Es ist nun eine Woche her, seit Nala Suizid begangen hatte.
Alle hatten sie verachtet, keine Frage, dennoch war es auch für alle wie ein Schlag ins Gesicht.
Vor allem für Vera.
Sie hatte sich von ganzem Herzen gewünscht, sie hätte alles vernünftig und Erwachsen mit ihrer Schwester klären können.
Natürlich, es hätte ja noch die Möglichkeit gegeben, ihr die magische Halskette zu überlassen, an der der Stein befestigt war, welcher Vera die Macht der Elemente verleiht hatte, aber.. wäre es eine gute Idee gewesen, Nala diese Weltmacht zu vermachen? Einer Frau, die psychisch instabil und traumatisiert war?
Aber war die Sicherheit des Steins auch wirklich den Verlust eines Menschenlebens wert gewesen?All das und noch mehr wirbelte in Vera's Kopf umher. Sie konnte es einfach nicht fassen.
Das was sie da vor einer Woche im Keller der Madrigals erlebt hatte, würde sie nicht so schnell vergessen.
Immer wieder, wenn sie sich an die abgeschnittene Hand und das ganze Blut an den Wänden und auf dem Boden erinnerte, hatte sie schlagartig das Gefühl sie müsste sich übergeben und gleichzeitig war ihr zum Heulen zumute."Hey, wie geht es dir?" Camilo kam mit zwei Tellern in den Händen ins Zimmer.
Er stellte sie auf den Boden vor Vera und setzte sich neben sie vor das Bett.
"I-ich weiß nicht.. es ist alles gerade etwas.. traumatisierend"
Sie legte ihren Kopf auf Camilo's Schulter und starrte ins Leere, als ob sie dort verzweifelt nach einem Sinn suchte.
"Verständlich.. nach allem, was du sowieso schon durchmachen musstest, ist das nicht gerade.. wie soll ich sagen.. willkommen?!"
Zärtlich legte Camilo einen Arm um die Schulter seiner Verlobten und küsste tröstend ihrem Haaransatz.
Ein dicker Kloß bildete sich in Vera's Hals und sie hatte das Gefühl, sie müsste schonwieder Weinen.
Sie konnte nun nicht mehr an sich halten, rückte ganz nah zu Camilo und vergrub ihr Gesicht im Stoff seines Hemds.
"I-ich will das alles nicht mehr! Ich-ich will das alles vergessen! Bitte~" schluchzte sie.
Camilo schlang seine Arme um ihren Rücken und drückte sie so fest an sich, dass nichtmal das kleinste Lüftchen zwischen sie gepasst hätte.
"Shh! Alles wird wieder gut! Ich verspreche dir, sobald wir heiraten, wirst du das alles nur noch als Vergangenheit ansehen"
"C-cami.. Ich l-liebe dich..!"Was danach passierte, wusste Vera nicht mehr.
Sie war wohl einfach so eingeschlafen, was aber nur selbstverständlich war.
Am nächsten Morgen, oder besser Mittag wachte sie wieder auf, in derselben Position wie gestern Abend. Ganz fest an Camilo geschmiegt.
"Ah, du bist auch wach" Camilo blinzelte müde gegen das Licht, welches durch das große Fenster schien.
"Tut mir leid.. wegen gestern" entschuldigte Vera sich.
"Hey, alles ist gut! Sowas ist doch nur zu natürlich!"
"T-trotzdem.." verlegen blickte Vera neben sich auf den Boden. Es war ihr sichtlich peinlich. Sie fühlte sich immer schwächer.
Andauernd fing sie an zu weinen, stotterte, machte sich Vorwürfe oder hatte sich nicht unter Kontrolle.
Und genau diese Gedanken machten es noch schlimmer.
Sie war mehr als dankbar, dass sie einen so wunderbaren Menschen wie Camilo an ihrer Seite hatte."Komm, wir sollten vielleicht noch beim Mittagessen teilnehmen!"
Camilo stand auf und hielt Vera lächelnd die Hand hin.
Sie ergriff diese und ließ sich von ihm hochziehen.
Dabei stolperte sie und trat ausversehen gegen einen der Teller, die Camilo gestern Abend mit ins Zimmer gebracht hatte.
"Oh, die hatte ich ja ganz vergessen! Meinst du, man kann die Sandwiches noch essen?" fragte Camilo schon fast beiläufig.
"Hmm, ich weiß nicht.. ich denke schon. Aber wir sollten sie besser mit runter nehmen, damit wir sie nicht wieder vergessen!" Vera stutzte. Sie war beeindruckt, wie Camilo es schaffte mit einem einfachen Themenwechsel ihre Gedanken ganz woanders hinzulenken, auch wenn es etwas geradezu Banales war.
Sie musste kichern, was eine willkommene Abwechslung war.
Camilo sah sie verwundert an und lächelte dann breit.
Nichts machte ihn glücklicher, als den Menschen, den er am meisten liebte, Lachen zu sehen.
"Ok, lass uns runter gehen!" meinte Vera dann, bückte sich und hob die Teller hoch.
"Ah, ich glaube, die nehme ich vorsichtshalber mal..!" meinte Camilo und nahm Vera mit einem scheinheiligen Grinsen die Teller mit den Sandwiches ab.
Schmollend öffnete Vera die Zimmertür, so dass Camilo hinaus konnte.
Aber eigentlich war sie froh, wie sich ihre Laune gebessert hatte.
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Mi Vida // Camilo FF // Encanto
RomansaDie schüchterne Vera Rodriguez ist von ihrem Heimatort weggelaufen und findet sich nun im Encanto wieder. Sie ist völlig Planlos, bis sie auf die Familie Madrigal stößt und sich ihr Leben verändert... ××× Diese Geschichte hat eigentlich nichts mit d...