Kapitel 10: Weylan

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Weylan lag auf dem Boden und sah ungläubig auf die Nachricht der Weltenstimme.

„Das macht doch keinen Sinn! Ich wollte Hausdiener als Klasse steigern. Ich kann Assassine gar nicht steigern, solange ich nicht durch einen höherstufigen Assassinen unterrichtet werde." Er zögerte, dann sprach er schnell weiter: „Ich gebe es zu! Ich habe eine Stufe Assassine angenommen. Es war... eine besondere Situation. Mehr ein Unfall."

Die Degenspitze entfernte sich nicht von seinem Hals, während der Haushofmeister ihn buchstäblich von oben herab ungläubig anfunkelte: „Du bist also ganz aus versehen zum Assassinen ausgebildet worden? Das ist deine Verteidigung?"

„Es ist eine lange Geschichte. Nach dem Kampf gegen die Wölfe, habe ich dem Mörder meines Vaters in den Rücken geschossen. Er war ein Wiedergänger, daher nahm ich an, dass er mich verfolgen würde. Ich hatte nur nutzlose Charakter­klassen zur Auswahl. Und Assassine."

„Du willst Assassine durch Taten freigeschaltet haben? Ohne einen Lehrmeister? Lächerlich."

„Das ist nicht das verrückteste, was mir seither passiert ist."

Der Haushofmeister zog eine Augenbraue hoch: „Wenn du denkst, dass ich dich am Leben lasse, nur weil ich deine Geschichte hören will..." Er spannte die Muskeln seines Schwertarmes an. Weylan schloss die Augen und wartete auf den Todesstoß.

Nichts geschah. Er spähte durch fast geschlossene Augen hervor. Der Haushofmeister nahm die Klinge von seinem Hals. „Also gut. Du hast es geschafft. Ich will deine Geschichte hören."

Weylan erkannte nun, dass der Degen in einem Knauf, wie dem von Jagos Gehstock endete. Ein Stock, der sich ohne Knauf in der linken Hand des Haushofmeisters befand. Jago steckte die Klinge mit einer geübten Bewegung in den Stock und rastete sie mit einer leichten Drehung ein. „Nichtmagischer Stockdegen. Die meisten suchen nach extra­dimensionalen Behältern, magischen Tätowierungen oder sonstigen verwandelten Waffen."

Er berührte etwas auf dem Schreibtisch und eine geladene Armbrust erschien auf der Oberfläche. „So etwas wie dies hier." Er ging um den Tisch herum und nahm dahinter Platz. Etwas knirschte und ein lautes Schnappen war von der Türe zu hören. Weylan ging davon aus, dass die Türe nun versperrt war. Eine unerwartete Vorrichtung für das Büro eines Haushofmeisters...

„Darf ich aufstehen?"

Jago deutete gelassen auf einen Stuhl. Weylan setzte sich: „Sie sind nicht nur ein Haushofmeister, oder?"

„Was sollte ich sonst sein?" Jago lehnte sich zurück und grinste.

„Ich kann meine Charakterklasse nur unter der Anleitung eines höherstufigen Assassinen steigern. Nachdem Sie mich einen Tag unterrichtet haben, bin ich plötzlich aufgestiegen. Schon seltsam..."

„Nun, ich bin der Haushofmeister. Ich verwalte das Anwesen... und die lokale Abteilung des königlichen Reichsgeheimdienstes. Mulnirsheim ist das Tor zum Norden. Das Reich kann es sich nicht leiten, dass die Festungsstadt durch Verrat fällt oder ihre militärischen Geheimnisse in feindliche Hände geraten."

„Dürfen Sie das denn jemandem verraten?"

„Nur wenn ich ihn hinterher töte."

Weylan schluckte schwer. Er konnte beim besten Willen nicht erkennen, ob Jago das eben ernst meinte. Ein Schweißtropfen wanderte über seine Stirne und fiel unbeachtet zu Boden.

Das Gesicht des Haushofmeisters wurde ernst: „Ich bin ein Hausdiener Level 12. Außerdem ein Assassine Level 10. Also ja. Das muss deinen Levelaufstieg ausgelöst haben. Allerdings habe ich noch nie davon gehört, dass jemand aus Versehen in einer anderen Klasse aufgestiegen ist, als er eigentlich wollte und trainiert hat. So etwas würde unglaubliche Mengen an Pech erfordern. Du müsstest schon einen Nachteil haben wie Verflucht oder Dunkles Schicksal..."

Dungeon der Assassinen (Band 2: Power Levelling)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt