Dungeon der Assassinen (Band 2: Power Levelling)

Kapitel 8 - Trulda

Trulda wanderte fröhlich pfeifend durch die Gassen und genoss das Gewusel. Sie hatte sich damals bewusst ein abgelegenes Dorf als Aufenthaltsort in der VR ausgesucht. Die Zeit mit dem Wandernden Volk war schön gewesen. Danach genoss sie das Arbeiten in der Taverne des winzigen Dorfes. Ein Ort wo sie bald jeden mit Namen kannte und jeder sie freundlich grüßte. Aber nach ein paar Monaten Ruhe tat es ihr gut wieder neue frische Gesichert um sich zu haben. Die meisten Spieler waren gezwungen sich auszuloggen, während das System ein Update unterlief, aber die wenigen Perms konnten bleiben. Sie hatte noch keine klaren Beweise dafür gefunden, hatte aber den starken Verdacht, dass ihr kleines Dorf von der Zeitbeschleunigung komplett ausgenommen wurde. Während in der restlichen Welt zweihundert Jahre vergingen, waren es bei ihr nur wenige Monate. Es war eine erholsame Zeit gewesen, die sie auch gebraucht hatte. Aber nun war sie begierig auf etwas mehr Action. Weylans Aufbruch ins Abenteuer war ihre gerade recht gekommen, auch wenn sie ihn natürlich in jedem Fall begleitet hätte um ihn zu beschützen. Sie genoss die Großstadtatmosphäre von Mulnirsheim. Zahllose neue Menschen und andere Rassen. Im Dorf kam gelegentlich ein zwergischer Händler vorbei, aber ansonsten hatte sie nur Menschen gesehen. Hier sah sie auch Hasenvolk, Anubier, Elfen, vereinzelte Zwerge und gelegentlich einen Ork.

Weylan war etwas genervt gewesen, als er erfuhr, dass sie als Perm bereits Bürgerrechte hatte. Damit konnte sie sich frei aussuchen wo und was sie arbeiten wollte. Ein wenig herumfragen hatte ihr die Adresse einer anständigen Taverne eingebracht, die noch ein Barmädchen suchte. Am Ende der kopfsteingepflasterten Straße blieb sie stehen. Der Goldene Kessel war vier Stockwerke hoch. Poliertes Holz und echte Glasscheiben. Das Türschild mit dem goldenen Kessel schwankte gut geölt an einer Stange über der einladenden Türe hin- und her. Die Gäste die herein und herauskamen wirkten sauber und gutbürgerlich. Dazu waren auch etlichen Frauen dabei. Dort würde sie es aushalten können.

Sie zögerte. Wollte sie wirklich wieder als Schankmaid arbeiten? Gut, sie wusste was auf sie zukam. Was blieb ihr auch anderes übrig? Sie hatte im richtigen Leben kein Talent für irgendein Handwerk gehabt und sich auch keine entsprechenden Skills in dieser Welt besorgt. Was sie gelernt hatte war etwas kochen, putzen und alles was man sonst brauchte um eine Taverne am Laufen zu halten. Was konnte sie damit noch anfangen. Ihr Blick wanderte die Straße rauf und runter. Verkäuferin? Dazu brauchte man nicht viel. Es gab etliche Läden in der Stadt. Aber war das viel besser?

Sie setzte sich wieder in Bewegung. Die Straße entlang, zuerst ohne Ziel. Dann folgte sie den Wegen, auf denen sich die interessantesten Passenten bewegten. Eine Stunde strich sie kreuz und quer durch die Stadt. Dann kam sie vor einem Gebäude zum Stehen, dass sich von seiner Umgebung deutlich unterschied. Eine breite Treppe führte zu drei großen offenstehenden Eingangstüren. Hier herrschte mehr Verkehr als sie sonst irgendwo in der Stadt gesehen hatte. Sechs Gardisten waren mit nichts anderem Beschäftigt als die Menschenmengen zu steuern. Viele wurden streng abgewiesen und wieder heruntergeschickt. Trulda sprach einen davon an: „Was ist das denn für ein Gebäude?"

Er drehte sich um, warf einen kurzen Blick auf ihre Brust und antwortete dann in einem auswendig gelernten Singsang: „Zutritt nur für Mitglieder Abenteurer Gilde." Er stutzte und sah hoch zu ihrem Gesicht: „Tut mir leid. Was war die Frage?"

Sie lächelte ihn gewinnend an: „Was ist das für ein Gebäude?"

„Das Gildenhauptquartier der Gilde der Abenteurer. Hier unten ist der Zutritt für Gildenmitglieder. Wenn Sie einen Antrag auf Mitgliedschaft stellen wollen, können Sie das am Seiteneingang dort hinten tun. Einfach am Ende der Warteschlange anstehen." Er warf einen Blick in die Richtung und seufzte: „Das dürfte irgendwo drei Blocks in dieser Richtung sein."

„Ihr kommt gerade nicht mehr nach?"

Er lachte humorlos auf: „Nicht einmal annährend."

„Braucht ihr Hilfe?"