Die Türe öffnete sich und ein Diener sah Weylan irritiert an: „Was willst du?"
„Ich soll mich bei Haushofmeister Jago melden."
„Dann geh gefälligst zum Dienstboteneingang!" Der Mann sah dem davoneilenden Weylan kopfschüttelnd nach: „Immer diese völlig planlosen Dörfler..."
An der Seite des großen Gebäudes herrschte deutlich mehr Verkehr. Männer und Frauen kamen und gingen durch ein zwar schlichtes, aber großes Portal, das von zwei Gardisten flankiert wurde. Die beiden lehnten sich träge gegen die Wand. Nur als ein Mann vorbeiwollte, der nicht wie alle anderen die blau-rote Kleidung der Dienerschaft des Barons trug, wurden sie aktiv: „Halt! Wer bist du?"
„Wilfred, ihr kennt mich doch! Ich bringe die Holunderbeeren." Er hob den großen Weidenkorb hoch. Die beiden Gardisten entspannten sich und winkten ihn durch.
Weylan ging direkt auf sie zu: „Ich... ähm... ich soll mich bei Haushofmeister Jago melden."
„Der Haushofmeister ist sehr beschäftigt. Wer schickt dich?"
„Herr Federweiß"
Der Gardist dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf: „Kenne ich nicht. Verzieh dich."
„Von der Arbeitsvergabe. Ich soll zum Domestiken ausgebildet werden."
„Zeig mal deine Hände."
Weylan kam der Aufforderung nach.
„Sauber genug. Dann komm mal mit." Er winkte Weylan ihm zu folgen, während der andere Gardist weiter den Eingang bewachte. Sie gingen einen langen Korridor entlang, bogen zweimal links ab und dann eine enge und etwas zu steile Treppe hoch. Oben bogen sie in einen weiteren Korridor, der so eng war, dass sie sich eng an die Wand drücken mussten, um einen entgegen kommenden Diener vorbei zu lassen. Kurz darauf hielt der Gardist an einer unbeschrifteten Türe an und klopfte.
„Herein." Der Gardist öffnete die Türe, schob Weylan hindurch und schloss sie hinter ihm wieder. Er fand sich in einem großen Raum wieder. An den Wänden standen Bücherregale voller Ordner. Einige große Tafeln mit Zetteln, die mit langen Nadeln befestigt waren und eine Schiefertafel mit einer Liste von Namen und Daten bedecken die übrigen Wände. Schmale Fenster auf Deckenhöhe ließen nur wenig Licht herein. In der Mitte der Decke hing jedoch eine weiße Kugel die den Raum hell erleuchtete.
Der Türe gegenüber stand ein massiver Schreibtisch hinter dem ein Mann saß und mit einer großen Feder in ein Buch schrieb. Die Haare hatten schon mehr als nur ein paar graue Strähnen, aber er saß noch aufrecht da. Er legte die Feder zur Seite, griff nach einem Abakus und schob einige Kugeln geschickt hin und her. Er rieb sich den spitzen Kinnbart, nahm die Feder wieder auf, tippte sie in das Tintenfass und machte einige weitere Notizen.
Weylan verschränkte die Arme hinter dem Rücken und stand still da um abzuwarten, bis der Haushofmeister mit seiner Arbeit fertig wurde. Was immer er da machte, schien seine volle Aufmerksamkeit zu erfordern. Er wollte ihn daher nicht stören. Er war gewohnt Schafen beim Grasen zuzusehen, da entwickelte man einiges an Geduld.
Zeit verging. Er verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere. Als der Mann ohne aufzusehen zu sprechen begann, zuckte er zusammen: „Die erste Prüfung hast du bestanden. Ich hasse Menschen, die nicht mal ein paar Kerzenstriche lang stillstehen können. Der letzte, den man mir als Diener vorgeschlagen hat, begann nach nicht einmal einer Minute damit vor sich hin zu pfeifen. Der vorletzte störte, mich bevor die Türe hinter dem Gardisten richtig zugefallen war. Stell dich vor."
Er schob ein paar weitere Kugeln auf dem Abakus zur Seite und schrieb weiter. Weylan schluckte, räusperte sich und begann dann betont deutlich zu sprechen: „Mein Name ist Weylan. Mein Vater war Schafhirte und hat mich ausgebildet. Ich bin Schäfer Level 1, aber in einem Kampf gegen Wölfe habe ich genug Erfahrungspunkte für den nächsten Levelaufstieg gesammelt. Herr Federweiß meinte, dass könnte euch interessieren."
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Dungeon der Assassinen (Band 2: Power Levelling)
FantasyNach der Rettung der Graugnome fangen die Probleme der NSCs erst an. Das Dungeon muss zu einem dauerhaften Wohnort für die Graugnome umfunktioniert werden. Die NSC Helden müssen ihre Fähigkeiten und Ausrüstung schnellstens auf ein Niveau bringen, m...