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Ich hatte meinen kleinen Rucksack gepackt. Mir wurde schon mitgeteilt, dass ich für die Woche nicht zu viel einpacken sollte. Dementsprechend klein ist mein Rucksack ausgefallen.

So langsam wird mir doch etwas mulmig im Bauch und ich nehme noch einen Schluck aus meiner Kaffeekanne, bevor ich Richtung Burg abbiege. Die Burg wird für die nächste Woche mein Zuhause werden. Wie viel ich von dem eigentlichen Gebäude sehen werde weiß ich nicht.

Ich hatte mich zu einem ganz speziellen Event angemeldet. Am Fuße der Burg findet ein Spektakel statt, mit Marktplatz und Pranger, Galeeren und Rudersklaven und mein Quartier werde ich im Verlies der Burg direkt neben der Folterkammer beziehen. Für manche mag dieser Gedanke abstoßen und verstörend wirken, doch ich freue mich sehr darauf. Leider habe ich meiner Herrin verheimlicht, dass ich mich dazu angemeldet habe und jetzt hat sie Enthaltsamkeit angeordnet.

Alleine bei dem Gedanken an den Pranger auf dem Marktplatz wird es eng und ich spüre, wie das Metall mich fest im Griff hält. Als ich aussteige, sehe ich einige Autos und Menschen geschäftig über den Burgplatz laufen. Einige von ihnen im Kostüm, andere nackt und andere in Arbeitskleidung. Ich folge der Beschilderung und werde von einer jungen Frau im schwarzen Kleid mit dunkelgrünen Schnürgürtel um die schmale Taille in Empfang genommen.

Nach der Nennung meines Namens werden zwei Kisten vor mir abgestellt. "Schön, dass du da bist. Ich bin eine der Ladys, die das Organisatorische hier koordiniert. In die eine Kiste kommen deine Kleidung und dein Rucksack. In die kleine Kiste kommen notwendige Medikamente inklusive Einnahmeplan, Schlüssel, Portemonnaie und Handy. Auf dem ganzen Fest herrscht ein strenges Fotoverbot, ausgenommen von extra engagierten Fotografen. Ich führe dich dann zuerst zum Schmied und dann in deine Zelle. Sobald ihr vollzählig seid, gibt es eine kleine Führung über den Marktplatz und das Festgelände bis hin zu den Galeeren. Es warten schon einige Sachen auf euch, die auf die Insel transportiert werden müssen. Keine Fragen mehr? Super, folge mir!"

Die Lady rauscht an mir vorbei und sofort springen mir die kurze, aber stabile Gerte und die mittelalterlichen Handschellen ins Auge. Während ihres Vortrags habe ich alles entsprechend verstaut und folge ihr zügig. Sie drückt eine schwere Tür auf und schiebt mich in einen dunklen Raum.

"Schmied, hier bringe ich einen neuen. Er kommt danach in die 16. Viel Spaß und genieße den Aufenthalt so gut du kannst" Mit einem Zwinkern und nicken zwischen meine Beine verabschiedet sie sich und zieht die Tür hinter mir zu. "Komm her. Ich beiße schon nicht"

Ein kräftiger Mann in Lederhose kommt hinter einer Ecke hervor. "Schmied klingt immer so hochtrabend, aber in Wahrheit verteile ich nur das Fesselzubehör."

Er grinst mich an und zieht ein paar Kisten heran aus denen es verdächtig klimpert. Er gibt mir jeweils zwei Schellen für die Handgelenke und für die Fußgelenke und ein Halsband. "Probiere das mal an und ich gebe dir eine Nummer" Fasziniert betrachte ich die Metallfesseln. Sie sehen aus, als gehörten sie schon immer zur Burg, aber sie sind neu und innen mit Neopren gefüttert. Beim Anlegen fühlen sie sich erstaunlich gut an.

Gleichzeitig spüre ich ein Stück Papier auf meinem Rechten Schulterblatt und ein nasser Lappen. "Mach dir keine Sorge. Das funktioniert ein bisschen so wie die Kaugummi-Tattoos früher. Nach ca 10 Tagen sieht man nichts mehr davon." In einem großen Spiegel kann ich mich anschließend bewundern.

Der Pranger - Ein besonderes SpektakelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt