Kapitel 11: Selvara

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Selvara flatterte einigen der Graugnom Kindern durch die Gänge des Dungeons hinterher: „Nicht da lang! Da geht es nach oben in die Kanalisation. Der andere Gang führt durch das Labyrinth der Fallen, das ist gefährlich!"

Mit Mühe brachte sie die Bande wieder auf Kurs. Kaum verschwanden sie um die Ecke, sank sie erschöpft auf den Boden herunter: „Kleine Chaoten."

„Immer noch dreimal so groß wie du." Weylans Stimme kam von hinten und klang nicht so fröhlich, wie der freche Spruch vermuten ließ. Selvara drehte sich um. Braune Flüssigkeit tropfte überall von ihm herunter. Über den Rücken trug er einen ebenso durchfeuchteten Sack. Selvara flog hoch: „Du stinkst!"

„Dafür siehst du wundervoll aus. Wie immer." Er verbeugte sich und kleine feuchte Dinge fielen aus seinen Haaren, um auf den Boden zu klatschen.

„Wir brauchen unbedingt einen einfacheren Weg nach oben. Es hat geregnet. Die Kanäle der obersten Ebene sind voll und die Laufwege sind glitschig."

„Wir können das Dungeon unmöglich bis zur Oberfläche durchstoßen lassen. Das würde jeden Hellsichts­zauber der Gilde der Abenteuer auslösen. Wir würden sofort auf jeder Quest­-Karte auftauchen. Bis zur zweiten Ebene ist schon riskant."

„Vor allem, da sich da langsam Dungeon­moos ausbreitet. Ich hätte in den letzten beiden Gängen die Laterne gar nicht mehr gebraucht. Wenn man nicht drauf achtet, kann man es mit einer hellen Beleuchtung noch übersehen. Aber die Kanalarbeiter kennen sich hier aus. Denen wird der Bewuchs bald auffallen."

Selvaras Stimme nahm einen lehrerhaften Tonfall an: „Dungeon-Etikette. Die Schöpfergötter mögen keine dunklen Dungeons. Wenn das Dungeon nicht selber für Beleuchtung sorgt, breitet sich das leuchtende Dungeonmoos aus. Malvorik kann es nicht entfernen. Wenn er Dungeon Monstern befielt es abzukratzen, können sie es nicht wahrnehmen."

Weylan kratzte sich nachdenklich Dreck aus den Haaren: „Nicht jeder wird eine so seltene Pflanze kennen. Die meisten Bewohner der Stadt waren in ihrem Leben noch nicht in einem Dungeon. Andererseits sind leuchtende Pflanzen selten..." Er dachte einen Moment weiter darüber nach, dann fluchte er: „Cofefes orangefarbenes Haar! Jemand wird versuchen es an die Magierakademie oder einen Alchemisten zu verkaufen. Die werden es sofort erkennen."

„Hast du eine Idee, wie wir das verhindern können? Meine Ausbildung sieht nicht vor zu verbergen, dass es ein Dungeon gibt. Im Gegenteil! Sobald es ausreichend entwickelt ist, kenne ich eine Menge Strategien um das Dungeon bekannt zu machen und einen regelmäßigen Besuch von Abenteurern zu garantieren. Dungeon-Feen können ihr Dungeon nicht anlügen. Wir sind in Täuschungen nicht sonderlich gut."

„Ich werde mir etwas ausdenken. Kannst du mir sagen, wo hier das nächste Bad ist? Ich stinke wie eine Jauchegrube."

Die Stimme des Dungeon-Herzens ertönte in ihren Gedanken:

<Hier am Eingang hatte ich sowieso eine Bade-Anlage geplant.>

Die Wand an der linken Seite formte einen Eingang. Ein kurzer Gang bildete sich, dann breitete sich ein runder Raum aus. Vor Weylans fasziniertem Blick formte sich im Boden ein Pool, der sich mit leicht dampfendem Wasser füllte. Am Rand tauchte eine Schale mit weißen Ovalen auf.

<Ich hoffe ich habe die Seife richtig hinbekommen. Füge das bitte deiner nächsten Einkaufsliste hinzu.>

Weylan nahm den Sack vom Rücken und stellte ihn vorsichtig auf den Boden: „Ich habe fast mein komplettes erstes Monatsgehalt für deine letzte Liste verbraucht. Lehrlinge bekommen kein Vermögen. Kannst du mir etwas zum Verkaufen mitgeben oder einfach ein paar Goldstücke?"

Dungeon der Assassinen (Band 2: Power Levelling)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt