06 𝐛𝐨𝐬𝐬 𝐥𝐚𝐝𝐲

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»Ob du es glaubst oder nicht, aber gerade möchte ich einfach in mein Bett und mich mit Chips vollstopfen.«, seufzte ich müde aus und lehnte meinen Kopf an die Fensterscheibe. »Die paar Tage vor Schuljahresbeginn möchte ich weniger auf den Beinen verbringen und für einen kurzen Moment verschnaufen zu können. Ich hab sicher zuletzt vor drei bis vier Wochen in meinem eigenen Bett geschlafen. Ich will zu meinem Bett.«, dachte ich gerade an meinen liebsten Rückzugsort und hatte gerade tatsächlich die Nase voll von dem vielen Reisen.

Kaum hatten wir unseren letzten Tag in Frankreich verbracht, saßen Aaliyah und ich auch schon in der Ryan Air Maschine Richtung England. So sehr ich England auch liebte, könnte ich momentan sehr gut auf das Land verzichten. Aber da ich noch einige Dinge in Derby erledigen und noch einen kurzen Abstecher in Portsmouth einlegen musste, führte kein Weg daran vorbei. Vorerst hatte ich geplant, die letzten Ferientage zu genießen und mich nicht an die Arbeit machen zu müssen. Da Brie zu einem Treffen förmlich drängte, kam das Arbeiten nun viel früher in Frage.

»Das kann ich mir vorstellen.«, schmunzelte Aaliyah und sah mich mit einem breiten Lächeln an. »England, Korfu, Frankreich und dann wieder England. Das alles in nur drei bis vier Wochen. So ein Leben hätte ich echt gerne, Cecilia. Wenn du so ein Leben nicht führen möchtest, dann übernehme ich das gerne.«, scherzte sie und lachte leicht dabei.

»Ich bin wirklich dankbar, dass ich sowas tun kann.«, machte ich klar und wollte nicht denken, dass ich die Situation ätzend fand und keine Dankbarkeit zeigte. Würden mir meine Eltern nicht den gewissen Freiraum geben, um mich als eigene Person weiterentwickeln zu können, hätte ich gar nicht die Chance gehabt in andere Länder zu fliegen. »Aber in seinen eigenen vier Wänden zu sein ist immer noch am Besten.«, sagte ich und erwiderte ihr Lachen.

Die Zugfahrt vom Flughafen nach Derby dauerte sicherlich über eine Stunde, was nicht wirklich schlimm für Aaliyah oder mich war. Direkt wurden wir am Bahnhof auch schon von Brie und Sierra in Empfang genommen, die sich mir praktisch in die Arme schmissen und mich im ihrer Stadt willkommen hießen. Auch Aaliyah bekam eine warme Umarmung, obwohl sie sich zuvor nicht einmal für ein paar Sekunden kennengelernt hatten.

»Wir haben heute wirklich sehr viel zutun! Es ist schon eine Weile her, als du das letzte Mal hier warst.«, warnte mich auch schon Brie vor, während sie zu ihrem Auto lief. »Es haben wirklich so viele Veränderungen stattgefunden, die wir dir einfach zeigen müssen. Deshalb die terrorisierenden Nachrichten.«, erzählte sie und schmunzelte leicht darüber. »Aber wir können dir die erfreuliche Nachricht jetzt mitteilen, da ich es nicht mehr länger aushalten kann. Wir haben uns ein bisschen vergrößert und das Studio sieht nicht mehr so eintönig aus.«,

»Habe ich schon in Sierras Story sehen können!«, sagte ich und lächelte breit. »Einfach unglaublich!«

So verbrachten wir den ganzen Tag im neu eingerichteten Studio, der in echt tatsächlich viel schöner aussah als auf den Bildern. Es gab auch ein paar neue Menschen, die ich zuvor nie zu Gesicht bekommen hatte. Durch das kurze Vorstellen untereinander fand ich heraus, dass sie sich alle schon durch die Schule untereinander kannten und neben der Universität eine Nebenbeschäftigung brauchten – Für mich stellte es kein Problem, da ich mir durchaus sicher sein konnte, dass ihnen das  Zusammenarbeiten viel einfacher fielen.
Obwohl ich sie nicht sehr lange kannte, merkte ich sehr schnell, dass ich es hier mit kreativen Köpfen zutun hatte und es jetzt schon toll fand, mit ihnen zusammenarbeiten zu können.

Demnach konnte ich kaum realisieren, mit ihnen zusammen an einem Tisch zu setzten und tatsächlich ein Brainstorming machten. Mein zwölfjähriges Ich flippte in mir aus und schlug mehrere Räder. Obwohl ich mich vor wenigen Stunden als größte Idiotin gefunden hatte, die ihre einzige Chance mit einem hochangesehen Designer aus Frankreich deutlich minimiert hatte, fühlte ich mich nun deutlich selbstbewusster. Das Lächeln auf meinen Lippen verschwand für keine einzige Sekunde und mein Herz schien schneller zu schlagen denn je!

»Ich denke, dass wir in der ersten Phase einem Pfad folgen. Du bist unglaublich talentiert, Cecilia. Das ist hier nicht die Frage! Dennoch glaube ich, dass du erst in eine Richtung gehen solltest. Du übernimmst dich total, wenn du  wirklich alles machst. Von normalen Blazern, Shirts und sonstigen Sachen bis zu Abendkleidern für Frauen und Männern. Du solltest einen Schwerpunkt wählen. Einen Schwerpunkt, mit dem dir einen Namen machst. Und wenn alles wie geschmiert läuft, dann kannst du dich auf andere Projekte konzentrieren.«, kam die erste Überlegung, die ich wirklich nicht schlecht fand.

Es wurde darüber diskutiert bis es dann zu einer Entscheidung kam. Und da ich nichts dagegen hatte und der Rest ebenfalls nichts einzuwenden hatte, kamen wir sehr schnell zu einer Entscheidung. Eineinhalb bis zwei Stunden entschieden wir gemeinsam Dinge, die wir in Zukunft umsetzen wollten. Hinterher nahm ich hinter den Kulissen bei einem Shoot teil, den Will für einen Großteil anführte. Ich hielt mich im Hintergrund auf und sah meine Kleider wieder, die ich noch vor den Ferien abgeschickt hatte. Angezogen sah das Kleid deutlich besser aus als an einer Schneiderpuppe, weshalb ich tatsächlich Freudentränen im Auge hatte und das Shooting aufnahm.

»Das hast du alles bis jetzt geschafft.«, murmelte Aaliyah und umarmte mich von der Seite. »Scheiß auf die Meinung von dem blöden Designer in Frankreich. Du bist talentiert und beweisen musst du ihm nichts.«, sagte sie zu mir und sah mich lächelnd an.

»Das ist nur der Anfang.«, erwiderte ich darauf und konnte mir das breite Lächeln nicht verkneifen.

Alles in einem, empfand ich den heutigen Tag als sehr erfolgreich und fand es schon fast traurig, dass wir nicht länger bleiben konnten. Demnach stand ich in Tränen vor versammelter Mannschaft und bedankte mich herzlichst für den schönen Tag mit ihnen. Es fiel mir sehr schwer die richtigen Wörter auf Englisch zu finden, die meine Gefühle momentan sehr gut beschreiben konnten. »Und glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ich nicht jeden Tag in Jogginghose durch die Gegend laufe. Beim nächsten Mal zeige ich mich wirklich von meiner besten Seite.«, machte ich auf mein Outfit aufmerksam und brachte einige unter ihnen sogar zum Lachen.

Den Abend schlossen wir noch mit einem gemeinsamen Grill- Abend ab, der im Garten von Sierra stattfand, bevor es am nächsten Morgen sehr früh mit dem Zug nach Portsmouth ging. Eine Möglichkeit, um viele ein Stück näher kennenlernen zu können. Sie motivierten mich alle ein Stück mit ihren Lebenserzählungen und ich schätze ihre Hilfe wirklich sehr. Je länger ich mich mit ihnen unterhielt, kam ich immer mehr auf den Gedanken einen zweiten Standort in Deutschland aufzubauen und das auch mit meinen Freunden. Es war nicht verkehrt sich in zwei Ländern einen Namen zu machen. Dennoch standen sehr viel Papierkram und rechtliche Dinge auf dem Plan, was mich definitiv nicht davon abhalten konnte.

@ceciliaalvesdesign has posted

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𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐅𝐀𝐌𝐎𝐔𝐒 ▸ 𝑚.𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt