17.

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Es regnete. Die kühle Luft brannte auf seiner Haut und Rezo schloss die Glastür zum Garten.

Er drehte sich zu Ju und Mexi um, die beide in ein Gespräch vertieft waren.

Die Woche war vorüber. Sie war viel zu schnell vorüber.

Rezo ließ den Blick durch das Wohnzimmer wandern. Mexis Gepäck stand fein säuberlich gestapelt neben dem Jüngeren und Rezo hasste es. Er wollte nicht, dass Mexi ging. Alles in ihm verlangte nach Mexi.

Ihr 'Deal' war gewesen, dieses ganze Beziehungsding für diese eine Woche auszuprobieren. Gratis Testwoche, wie Ju es genannt hatte.

Die war jetzt abgelaufen und wenn Rezo Mexi weiterhin haben wollte, würde er den richtigen Preis zahlen müssen. Er würde das Risiko eingehen müssen.

Mexi sah ihn an und lächelte. Es sah gezwungen aus und Rezo hasste es.

Er räusperte sich. "Wollen wir schon mal deine Koffer ins Auto bringen?"

Ju verdrehte die Augen. "Ihr könnt mir auch einfach sagen, dass ich kurz weggehen soll, dann müsst ihr eure Beziehung nicht im Regen klären."

Mexi zog peinlich berührt die Schultern hoch. "Äh, ja, dann geh mal kurz weg, bitte." Der Ältere schnaubte belustigt, warf Rezo dann aber einen ernsten und gleichzeitig sehr sanften Blick zu, bevor er aus dem Wohnzimmer trat.

"Ich geh mal kurz eine rauchen", verkündete er noch und schloss dann die Haustür hinter sich.

Für einen Moment lang überlegte Rezo, ob und wenn ja, wann er Ju von dem Pool-Vorfall erzählen sollte, dann überbrückte er die wenigen Schritte zu Mexi und blieb vor ihm stehen.

"Was machen wir jetzt?", fragte er leise, den Kopf gesenkt.

Mexi strich ihm mit einer Hand durch die Haare. "Ich weiß es nicht", gab er zu und hörte sich ähnlich verzweifelt an, wie Rezo sich fühlte.

"Mexi?"

"Hm?"

"Ich glaube, ich verlieb' mich wirklich in dich." Rezo hob den Kopf. Mexis Augen waren klar und sie leuchteten.

"Ich auch. Also-" Rezo küsste ihn, bevor er etwas anderes sagen konnte.

"Ich bin kein Typ für eine Fernbeziehung", warf Mexi ein, als sie sich voneinander lösten.

Rezo nickte. "Ich weiß."

"Ich versuche, so schnell ich kann, eine Wohnung hier in Aachen zu finden, aber-" Mexi stockte. Er hob die Schultern. "Ich weiß nicht, was wir bis dahin machen."

"Wir machen es so wie vorher", schlug Rezo vor, obwohl ihm der Gedanke nicht gefiel. "Und immer, wenn wir uns sehen, haben wir das hier." Er deutete auf sich selbst und Mexi.

Der Jüngere nickte langsam. "Vielleicht ist das fürs Erste das Beste."

Wie konnte es das Beste sein, wenn es sich so unfassbar falsch anfühlte?

"Nicht für immer", fügte Mexi hinzu, "nur für jetzt."

Die Haustür öffnete sich leicht. "Mexi, dein Flug geht in einer Dreiviertelstunde", verkündete Ju, ohne den Flur zu betreten. "Wir sollten so langsam losfahren, damit es nicht zu spät wird."

Rezo schlang seine Arme um Mexi und zog ihn eng an sich. Sein Herz schlug heftig gegen seine Rippen, als der andere für einen kurzen Moment den Kopf auf seiner Schulter ablegte.

Die Autofahrt war ruhig, zu ruhig.

Rezo sah zu, wie Mexi seine Koffer abgab. Sah zu, wie er Ju zur Verabschiedung umarmte und sich dann zu ihm umdrehte.

Er warf einen Blick zu beiden Seiten, bevor er einen Schritt auf den Jüngern zu machte und ihm einen Kuss auf die Stirn gab.

"Ich werd' dich echt vermissen", gab er kaum hörbar zu und Mexi lächelte zustimmend.

"Ich dich auch", erwiderte er.

"Bis spätestens in ein paar Wochen."

"Was ist dann?"

"Dann halte ich es nicht mehr ohne dich aus."

Mexi lachte. Dann trat er einen Schritt zurück. Und noch einen. Er hob die Hand zum Abschied, bevor er sich umdrehte und irgendwo in der Sicherheitskontrolle verschwand.

Fuck.

Die Rückfahrt war ähnlich still, bis Ju sich räusperte. "Es hat aufgehört zu regnen. Wenn du willst, können wir nachher noch in den Pool."

Rezo schüttelte mit dem Kopf. "Lieber nicht. Ich meine, es ist schon bald Herbst."

Ju zuckte gleichmütig mit den Schultern.

Eine Weile herrschte wieder Schweigen. "Wann wolltet ihr mir eigentlich sagen, dass ihr Sex in meinem Pool hattet?", fragte er dann.

Rezo erstarrte. "Äh, ich - also Mexi und ich-" Er räusperte sich und fing einen amüsierten Blick von Thomas im Rückspiegel auf. "Woher weißt du das?"

"Ihr habt beide nach Chlor gerochen, ihr wart alleine und ihr habt in der ganzen letzten Woche sehr seltsam reagiert, wenn man das Wort Pool benutzt hat. Ziemlich obvious also."

"Du bist nicht so sauer, wie ich gedacht hatte", stellte Rezo fest.

Ju zuckte erneut mit den Schultern und schwieg kurz. "Du weißt aber schon, dass der Garten videoüberwacht ist, oder?"

"Was?"

"Die Frage ist jetzt: Muss ich mir erst das Videomaterial anschauen und daraus eine Powerpoint-Präsentation machen, damit du morgen nach Madeira fliegst?"

Ju sah ihn direkt an, ein Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln. "Du liebst ihn nämlich, falls es dir noch nicht aufgefallen ist."

Rezos Kopf schwirrte. "Ist das so offensichtlich?"

"Ich will jetzt nicht ja sagen, aber ja. Schon seit wir beide Mexi kennen."

Der Jüngere kicherte. Er fühlte sich seltsam leicht.

Halte es auf keinen Fall ein paar Wochen aus, tippte er in sein Handy.

Mach schon mal Platz in deinem Bett

Natürlich würde Mexi das erst in ein paar Stunden lesen, wenn er gelandet war, aber das war ihm gerade egal.

Denn er würde es lesen, ganz gleich, ob früher oder später.

Vielleicht würde er die Nachrichten als Witz abtun. So, wie sie es immer getan hatten.

Aber vielleicht würde er wissen, dass Rezo es genauso meinte.

So, wie er es schon immer genauso gemeint hatte.

                                                                                            

[Ende]


So, das war es mit dieser Fanfiction, die irgenwie als halbe Idee entstanden ist und dann so eskaliert ist. Ich habe allerdings schon etwas Neues in Planung, keine Angst. (Angst ist eigentlich das richtige Stichwort für die FF in Planung - ich verrate nur so viel: Rezofy meets Kommunikationsschwierigkeiten - aber wir werden sehen)

Danke an alle, die diese Geschichte gelesen haben, mit so vielen hätte ich ehrlich nicht gerechnet! 

<3

everything and nothingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt