Kapitel 4 - Wiedersehen

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Dienstag, 2. April ¦ 09:51 Uhr
Ørsta ¦ Norwegen / Europa

POV: D/N
Ich stehe wie vom Blitz getroffen da. 5 Meter von mir entfernt steht sie. Und schaut mich mit ihren grünen Augen direkt an. Ihr Gesichtsausdruck ist genau so geschockt wie meiner. Gekleidet in einer schwarzen Hose, einer grauen Jacke und mit einer Tasche Einkäufe in der Hand. Ihre roten Haare hat sie etwas zurückgebunden.

Ich reibe mir die Augen, um sicherzugehen, dass ich nicht halluziniere. Aber nein. Sie steht immer noch da.

Natasha.

Sie scheint den Schock als erste wieder abschütteln zu können und kommt auf mich zu. Ich hingegen, kriege es nicht hin, mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Ich sehe ihr nur zu, wie sie Schritt für Schritt auf mich zu kommt und bei jedem Schritt hoffe ich, dass das nicht nur ein Traum ist, aus dem ich jeden Moment aufwache.

Natasha bleibt vor mir stehen, schaut sich kurz um und flüstert dann. «Was zur Hölle machst du denn hier, D/N?!» Ich bringe kein Wort raus. Ich bin immer noch zu sehr geschockt und überrascht. Natasha nimmt mich am Oberarm. «Lass uns bezahlen und dann von hier verschwinden. Das graue Auto draussen ist mir.», flüstert sie wieder.

Fast wie in Trance geh' ich zur Kasse, bezahle meine Einkäufe und gehe nach draussen zum Auto. Natasha folgt mir kurz darauf. Sie schliesst den Wagen auf und verstaut ihre Einkäufe auf dem Rücksitz. «Du kannst deine Einkäufe auch hinten reinschmeissen.», sagt sie mir. Ich lege meine Einkaufstüte also ebenfalls auf den Rücksitz. Natasha steigt ein und ich setze mich auf den Beifahrersitz.

Natasha startet das Auto und fährt los. «Wo fahren wir hin?», bringe ich endlich meine ersten Wörter heraus. «Zu einem Safe-House. Ein ehemaliger Kollege von SHIELD stellt mir einen Wohnwagen bereit. Oder besser gesagt uns.», antwortet Natasha. «Rick Mason?», frage ich nach. «Äh ja. Woher weisst du das?»

«Ich hab' so einige Recherchen angestellt. Dank FRIDAY habe ich das mit Mason rausgefunden. Ich habe dann begonnen alle Safe-Houses abzuklappern.», erkläre ich. «Wann hast du denn mit der Suche begonnen?», fragt Natasha. «Vor etwas mehr als zwei Wochen. Hätte schon fast die Hoffnung aufgegeben, dich zu finden.», antworte ich. «Warum hast du das überhaupt gemacht?», fragt Natasha weiter.

Ich sehe sie von der Seite an. «Warum ich das gemacht habe? Seit Monaten warte ich darauf, dass du zu mir zurückkommst. Ich hielt es nicht mehr aus. Ich musste dich sehen. Noch länger ohne dich hätte ich es nicht mehr ausgehalten. Ich liebe dich, Natasha. Ich liebe dich, verdammt nochmal. Deshalb habe ich es gemacht!»

Natasha öffnet ihren Mund, doch es kommt nichts raus. Die restliche Fahrt verläuft dann auch in Stille. Sie sagt nichts mehr und ich sage auch nichts mehr. Nur das Radio läuft und es kommen gerade die Nachrichten. Sie sagen, dass Steve und Natasha immer noch auf der Flucht sind und die Jagt auf die Beiden noch läuft.

Nach etwa 30 Minuten Fahrt hält Natasha an. Ich sehe aus dem Beifahrerfenster und kann etwas weiter weg einen Campinganhänger sehen. «Ist das das Safe-House?», frage ich. Natasha nimmt einen Schluck ihres Coffee-To-Go und antwortet: «Jap, das ist es.» Sie steigt aus und ich tu es ihr gleich. Sie zieht ihre Jacke aus, was sie in einem grauen dünnen Pullover zurücklässt, und zieht ihre Waffe hervor.

«Bleib' hinter mir.», weist sie mich an. Mit erhobener Waffe geht sie auf den Wohnwagen zu und ich folge ihr. Sie öffnet die Tür und tritt hinein. Vorsichtig geht sie durch den Wohnwagen und ich folge ihr nach wie vor. Im Schlafzimmer bleibt sie vor dem Bett stehen. Auf dem Bett liegt ein Mann. Ich erkenne ihn von Fotos. Es ist Rick Mason. Und er ist gerade selig am Schlafen.

Sie lehnt sich etwas runter und schlägt an seinen Fuss. Mason schrickt auf. «Du liegst in meinem Bett.», sagt Natasha. «Ich bin nicht mal unter der Bettdecke.», verteidigt sich Mason. «Hast du alles von meiner Liste?», fragt sie ihn und geht wieder aus dem Schlafzimmer. Mason steht auf und sieht mich fragend an. «Und wer bist du?» «Ich bin, äh, Natashas Freundin.», antworte ich. «D/N Parson.» Ich reiche ihm die Hand. Er nimmt sie. «Angenehm. Du kannst mich Rick nennen.»

Rick folgt Natasha und beantwortet ihre Frage. «Neue Reisepässe, Einreisevisa und ein paar lokale Führerscheine. Wenn du sie kombinierst, müsstest du so auf 20 Identitäten kommen.» Natasha schaut sie die Pässe an. «Fanny Longbottom? Wie alt bist du? 12?» Ich kichere. «Das ist ein ganz normaler Name.», erwidert Rick.

Rick beginnt herumzulaufen, während er einige Sachen erklärt. «Wir haben einen Generator draussen. Benzinbetrieben. Und der Abwassertank muss alle paar Wochen gelehrt werden, aber dafür kommt jemand her. Der Müll musst du in der Stadt entsorgen, sind 20 Minuten Fahrt. Deine Grundausstattung an Hardware liegt unter der Treppe.»

Natasha nickt. «Nett.» Rick sieht sie an. «Alles in Ordnung?» «Warum sollte es das nicht sein?», entgegnet Natasha. «Ich hör so Sachen. Dass die Avenger sich scheiden lassen würden.», äussert Rick. «Ach, halb so wild. Ich komm besser allein klar.», meint Natasha. «Ganz sicher? Warum ist sie dann hier?», fragt Rick. «Ja, ganz sicher.», sagt Natasha. Ich bekomm gerade das Gefühl, dass mich Natasha gar nicht hier haben will, und das gefällt mir gar nicht.

«Du kannst mit mir reden weisst du. So funktionieren Freundschaften nämlich.», meint Rick. «Ich weiss. Ich habe Freunde.», erwidert Natasha. «Leute, die Freunde haben, rufen mich nicht an.», sagt Mason. Natasha antwortet nicht sofort. Die beiden schauen sich an. Für meinen Geschmack viel zu lange. Eifersucht kriecht in mir hoch und ich balle meine Hände zu Fäusten.

Natasha seufzt. «Und ich bezahl' dich nicht, fürs besorgt sein.» Rick schüttelt den Kopf und geht zur Türe. Recht so, der Typ kann jetzt verschwinden, damit ich Natasha wieder für mich selbst habe. Er steigt aus dem Wohnwagen und geht davon.

«Ey!», ruft Natasha ihm nach und kickt an eine Kiste, die neben der Tür steht. «Der Kram hier, was ist das?» Rick dreht sich um. «Oh nur Post und Persönliches aus dem Safe-House in Budapest.», antwortet Rick. «Budapest?», fragt Natasha nach. «Ja. Budapest.»

«Nein. Man sagt Budapest.»

«Budapest.»

«Budapest. Scht.»

«Wie auch immer. Ich wusste, du gehst nicht mehr zurück, darum wohnt da jetzt jemand anderes.», meint Rick. «Du hättest dir die Mühe sparen können. Ich brauch den Kram nicht.», äussert Natasha. «Wenn du's nicht willst, schmeiss es in den Müll.» Rick dreht sich wieder um und geht. Natasha schaut ihm nach und kommt wieder in den Wohnbereich. Ich stehe immer noch da, wie bestellt und nicht abgeholt.

Bis jetzt hat Natasha meine Anwesenheit nicht mal annähernd anerkennt. Für mich kommt es wirklich so vor, als würde sie mich nicht hier haben wollen. Meine Wut steigt und am liebsten würde ich hier wieder rauslaufen. Lass ich sie halt wieder Ruhe. Sie kommt ja sowieso alleine besser zurecht.

Ohne auch nur ein Wort zu sagen, stampfe ich also mit wütenden Schritten an Natasha vorbei zur offenen Tür. Sie kann mich mal. Verschwinde ich halt wieder von hier.

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A/N:

Endlich das lang ersehnte Wiedersehen😊 Aber wie wird es wohl jetzt weitergehen?👀

Bis zum nächsten Kapitel🥰

All For Love ¦ Natasha Romanoff - Buch 2 - Deutsche VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt