10.

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Rezo wusste nicht, wie lange sie so da lagen. Schweigend. Hörbar atmend. Er fühlte sich schwer.

Er hatte Sex gehabt. Mit Mexi.

Obwohl, genau genommen war es nur ein Handjob gewesen. Zählte das trotzdem? Rezo hätte jetzt gerne nach seinem Handy gegriffen und nach der Definition von Sex gegoogelt, vor allem, um seine rasenden Gedanken mit etwas abzulenken.

Aber sein Handy lag... Er hob träge den Kopf und sah sich um. Sein Handy befand sich in seiner Hosentasche, das wusste er noch. Seine Hose lag einige Schritte entfernt auf dem Boden.

Großartig, dachte er. Du hast mehr oder weniger Sex mit Mexi und das Erste, was du danach machen willst, ist an dein Handy zu gehen.

Der Jüngere lag noch zur Hälfte unter ihm, die Augen geschlossen und den Kopf leicht gegen Rezos' Oberkörper gelehnt.

Und erst jetzt begann er zu realisieren, was wirklich geschehen war.

Sie hatten sich geküsst. Ohne, dass einer von ihnen betrunken war. Ohne, dass es ein Witz sein sollte. Sie hatten sich geküsst und es wirklich so gemeint. Also, zumindest hatte Rezo es so gemeint.

Mit einem unterdrückten Seufzen ließ er seinen Kopf auf Mexis sinken.

Er hatte sein erstes Mal mit einem anderen Mann gehabt.

Rezo hatte schon vor Monaten aufgehört, sich selbst ein Label aufzudrücken - wenn er jetzt so darüber nachdachte, war das ziemlich genau um die Zeit herum gewesen, in der er Mexi richtig kennengelernt hatte - aber, es war dann doch etwas anderes, mit einem Kollegen und sehr guten Freund auf der Couch von einem weiteren sehr guten Freund rumzumachen. Und noch mehr zu machen, fügte er in Gedanken hinzu.

Mexi zu küssen hatte sich besonders angefühlt. So frei und so sanft und alles in Rezo schrie danach, es wieder zu tun. Nur noch einmal, damit sie beide aufstehen und sich waschen konnten.

Aber- Rezo schaffte es einfach nicht, das kreiselnde Gedankenkarussell zu stoppen.

Er bildete sich nicht ein, Mexi zu irgendetwas gedrängt zu haben.

Aber ein Kuss nach dem Sex war intim. Sehr intim.

Währenddessen? Absolut vertretbar.

Danach? Vertretbar für Beziehungen. Für Hook-Ups? Eher nicht. Oder?

Rezo war so unsicher, wie selten zuvor.

Was, wenn alles, was in den letzten 45 Minuten passiert war, nur der Tatsache geschuldet war, dass sie beide sexuell frustriert, etwas notgeil und scharf aufeinander waren?

Denn das war etwas, das Rezo nicht leugnen konnte. Er vergötterte Mexi, egal wie übertrieben das klang.

Wie ein Seismograph reagierte Mexi auf jede kleinste Berührung. Auf jeden zweideutigen Witz, auf jedes bisschen Nähe, das Rezo ihm gab.

Wie weit willst du gehen?

So weit, wie du mich gehen lässt.

Das hatte Mexi gesagt. Und Rezo war so kurz davor gewesen, Mexi alles zu geben, was er wollte.

Er liebte alles, was Mexi ihm gab, sei es Aufmerksamkeit, Nähe oder Zuneigung.

Aber was war Liebe?

Darüber nachzudenken, geschweige denn sich einzugestehen, in Mexi verliebt zu sein, war ein Sprung in eiskaltes Wasser, den Rezo nicht wagen wollte und konnte.

Noch.

Wie lange kannte er Mexi jetzt schon? Also, wirklich kennen, nicht nur von ihm gehört zu haben oder ihm auf Instagram zu folgen.

everything and nothingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt