VI

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Ich zucke zusammen, als ein Wartenbergrad meine Schulter berührt und sich langsam über meinen Oberkörper rollt. "Sieh dir das ganze genau an 15. Wie nett er zuckt. Alles nur wegen dir. Was glaubst du, wie ihm Nadeln stehen würden? Ich habe die hier doch bestimmt irgendwo."

Geschäftig lässt sie von mir ab und mein Blick wandert zu 15 hier kreuzen sich unsere Blick und sie schließt kurz die Augen und klopft dann zweimal auf den Boden des Käfigs.

"Ja bitte? Du möchtest etwas beichten?" Geschickt löst sie die Stange mit dem Knebel und 15 bewegt ein wenig den Kiefer. "Ich erzähle wie ich es geschafft habe, wenn 16 dann nicht mehr leiden muss." Lady Klara geht vor ihr in die Hocke und streichelt über ihre Wange. "Ich wusste, dass ich dich mit ihm weichkochen kann. Also erzähl, damit er zurück in seine Zelle kann"

Auch ich spitze gespannt die Ohren und mein Blick liegt auf den beiden Frauen vor mir. Der Blick von 15 ist auf mich geheftet und sie beginnt langsam. "Ich habe beim Schmied gesagt, dass ich durch einen Bruch ein empfindliches Handgelenk habe. Deswegen hat er mir Manschetten gegeben, die etwas lockerer sind. Dadurch konnte ich meine Hände herausziehen. In meinen Zöpfen habe ich einige Haarspangen und mit denen kann man den Verschluss der Ketten austricksen. Das System ist dem von Handschellen ähnlich. Und meine liebe Lady Klara, die Tür war nicht richtig ins Schloss gezogen. Der Schließbalken war vor dem Loch im Türblatt gewesen und so war auch nicht wirklich abgeschlossen."

Mit einem Siegessicheren Grinsen sieht Lola zu Lady Klara und auch ich beobachte unsere Lady gespannt. "Nun dann weiß ich ja jetzt Bescheid. Sag mir 15, Streckbank oder Flaschenzug? Ich muss ja schließlich für diesen Ausbruchsversuch noch bestrafen"

"Ich wähle den Flaschenzug. Auch wenn ich es eher nach deutschem Recht halten würde. Ein Fluchtversuch ist nicht strafbar, wenn man keinen dabei verletzt." Lady Klara schnaubt verächtlich und kommt auf mich zu. Nach dem lösen der Klammern von meinen Nippeln verfluche ich die Armfesseln, doch diese werden mir jetzt gelöst.

"Du hast 15 gehört. Du kommst an den Flaschenzug und sie nimmt selbst die Streckbank. Ich würde an deiner Stelle schön still halten." Schneller als ich es realisieren kann, hänge ich an einem Flaschenzug und komme gerade so mit den Zehenspitzen auf den Boden. Gleichzeitig kann ich sehen, wie 15 mit einiger Gegenwehr an der Streckbank festgeschnallt und ein wenig aufgespannt wird. "Ich werde jetzt einen kleinen Kontrollgang machen dann vielleicht wiederkommen. Vielleicht hole ich euch auch erst Morgen früh ab. Ach eins habe ich noch vergessen"

Unter meine Füße legt sie Schalen, in denen sich getrocknete Bohnen befinden. Mit einem Grinsen verschließt sie die Tür und lässt uns alleine. "Ich habe dich gewarnt, dass wir in der Folterkammer landen werden. Geht es dir gut?"

Das ist eine gute Frage. "Eigentlich ist alles gut, nur diese Haltung ist sehr unangenehm. Wie geht es dir? Wie lange bist du schon hier?" Mit großen Augen beobachte ich, wie sich Lola mit einigem Ruckeln aus den Manschetten der Hände befreit und die Manschetten an den Füßen öffnet. "Schau nicht so, ich habe wirklich schmale Hände. Ich war ungefähr eine Stunde vor dir hier. Als Schläge mich nicht zum reden gebracht haben, hat sie dich geholt. Ich schaue mich mal ein bisschen um. Ich bin zurück, bevor Klara wieder hier ist"

Lola drückt mir ein Küsschen auf die Wange und lässt mich ein wenig herunter, so dass ich entspannt stehen kann und aus den Schalen mit den Bohnen treten kann.

Bevor ich mich bedanken kann, ist sie schon durch die Tür verschwunden und lässt mich alleine hängen. Beim rausgehen kann ich noch kurz ihre Kehrseite betrachten, die offensichtlich Bekanntschaft mit einigen Schlagwerkzeugen gemacht hat.

Ich schätze, dass ca 30 Minuten vergangen sind, bevor draußen einige Geräusche zu hören waren. Nach einiger Zeit kommt Lady Klara zu mir und sieht voller Wut zur Streckbank. "Dieses Biest! Wenn die mir in die Finger kommt, kann die was erleben. Und dir hat sie auch noch die Strafe erleichtert. Geschickt löst sie meine Hände vom Flaschenzug und scheucht mich mit ihrer Gerte auf den Flur zu den anderen.

"Abmarsch zum Frühstück und dann müssen Lebensmittel auf die Insel gebracht werden. Am Nachmittag werden die ersten Gäste erwartet. Dann werdet ihr aufgeteilt. Einige kümmern sich um die Boote und die anderen helfen mir hier mit den Gästen. Und jetzt ein bisschen Tempo ihr schlaft ja beim laufen ein"

Wenn mit einer gut gelaunten Klara schon nicht gut Kirschen essen ist, ist eine wütende Klara ein tosendes Unwetter mit Windstärke 12. Kaum sind wir in der Scheune, in der es gestern auch Abendessen gab, wird die Tür hinter uns verriegelt und wir sind alleine. Nummer 8 versucht mich in ein Gespräch zu verwickeln, doch ich höre immer wieder leises Kichern vom Strohboden über uns. Ich entschuldige mich bei Nummer 8 und steige die Leiter herauf. Oben finde ich eine sehr amüsierte Lola.

"Guten Morgen. Die Hexe war ja nicht so gut drauf. Sucht sie mich etwa?" Vorsichtig nehme ich neben Lola auf einem Strohballen platz und grinse sie an. "Nicht so gut ist untertrieben. Sie tobt und hat dich ein Biest genannt. Wie lange willst du dich verstecken? Du weißt doch, dass sie auf kurz oder lang mich zur Rechenschaft ziehen wird." Lola beißt genüsslich in einen Apfel, den sie sich vom Tisch geklaut haben muss.

"Ach was ist schon so ein Spektakel ohne flüchtige Sklaven und ordentliche Strafen auf dem Dorfplatz? Richtig, langweilig! Insgeheim hat die Hexe nur Angst, dass ihr Chef erfährt, dass ich weg bin. In diesem Fall sollte ich mich gut verstecken und von unserem möchtegern König fernhalten" Bei der Bezeichnung den Hausherren für diese Veranstaltung musst du kurz lachen und schaust mich Kopfschüttelnd an.

"Dein Herr Zuhause muss wirklich starke Nerven bei dir haben. Ich freue mich sehr auf die Tage mit dir hier" Schon reißt 15 ihre Augen zu Kulleraugen auf. "Ich? Ich bin zu Hause ein Engel. Deswegen nutze ich hier die Chance. Ich warte bis unsere Lady nicht mehr weiter weiß und selbst zum König geht. Dann bekommt sie hoffentlich das meiste ab." Aus dem Dachfenster der Scheune ist zu erkennen, dass Lady Klara schon wieder auf dem Weg zu uns war. "Ich muss jetzt runter und arbeiten. Lass dich nicht erwischen Kätzchen"

Schnell hangele ich mich an dem Strick herunter und setze mich zu den anderen. Keine 10 Sekunden später wird die Tür von Lady Klara aufgestoßen, die noch ein wenig missgelaunter zu sein scheint. Mit ihrer Gerte treibt unsere Lady alle hinab zum See und verlässt uns nach kurzer Anweisung wieder. Ein paar Aufseher teilen uns ein und packen ebenfalls mit an, damit die Stände bestückt werden können. Ich weiß nicht, wie viele Fahrten heute schon von uns gemacht wurden, als uns die Mittagspause angekündigt wurde. Schnell verziehen sich alle unter ein paar hohe Bäume am Ufer und genießen die Pause im Schatten.

Unsere Aufmerksamkeit wird aber schnell auf eine, mir mittlerweile sehr bekannte, junge Dame gelenkt. Nur mit ihrem Halsband bekleidet rennt sie Richtung Wald und hüpft geschickt über einige umgekippte Bäume. Ihr auf den Fersen sehen wir Lady Klara, die durch ihr Kleid doch ein wenig am laufen gehindert ist.

Nach ein paar Sekunden ist Lola im dichten Wald nicht mehr zu sehen und Lady Klara helfen ein paar unserer Helfer vom Vormittag. "Das wird Ärger geben für die Kleine." Der Casanova hat das ausgesprochen, was alle gedacht haben. "Was ist denn hier los?" Ein kräftiger Mann mit einer durchaus Dominanten Ausstrahlung und Gehstock kommt zu unserer kleine Gruppe.

Der Pranger - Ein besonderes SpektakelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt