Kapitel 19 : In Trance

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Nickis Sicht:

„Was dauert denn da so lange? Die anderen sollten doch schon lange einen Angriff gewagt haben“, stelle ich nervös fest und blicke besorgt zu Max, die auf dem Boden der knarzigen Hüte sitzt und in Trance ist.

„Vielleicht ist etwas schiefgelaufen“, sagt Dustin und fuchtelt mit der Hand vor Max umher.
Wir sitzen hier schon seit zwei Stunden. Vor etwa einer halben Stunde hat Vecna Max in Trance versetzt.
Sie atmet langsam und macht keine Anstalten, gleich in die Luft gehoben zu werden. Aber trotzdem wissen wir nicht, welche Folgen das haben kann.

Ich blicke aus dem Fenster, runter zu Lucas, der auf den Stufen sitzt und die Hände im Gesicht vergraben hat. Die ganze Sache hat ihn ziemlich mitgenommen. Ich weiß, wie sehr er Max liebt. Er sagt es vielleicht nicht oft, aber er zeigt es auf so süße Art und Weise.

Es sind die Kleinigkeiten im Leben, die wirklich wichtig sind. Die kleinen Gesten der Liebe, die so viel mehr aussagen als Worte. Mir wird schwer ums Herz. Wie sehr ich mir wünsche, diese Dinge mit Eddie zu erleben. Ich weiß nicht, wie das alles außerhalb von Monstern und Gefahren funktionieren soll. Vielleicht sind wir nur gut zusammen, wenn die Welt kurz vor dem Untergang steht. Aber ich will es herausfinden. Ich vermisse ihn schrecklich.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ein panischer Lucas die Treppe nach oben gerannt kommt.

„Wir, wir haben ein Problem“, atemlos steht er da und hält sich die Brust. „Steve und Robin sind verletzt, sie haben es gerade noch so auf unsere Seite geschafft. Eddie und Nancy wollen die Sache alleine durchziehen.“

Mir stockt der Atem. Eddie und Nancy, allein gegen Vecna. Das kann nicht gut ausgehen. „Was heißt das, sie sind verletzt?“, will ich wissen.

„Naja, es gibt da drüben anscheinend mehr als nur diesen Vecna. Robin und Steve wurden von Fledermaus-Viechern angegriffen“, erklärt Lucas.

Währenddessen nimmt Dustin die Kopfhörer, geht zu Max und will sie ihr aufsetzen, als er von Lucas aufgehalten wird. „Wir können sie jetzt nicht zurückholen“, sagt Lucas ernst.

„Was?! Wir müssen sie retten! Eddie und Nancy schaffen das niemals“, sagt Dustin und will Lucas wegstoßen, der ihn aber an den Armen festhält.

„Dustin, hör zu! Wir müssen Max in Trance lassen, so lange wie möglich. Vecna muss abgelenkt bleiben. Wenn wir sie jetzt aufwecken, sind Nancy und Eddie so gut wie tot.“

Lucas hat recht. Max schwebt im Moment noch nicht in Lebensgefahr, die anderen beiden hingegen schon. Und solange er abgelenkt ist, haben die beiden eine Chance. Eine kleine, ja, aber immerhin.

Dustin nickt leicht und setzt sich neben Max. Ob er sie mehr mag, als er zugeben will? Ich weiß es nicht, die letzten Tage haben vieles verändert und Gefühle hervorgerufen, die vorher nicht mal vorstellbar waren.

„Ich mache mich auf den Weg zu Steve und Robin. Wir bleiben im Funkkontakt, und wenn Max zu schweben beginnt, holt ihr sie da raus“, sage ich und nehme den Rucksack.

Ich gehe nach unten, steige in das Auto, starte den Motor und schreie laut auf, als auf einmal Billy vor meinem Wagen steht. Billy, blutverschmiert, mit zerschlagenem Gesicht und einem Messer in der Hand.

„Nicki, es wird Zeit, dass du für deine Taten bezahlst.“

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Dustins Sicht:

Ich sitze neben Max und spiele gedankenverloren mit dem Kabel der Kopfhörer. Immer wieder blicke ich prüfend zu ihr rüber, nicht dass wir irgendetwas verpassen.

„Ehm, Dustin?“, fragt Lucas und winkt mich zum Fenster. Ich stehe auf, gehe zu ihm und folge seinem Blick.
Nicki, die vor 10 Minuten gesagt hat, dass sie zu Robin und Steve geht, sitzt im Auto. Der Motor läuft, doch sie fährt nicht weg. Wieso nicht?

„Warte hier, ich geh nachsehen“, sage ich und renne die Treppen runter, zur Tür hinaus und zum Auto.
Ich klopfe an die Scheibe, doch sie reagiert nicht. Ich reiße die Tür auf und schüttle ihren Körper. „Nicki? Hallo?“

Scheiße! Sie ist in Trance. Sie starrt völlig weggetreten geradeaus und bewegt sich nicht. Lucas, der wohl gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt, kommt zur Tür hinausgerannt und hilft mir, sie aus dem Wagen zu ziehen. Wir ziehen sie zu der Treppe und ich lege sie vorsichtig hin. „Fuck, was machen wir jetzt?“, Tränen steigen mir in die Augen und ich schüttle ihren Körper wie wild, als sie auf einmal aufatmet und sich an mich klammert. „Max, Max, Max“, flüstert sie panisch und zeigt zum Haus.

„Oh Verdammt, Max!“, schreit Lucas und rennt nach oben. „Bleib hier“, sage ich zu Nicki und renne Lucas hinterher.

Oben angekommen wird mir bewusst, was das war. Nickis Trance war ein Ablenkungsmanöver, Vecna weiß Bescheid, kennt unseren Plan und hat uns geködert, um freie Bahn bei Max zu haben.

Denn Max schwebt, außer unserer Reichweite, und Lucas und ich können jetzt nichts mehr tun.

Jetzt liegt es an Eddie und Nancy. Sie sind unsere letzte Hoffnung. Sonst war alles umsonst. Max wird sterben.

Und das darf nicht sein.

Die Geschichte von Eddie dem Freak (Part One)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt