? Soll ich dir was abnehmen?" Ohne die Antworten abzuwarten, schnappte er sich die Koffer und zog Mexi mit. Trotz seiner Erschöpfung grinste er. „Mir geht's ganz gut eigentlich", erwiderte er fröhlich.

Rezo hatte ihn gebeten, sich zu melden, wenn er ankam.

Es war nur ein kurzer Weg von Rezos Wohnung bis zu Ju's Haus, den die Beiden in Windeseile bewältigten. Mexi war längst wieder bester Laune und er wollte gerade an Ju's Tür klingeln, als Rezo ihn zurückhielt.

„Ich hab vorhin mit Thomas geschrieben. Er meinte, Ju wäre endlich eingeschlafen und wir sollten ihn auf keinen Fall wecken."

Mexi sah ihn verwundert an. „Ich hab gar nicht gemerkt, dass Thomas sein Babysitter ist."

„Ist er nicht; kommt mir aber auch manchmal so vor."

Ihr gemeinsamer Freund Julien Bam war die lebendige Definition eines Workaholic. Es war für alle jedesmal ein Wunder, dass der Mann nicht unter dem Stress zusammenbrach. Deshalb war es schon etwas besonderes, wenn Ju mal eine Nacht komplett durchschlief.

„Du darfst eigentlich gar nichts sagen", erklärte Mexi, „Wie oft hat deine Assistentin dich schon vom PC wegzerren müssen?"

Es war ein Scherz, aber es steckte ein wahrer Kern darin. Rezo wandte sich mit einem halben Grinsen ab. „Und du bist nicht überarbeitet, oder was?"

„Doch schon, aber ich hab halt keine Assistenten, die das anderen mitteilen."

Rezo kicherte und wurde dann wieder ernst. „Wenn du Unterstützung brauchst, bin ich da für dich."

Die beiden schwiegen kurz.

„Das ist jetzt mega der Deeptalk geworden", bemerkte Rezo.

Mexi lachte. „Worauf warten wir jetzt eigentlich?"

Rezo brachte ein Oh heraus, zog dann sein Handy heraus und begann, hektisch darauf herum zu tippen.

Einige Augenblicke später öffnete Thomas ihnen die Tür. Der Mann sah etwas erschöpft aus. „Ju schläft im Wohnzimmer. Wenn ihr seinen Mittagsschlaf stört, bringe ich euch um die Ecke."

everything and nothingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt