Kapitel 16: Jago

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Der Haushofmeister hob seine Feder vom Papier seiner Buchhaltung um zu vermeiden einen Tintenfleck zu verursachen, als die Türe ohne Vorwarnung aufflog. Er seufzte innerlich. Wenn sich jetzt wieder eine der Dienstmägde über eine der anderen beschweren wollte, würde er beide feuern. Die Streitereien zwischen den Wäscherinnen konnte er neben all dem anderen Chaos beim besten Willen nicht auch noch ertragen. Als er genervt den Kopf hob, sah er eine schwere Armbrust, die genau auf sein Gesicht zielte. Er warf sich zur Seite von seinem Stuhl, um hinter seinen schweren Schreibtisch in Deckung zu kommen, schloss fest die Augen und rief das Befehlswort für das an der Decke versteckt angebrachte Artefakt. Die Leuchtkugel blitzte grell auf. Selbst hinter dem Schreibtisch im Schatten und mit geschlossenen Liedern, konnte er den Lichtblitz wahrnehmen.

Er schlug an eine bestimmte Stelle des Schreibtischs und fing den daraufhin herausfallenden Dolch auf. Mit den Beinen stieß er sich an seinem Stuhl ab, so dass dieser auf der anderen Seite hinter dem Schreibtisch hervorflog. Der Stoß reichte, um ihn ein Stück hinter dem Schreibtisch hervorragen zu lassen. Er richtete sich auf und warf den Dolch auf die Türöffnung. Während der Stahl durch die Luft wirbelte, nahm er den Mann in der Türe zum ersten Mal richtig wahr. Der Attentäter trug die Uniform eines Stadt­gardisten. Durchschnittliche Größe und Gewicht. Das Gesicht kannte er nicht. Jago hatte erwartet einen geblendeten Gegner zu sehen, der sich schmerzvoll die Augen bedeckte. Der Mann hatte jedoch nicht einmal vor Schreck seine Waffe abgefeuert. Die Armbrust schwenkte auf seine neue Position zu. Die Augen dahinter funkelten rötlich, wobei das Leuchten immer schwächer wurde und dann erlosch.

Schmerz flammte in seinen arthritischen Knien auf, als er sich wieder hinter den Schreibtisch in Deckung schob. Er war wirklich zu alt für so etwas. Das würde ihn aber nicht davon abhalten mit dem Schurken kurzen Prozess zu machen. Der Angreifer rechnete nun sicher damit, dass er an einer anderen Stelle wieder hervorkam oder sich feige hinter dem Schreibtisch versteckte. Stattdessen sprang er zur gleichen Seite flach hinaus, rollte sich ab und warf seinen Dolch. Der Angreifer hatte seine Armbrust wie erwartet leicht in eine andere Richtung geschwenkt, reagierte aber schneller als Jago erwartet hatte. Selbst ein Assassine konnte einem gut gezielten Armbrustbolzen auf diese Entfernung nicht ausweichen. Jedoch hatte er andere Möglichkeiten. Ein Skill ermöglichte ihm seinen Unterarm perfekt in den Weg zu reißen. Der Bolzen prallte von der stählernen Unterarmschiene ab, die er wie immer unter seinem dunklen Hemd trug. Das Geschoss schlug in die Wand neben ihm ein. Er hatte bisher keine Zeit gehabt zu beobachten, ob sein Dolch getroffen hatte und suchte den Angreifer mit den Augen ab. Er fand den Dolch bis zum Anschlag im Bauch des Angreifers stecken. Der Stoff darum herum begann sich bereits dunkler zu färben. Den Attentäter schien das jedoch nicht zu beeindrucken.

Weylan bog tief in ein Notizbuch vertieft um die Ecke und trat durch die offene Tür herein: „Ich bin mit der Inventur des Mehllagers fertig. Ihr hattet recht, da sind tatsächlich weniger..."

Jago rollte sich zur Seite und versuchte schnell aufzustehen, aber seine Knie flammten unter Schmerzen auf. Die Beine brachen unter ihm weg und er konnte sich nur dank lang trainierter Reflexe zur Seite rollen, statt einfach als wimmernder Haufen liegen zu bleiben.

Der Attentäter wirbelte herum und schwang die Armbrust mit beiden Händen nach Weylans Kopf. Die Beine seines Lehrlings fuhren wie von alleine auseinander, der Oberkörper bog sich nach hinten, während er schlagartig nach unten auswich. Der Wurfarm streifte ihn noch am Kinn und hinterließ einen blutigen Kratzer.

Der Haushofmeister orientierte sich. Wo war die nächste Waffe? Sein Stockdegen stand in einem Ständer an der Tür, zu nahe am Angreifer. Den Wurfdolch hatte er benutzt. Im Schreibpult war noch ein Kurzschwert versteckt, aber mit seinen angeschlagenen Knie­gelenken wollte gerade nicht in den Nahkampf gegen einen Gegner gehen, der offensichtlich immun gegen Schmerzen war. Blieb noch die Armbrust in ihrem extradimensionalen Versteck.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 22, 2023 ⏰

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