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TW: Internalisierte Homophobie, leichter Alkoholmissbrauch


Während das Video lud, griff Rezo mit zittrigen Fingern erneut nach seinem Glas und nahm einen großen Schluck.

Der Gin brannte in seiner Kehle.

Das Video begann wie immer. Also, wie jedes Video von Mexi anfing. Anmod und das übliche Geplänkel zwischen ihnen dreien, welches später rausgeschnitten werden würde.

Rezo beobachtete, wie er den Zettel für Mexi schrieb und ihn dann vorsichtig an der Stirn des Jüngeren anbrachte.

Er wusste nicht, was er sich dabei gedacht hatte, Mexis Namen für ein Wer bin ich zu nehmen.

Es war ihm lustig vorgekommen.

Er sah zu, wie sie nacheinander Fragen stellten. Keiner von ihnen hatte große Lust auf eine Bestrafung gehabt, deshalb fielen dieses Mal auch die Wasserpistole und der Elektroschocker weg.

Ju war irgendwann fertig gewesen und hatte angefangen zu tindern.

Die Kamera drehte sich leicht und fokussierte nun Vergangenheits-Rezo und -Mexi.

Stop.

Rezo pausierte das Video.

Zwanzig Minuten ging die Aufnahme schon und jetzt sah er es. Das, was er befürchtet hatte.

Sein vergangenes Ich schob seine Hände unter Mexi's Shirt. Nein, nicht Mexis Shirt, sein eigenes Shirt, das er dem Jüngeren geliehen hatte.

Man sah es nicht auf den ersten Blick, aber ein geübter Zuschauer konnte die Handlung nicht verfehlen. Vor allem nicht, wenn Mexi so darauf reagierte.

Rezos Blick hing an ihm, als er den Rücken leicht durchdrückte und seine Augen zur Seite huschen ließ.

Was hatte er sich dabei gedacht?! War es auch nur lustig gewesen? Wahrscheinlich ja. Was aber noch wahrscheinlicher war, war die Tatsache, dass Rezo mit Mexi nicht aufhören konnte.

Nicht, wenn es einem Rausch gleichkam, den Jüngeren zu berühren.

Er sollte nicht so denken. Nicht über einen anderen Mann.

Wow. Rezo hielt inne.

Dachte er so über Mexi? So verlangend und so begierig?

Offensichtlich ja.

Er nahm einen weiteren Schluck, einen kleinen diesmal, weil das Glas leer war.

War er bi?

Aber das konnte nicht sein. Wenn er auf Männer stehen würde, in irgendeiner Form, würde er doch nicht so daran zweifeln.

Und gleichzeitig wagte er nicht, Mexi zu antworten. Aus Scham. Aus Angst, was er dann tun würde. Das er sich nicht beherrschen können würde, wenn einmal alle Barrieren beiseite geräumt würden.

Wollte er Mexi?

Der Bildschirm seines Handys wurde schwarz und Rezo fühlte sich zu kraftlos, um es erneut zu entsperren.

Es klingelte. Mehrmals. Ungehalten.

Vorsichtig kletterte Rezo vom Sofa und drückte auf die Gegensprechanlage.

"Ja?" Bitte sei der Postbote, betete er im Stillen.

"Mach auf!", ertönte Ju's Stimme knisternd durch den Lautsprecher. Sein Freund klang wütend.

Rezo zuckte zusammen und öffnete die Tür.

Wenige Momente später stapfte Ju die Treppe hoch und drückte sich an ihm vorbei in den Flur.

everything and nothingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt