6.

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Mexi war ein am Boden liegender Mann. Also, nicht buchstäblich. Denn eigentlich lag er noch immer auf einem ziemlich weichen Bett in den Armen eines Freundes. Und uneigentlich knallte die Sonne durch einen Spalt im Vorhang direkt in sein Gesicht und er konnte sich nicht bewegen, ohne Rezo, der noch immer tief und fest schlief, zu wecken. Das war zwar nicht Mexis wirkliches Problem, aber er beschäftigte sich lieber mit dieser aktuellen Sache als mit dem Gefühlschaos in sich.

„Fuck, ist das hell", murmelte Rezo an sein Schlüsselbein. Irgendwann in der Nacht musste Mexis T-Shirt verrutscht sein, denn es befand sich keine schützende Stoffschicht mehr zwischen seiner Haut und dem warmen Atem des anderen.

„Wie spät ist es?"

Mexi versuchte, mit einer Hand nach seinem Handy zu tasten, gab dann aber auf und setzte sich auf. Weil er Rezo irgendwie noch nicht ganz losgelassen hatte, rutschte der andere einfach halb mit und lag dann mit seinem Oberkörper auf Mexis Schoß.

Dieser erstarrte. Rezo schien allerdings keine Berührungsängste zu haben und griff um Mexi herum auf den Nachttisch, wo sein Handy zu liegen schien.

„11:05 Uhr." Er seufzte und ließ seinen Kopf wieder fallen. Seinen Kopf, der zu seinem Oberkörper gehörte, der, um es noch einmal zu wiederholen, auf Mexis Schoß lag.

Mexi hätte jetzt auch einfach seine Beine spreizen können, Rezos Gesicht konnte gar nicht mehr näher an seinen Schwanz kommen. Also, bestimmt, aber darüber wollte Mexi jetzt in diesem Moment lieber nicht nachdenken.

Er räusperte sich unsicher. „Ähm... Rezo?"

„Hm?" Der Angesprochene hob den Kopf wieder ein wenig.

„Du liegst echt auf meinem Cock drauf", erklärte Mexi und betete, dass Rezo sich von diesem Ort wegbewegen würde, bevor es unangenehm werden würde. Also, in circa dreißig Sekunden.

„Oh", machte Rezo und rollte sich seitlich und ohne einen weiteren Kommentar von Mexis halb verschränkten Beinen hinunter.

Mexi atmete halb erleichtert, halb enttäuscht auf.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du dich jemals beschweren würdest, wenn ich auf dir liege", gab Rezo von sich und rieb sich mit den Händen über das Gesicht, bevor er Mexi amüsiert anfunkelte.

Mexi würde sich in einer anderen Situation auch niemals beschweren, aber das hier war viel zu unsicher. Und er war nicht naiv genug um zu glauben, dass Rezo tatsächliches Interesse an ihm hatte. Er litt zwar nicht an Selbstzweifeln, aber ihm war doch sehr bewusst, dass er nicht Rezos vollständig weiblichem Beuteschema entsprach. Dieser hatte zwar schon einmal etwas von steigender Bisexualität erwähnt, aber... Mexi war sich unsicher.

Rezo, der noch immer keine Antwort auf seinen Witz bekommen hatte, sah ihn jetzt ernsthaft an.

„Mexi, wenn ich gestern irgendwie zu weit gegangen bin-"

-„Bist du nicht", unterbrach Mexi ihn hastig und eine Spur zu kalt. Er wollte nicht das Gespräch über Alkohol und mangelnde Selbstbeherrschung führen, das sonst unweigerlich folgen würde.

Rezo blinzelte. „Nein, im Ernst. Hab ich gestern Abend noch irgendwas gesagt? Irgendwie war der Gin stärker als gedacht."

Mexi richtete den Blick auf die Bettdecke und schüttelte langsam den Kopf. (Welcher ihm, nebenbei gesagt, auch etwas mehr weh tat als erwartet.)

„Nur-" Er brach ab.

„Ich hab mich getäuscht."

„Du bist nicht süß. Du bist absolut heiß."

everything and nothingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt