Sie standen eine ganze Ewigkeit Arm in Arm auf dem Rasen vor dem See.
Langsam und vorsichtig löste Camilo sich ein wenig von Vera, so dass er ihr in die Augen sehen konnte.
"Lass uns wieder rein gehen, mi Vida. Nicht, dass du dich so kurz vor unserer Hochzeit erkältest"
Vera sah Camilo verdutzt an "Wie? Was meinst du mit 'so kurz' vor unserer Hochzeit?"
Dann weiteten sich ihre Augen. Sie verstand und wurde rot.
"Na, ich will doch nicht noch länger warten, bis du endlich endgültig zu mir gehörst!" erwiderte Camilo und führte Vera mit einem Arm an ihrer Hüfte zurück ins Anwesen."Ah, da seit ihr ja wieder! Ich hab dich gesucht, Vera!"
Lächelnd kam Dolores auf die beiden zu, als sie gerade zur Hintertür hereinkamen.
"Camilo, kannst du mir deine Geliebte für einen Moment überlassen?"
Camilo verzog das Gesicht, als ob er von dieser Idee nicht gerade angetan wäre.
Doch Dolores wartete erst gar nicht auf seine Antwort sondern packte Vera an den Schultern und führte sie zu ihrem Zimmer, einen sehr verwirrten Camilo in der Eingangshalle stehen lassend.
Dennoch war er nicht so verwirrt wie Vera."Also, mir ist gerade zu Ohren gekommen, dass Camilo dich so bald wie möglich heiraten will?!"
Vera nickte langsam, dann hielt sie inne und blickte Dolores geschockt an.
Wenn sie das gehört hatte... hatte sie dann auch das Gespräch zwischen ihr und Nala gehört?
Sie sah zu, wie Dolores nervös auf ihrer Unterlippe kaute.
Sie hatte wohl verstanden, was Vera's fassungsloser Blick zusagen hatte.
"A-alles gut! Die Hälfte hab ich sowieso wieder vergessen und ich werde es ganz bestimmt nicht weitersagen! Und überhaupt! Das muss dir nicht peinlich sein! Ehrlich! Ich meine, dass..." "Es ist mir nicht peinlich!" unterbrach Vera Dolores' Verteidigungsrede "Es ist mir wirklich nicht peinlich. Ich hatte nur gehofft, es würde privat bleiben, das ist alles!"
"O-oh, na dann..."
"Also, worüber wolltest du mit mir genau reden?" unwillkürlich bemerkte Vera wie schroff ihre Stimme auf einmal klang.
Sie wollte nicht, dass Dolores dachte, sie sei sauer auf sie, also versuchte sie sich an einem Lächeln, war sich aber sicher, dass sie dieses auch vergeigt hatte.
"Okay also.." begann Dolores zaghaft "Wie wäre es, wenn wir erstmal schauen, was für ein Kleid du tragen wirst. Danach kommen Deko, Büffet, Gäste.. wir müssen auch auf jeden Fall schauen, dass die Ringe zu euren Outfits passen. Ich würde sagen, Isabella kümmert sich um die Deko, Mirabel um dein Kleid, Julietta auf jeden Fall um das Essen und..."
Langsam nahm Dolores Fahrt auf, doch Vera hörte gar nicht richtig hin. Das war alles zu viel für sie. Sie freute sich total auf ihre Hochzeit, doch.. war das der richtige Zeitpunkt? Es würde sie von ihren schattigen Gedanken ablenken, aber..
"Vera? Ist alles in Ordnung?" unterbrach Dolores ihre Gedanken.
"Was? Jaja, alles gut"
"Sicher, du siehst so blass aus.. und deine Augen sind so glasig" besorgt beugte sich Dolores vor, um Vera besser betrachten zu können.
Diese jedoch wandte ihr Gesicht ab "Es geht mir gut, wirklich. Also, wo waren wir gerade?"
"Oh, ach ja! Ich dachte, vielleicht könnte das eine weiße Hochzeit sein, weil ja..."
Wieso tat Vera sich das an? Es war doch alles gut. Sie würde Heiraten, ihre Schwester schlief friedlich.. wenn auch für immer... für immer...
Das war eine lange Zeit. Am liebsten würde Vera auch mit Camilo für immer zusammen sein, aber was wenn das nicht geht? Worauf hatte sie sich da eingelassen? Sie würde Camilo wehtun, doch sie konnte...
"Also, was hältst du davon?"
"Was?" Vera war verwirrt, sie hatte wieder nicht zugehört.
"Na, was du davon hältst, wenn wir das ganze Dorf einladen? Es ist ein großes Ereignis. Auf meiner Hochzeit waren ja auch alle da, aber ich frag dich lieber noch mal weil du.. naja, eher Kontaktscheu bist" schloss Dolores zögerlich.
"Wa.. eh nein nein, das passt schon"
"Okay, dann schlage ich vor, wir schreiben erst gar keine Einladungen sondern hängen einfach überall Plakate hin und.."
"Entschuldige mich bitte kurz!" unterbrach Vera Dolores' wieder aufstockenden Redeschwall.
"Eh.. okay" sagte Dolores noch, doch Vera hatte sich schon umgedreht.Kühle Nachtluft umhüllte Vera. Sie musste Nachdenken. Über so viel...
Sie saß auf dem Steg am See und ließ die Füße ins Wasser baumeln. Diese Stille war beruhigen, man hörte nur das Plätschern des Wassers.
Wasser... damit hätte sie ihre Familie retten können, doch die Panik hatte damals ihren Verstand übernommen.
"~alles deine Schuld~" hallte Nala's stimme erneut in Veras Kopf.
Ja, es war ihre Schuld. Alles.
Verzweifelt vergrub sie ihr Gesicht in den Händen.
Aber warum war sie so verzweifelt? Vor ihr lag eine schöne Zukunft, zusammen mit Camilo. Er war der tollste Mensch, den sie je getroffen hatte, sie liebte ihn über alles. Und bald würde sie ihn heiraten.
Die Hochzeit.
Das war es, worüber sich Vera am meisten den Kopf zerbrach. Sie wollte ihn heiraten. Unbedingt. Eine eigene Familie gründen, für immer zusammen bleiben. Aber war das richtig? Hatte sie sich zu sehr von ihren Gefühlen leiten lassen?
Sie war mit der Macht der Elemente gesegnet worden. Die Macht des Lebens. Sie war das Leben.. aber das hieß auch, dass sie der Tod war. Aber hatte sie es trotzdem verdient glücklich zu sein? Ein Happy End zu bekommen? Durfte sie das? Was ist richtig, was war ihre wahre Bestimmung?
Durch das viele Denken hatte Vera Kopfschmerzen bekommen. Langsam sah sie wieder auf, in den klaren Sternenhimmel. Sie schloss die Augen, öffnete sie aber unwillkürlich wieder, denn sie spürte ein seltsames Gefühl an ihrer linken Hand. Sie blickte hinab und stockte. Ihre Hand.. sie war... Durchsichtig. Wie ein Geist. Vorsichtig versuchte Vera ihre linke mit ihrer rechten Hand zu berühren, doch sie glitt einfach hindurch.
Erneut stieg Panik in Vera auf, doch nicht lange anhaltend.
Tief atmete sie ein und wieder aus. Dann blickte sie erneut auf ihre durchscheinende Hand und verstand. Ihre Wahre BestimmungDie nachfolgenden Tage zerflossen wie Eis in der prallen Sommersonne.
Vera ließ alles Teilnahmslos über sich ergehen. Sie stimmte allem zu, was Dolores sagte, probierte sämtliche Kleider an, welche Mirabel für sie geschneidert hatte und entschied sich letztendlich für das schlichteste. Es war lang und weiß, hatte keinerlei Rüschen oder anderen Schnickschnack. Der ausschnitt war Quadratisch und die Ärmel lang und eng.
Vera merkte, wie immer mehr von ihrem Körper zu verschwinden begann, verbarg es aber gut genug, dass keiner etwas merkte.. nicht mal Camilo.
Dann war es so weit. Der Tag vor der Hochzeit. Alles war schon feierlich geschmückt und in freudiger Stimmung. Vera war überglücklich, doch leider war das nicht ihre Bestimmung, wie sehr sie es sich auch wünschte. Sie konnte nichts dagegen tun. Dagegen anzukämpfen würde nichts bringen, es würde sie nur zerfressen.
Sie versuchte alles, es zu überspielen, doch jemandem musste es auffallen."Mi Vida?" Zwei Arme schlangen sich von hinten um ihre Taille. Sie drehte sich um und erblickte Camilo.
"Ist alles in Ordnung bei dir? Du kommst mir in letzter Zeit sehr bedrückt vor. Du hast auch seit Tagen mit niemandem richtig gesprochen. Geht dir das alles etwa zu schnell? Hab ich etwas zu überstürzt gehandelt?"
Nein. Überstürzt gehandelt hatte nur sie. Doch das was sie jetzt tut und noch tun wird, war das richtige. Sie würde Camilo wehtun.. das wusste sie, aber erstmal musste sie..
"Nein, alles gut. Es ist nur die Aufregung"
Und sie lächelte Camilo an, mit Tränen in den Augen.
Das lächeln war echt, doch die Träne nicht die der Freude.□□□□□□□□□□□□□□□□□
Hi,
Ein großes Sorry, dass es so lange nichts mehr gab.
Das hier ist jedenfalls das vorletzte Kapitel. Ich schaffe einfach nicht mehr. Das letzte Kapitel wird wahrscheinlich auch etwas kürzer sein.Bye Bye,
Flattykawa TTvTT□□□□□□□□□□□□□□□□□
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Mi Vida // Camilo FF // Encanto
RomanceDie schüchterne Vera Rodriguez ist von ihrem Heimatort weggelaufen und findet sich nun im Encanto wieder. Sie ist völlig Planlos, bis sie auf die Familie Madrigal stößt und sich ihr Leben verändert... ××× Diese Geschichte hat eigentlich nichts mit d...