Kapitel 12 : Vecna

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Nickis Sicht

Schweißgebadet wache ich auf und blicke mich um. Draußen ist es bereits dunkel, also habe ich wohl den ganzen Tag geschlafen.

Vorsichtig stehe ich von meinem Sofa auf und strecke mich ausgiebig. Wie es wohl den anderen geht? Wie es wohl Eddie geht?

Ich gehe in Richtung Küche, schnappe mir das Telefon und wähle Steves Nummer, doch niemand nimmt ab. Natürlich, es ist 10 Uhr abends, und er wird bestimmt schon schlafen.

Eine Weile stehe ich nur da und überlege, was ich tun soll. Rausgehen? Nein, lieber nicht. Vielleicht erreiche ich jemand anderen?

Gedankenverloren gebe ich die Nummer von Max ein und bin erleichtert, als sie abnimmt.

Sie erzählt mir von dem Tor, von Eddies Trailer und dass er und Steve sich wohl irgendwie angefreundet haben. Ein komischer Gedanke, um ehrlich zu sein. Wir reden eine ganze Weile über dieses und jenes, und mir fällt auf, wie erwachsen Max wirkt. Sie sieht viele Dinge ganz klar, nicht so wie Dustin oder Lucas. Ich meine, ich mag die beiden, aber Max... ist irgendwie anders.

Gerade als sie mir von Dustin erzählt und wie er mal wieder eine echt bescheuerte Idee hatte, wird die Leitung unterbrochen. Ich hänge auf und wähle ihre Nummer erneut, doch die Verbindung scheint tot zu sein.

Vielleicht ein allgemeines Problem mit der Telefongesellschaft? Ich wähle Dustins Nummer und bin erstaunt, als er rangeht. Als ich ihm erzähle, dass ich Max nicht mehr erreichen kann, wird er hörbar nervös. „Weißt du was? Ich hole dich ab, und dann gehen wir zu ihr“, schlage ich vor, und er bejaht.

Ich krame nach meinen Schlüsseln, nehme meine Tasche und gehe nach draußen zum Wagen.

Vermutlich ist alles okay, aber ich will nichts verpassen. Und wie sich gezeigt hat, passieren seltsame Dinge in Hawkins.

Ich steige ins Auto und fahre zu Dustin, der schon vor der Tür steht. Irgendetwas sagt mir, dass er sich dieselben Sorgen macht. Vielleicht ist es sein Gesichtsausdruck oder die Tatsache, dass er einen Baseballschläger dabei hat.

Ich kann’s nicht genau sagen.

So schnell ich kann, fahre ich durch die Dunkelheit und halte beim Trailerpark. Der Trailerpark, wo ich auch Chrissys Leiche gefunden habe. Bei dem Gedanken wird mir schlecht, doch ich versuche, das ungute Gefühl zu verdrängen.

Schnell steigen wir aus und laufen zu den beiden hintersten Wohnwagen. „Da stimmt was nicht“, sagt Dustin und zeigt auf die flackernden Lichter, die aus ihrem Wohnwagen kommen.

Ohne nachzudenken rennen wir hinein. „Max?! Mrs. Mayfield?!“ Niemand antwortet, und ich befürchte das Schlimmste.

Ich gehe vorsichtig in die Küche, während Dustin mit dem Baseballschläger bewaffnet in ihr Zimmer geht.

„Nicki!!“

Ich renne nach hinten und mir stockt der Atem, als ich Max so sehe. Sie steht an der Wand, völlig regungslos, und scheint wie in einer Art Starre zu sein. Ich packe sie an den Schultern und schüttle sie wild, doch sie reagiert nicht.

Dustin steht mit Tränen in den Augen da und sagt immer wieder ihren Namen.

„Max! Max, wach auf... komm schon“, versuche ich sie zu wecken, aber sie reagiert nicht. Was sollen wir tun?

Hilflos blicke ich mich um. „Vielleicht hört sie dich nicht“, sagt Dustin und schaltet das Radio an. Er greift nach einer CD, die auf ihrem Bett liegt, legt sie ein und stellt auf Titel Nummer sieben. Ohne zu zögern dreht er die Lautstärke voll hoch, nimmt die Kopfhörer und setzt sie ihr auf.

In einer Lautstärke, so laut, dass wir sie ohne Kopfhörer hören können, erklingt „Running Up That Hill“, irgendein alter Song aus den 80ern oder 90ern, den ich vor Jahren das letzte Mal gehört habe.

Doch Max steht immer noch da und bewegt sich nicht. „Dustin, das hilft nicht!“, schreie ich und springe vor Schreck auf, als Max zusammenbricht und weinend am Boden liegt.

Schnell mache ich die Musik aus, und Dustin zieht Max in seine Arme.

„Shh, alles ist gut“, flüstert Dustin fürsorglich und wiegt sie hin und her.

Was zum Teufel ist gerade passiert, und woher wusste Dustin, was zu tun ist? Ich habe so viele Fragen, doch ich bin einfach nur froh, dass Max noch hier ist.

„Ich... ich habe ihn gesehen“, weint sie, und ich knie mich zu ihr. „Wen hast du gesehen?“

„Vecna.“

Dustin und ich blicken uns an. Vorher am Telefon hat mir Max von diesem Vecna erzählt, von dieser Dungeons-and-Dragons-Figur, aber was ich mir genau darunter vorstellen soll, weiß ich nicht, und Dustin anscheinend auch nicht. „Wir sollten sie in Sicherheit bringen, weit weg von diesem Tor“, sagt Dustin und deutet mit dem Kopf zu Eddies Trailer rüber.

Ich nicke. „Bring sie hier weg“, sage ich und gehe nach draußen und geradewegs zu seinem Trailer.

„Nicki?! Was hast du vor?“, schreit Dustin und hilft Max die Stufen des Wohnwagens runter.

„Ich habe es satt! Was auch immer dieses Monster ist, es ist da drüben und zerstört unser aller Leben! Max hätte sterben können! Hier nütze ich euch nichts. Aber vielleicht da drüben...“

Entschlossen gehe ich in den Wohnwagen und gehe zu dem Seil, von dem mir Max erzählt hat.

Es verbindet unsere Welt mit der bösen Welt, und es wird Zeit zu handeln.

Es wird Zeit, diesen Vecna zur Strecke zu bringen!

Die Geschichte von Eddie dem Freak (Part One)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt