KAPITEL 15: Ouroborus-Residenz, Meriden, Connecticut, 22. April 2019

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Lange Zeit war Ira nicht ohnmächtig gewesen. Sie erlangte ihr Bewusstsein zurück, da schwebte sie gerade knapp fünf Meter über den Baumwipfeln des Vanguard-Waldes in den Armen ihres widerwilligen Verbündeten.

»Jetzt zappel' nicht so rum«, fuhr Atticus sie an, als sie mit einem Blick auf den fernen Erdboden unter sich instinktiv zurückgezuckt war. »Sonst lasse ich dich fallen und du bist endgültig Galateas Problem.«

»Sorry«, murmelte sie und hoffte, dass sie Atticus' Pullover nicht vollblutete. »Ich muss wohl kurz das Bewusstsein verloren haben.«

»Was du nicht sagst«, gab er sardonisch zurück und sie bemerkte erleichtert, dass sie den Wald hinter sich zurückgelassen hatten und Atticus rapide an Höhe verlor, als er über der Wiese abbremste und beinahe perfekt auf der Türschwelle zum Wintergarten landete.

»Wo ist Galatea?«

»Im Wald«, grinste er und wirkte eine Spur zu selbstzufrieden für Iras Geschmack. »Zwei Leute kann ich nicht tragen. Sie findet ihren Weg schon zurück.«

»Du bist ein süffisantes, eifersüchtiges kleines Wiesel, ich hoffe, das weißt du.«

Als postwendende Strafe für ihre Maßregelung ließ er sie auf der Türschwelle stehen und verschwand ohne ein weiteres Wort im Inneren des Hauses. Ira biss die Zähne zusammen und folgte ihm durch den lichtdurchfluteten Raum, der inzwischen vollkommen verlassen war, indem sie sich langsam an den Möbelstücken entlanghangelte, deren Lehnen hoch genug waren, dass sie sich auf sie stützen konnte.

Sie ließ sich auf das Sofa sinken und unterdrückte ein schmerzerfülltes Stöhnen, während sie den Saum ihres Pullovers anhob und die Wunde an ihrem Bauch inspizierte. Das Wesen hatte sie mit einer Kralle erwischt und ihre Bauchdecke angerissen. Sie blutete beachtlich aus dem tiefroten Schnitt, der senkrecht zu ihrer Hüfte verlief.

»Hey, Atticus«, rief sie über ihre Schulter. »Hast du eine Ahnung, wo hier Verbandszeug rumliegt?«

Nach ein paar Sekunden, in denen sie schon fest damit gerechnet hatte, dass er sie auf dem Sofa zurückgelassen hatte, damit sie jämmerlich verblutete, landete ein Plastikkasten neben ihr auf dem Sofakissen, den Atticus offensichtlich aus dem oberen Stock zu ihr heruntergeworfen hatte.

»Tob dich aus.« Er lehnte sich über die Balustrade und blickte geradewegs zu ihr herunter, sodass sich ihre Gesichter mit mehreren Metern Abstand unmittelbar übereinander befanden.

»Du bist nicht gerade ein Musterstück menschlichen Einfühlungsvermögens, oder?«, fragte sie, während sie ihren Kopf in den Nacken legte, um zu ihm emporzusehen. »Vor allem, wenn man die Tatsache in Betracht zieht, dass das hier streng genommen deine Schuld ist.«

Er wirkte ehrlich empört ob ihrer Schuldzuweisung. »Inwiefern ist das meine Schuld? Du und dein fehlgeleiteter Ehrgeiz musstet ja unbedingt unser Glück herausfordern.«

»Was kann ich bitte dafür, dass du dieses Biest aus irgendeiner vermaledeiten Spalte des Universums hervorgeholt hast?«

»Du hast meine Hand geführt!«, gab er hitzig zurück. »Ich habe überhaupt nichts gemacht.«

Sie kniff ihre Augen zusammen und versuchte den stechenden Schmerz in ihrem Unterleib zu ignorieren. »Du willst also behaupten, dass ich dich dazu gezwungen habe, irgendein Portal in eine Dimension zu öffnen, von der wir beide noch nie etwas gehört haben?«

»Du hast an mir gezogen«, sagte er und Ira erstarrte.

»Gezogen

»Ja!«, gab er vehement zurück. »Genau so hat es sich angefühlt. Du hast meine... Energie angefordert. Anders kann ich es nicht erklären. Und als ich sie dir gegeben habe, waren meine Hände auf einmal bis zu den Handgelenken in irgendeiner Macht getränkt, die ich nicht verstanden habe, und dieses... Monster ist daraus hervorgebrochen.«

Wir irren des NachtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt