14 𝐡𝐞'𝐬 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐩𝐚𝐩𝐚

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»Ich hab gar nicht gewusst, dass du Besuch hast.«, platzte ich in das Zimmer von Antoine und blieb direkt an der Tür stehen, als ich ihn und seinen Besucher an der PlayStation sitzen sah und sie bei einem Spiel unterbrach. Während ich mit verschränkten Armen an seinem Türrahmen gelehnt stand, drehten sie ihre Köpfe in meine Richtung und sahen mich mit großen Augen an. So, als hätte ich sie bei irgendeiner Sache erwischt, die unsere Eltern ihnen verboten hatten. Doch je länger ich mir seinen Besucher ansah, desto bekannter kam er mir vor. Demnach legte ich meine Stirn in Faltern und überlegte, woher ich ihn kennen könnte. »Entschuldigung. Ich wollte mich eigentlich noch bei dir für heute bedanken. Das hätte ich schon heute in der Schule machen sollen.«, bedankte ich mich bei meinem kleinen Bruder und dankte ihm wirklich sehr.

Obwohl ich seine Hilfe nicht gebraucht hätte, da ich mich durchaus alleine verteidigen konnte, war ich ihm dankbar.

»Äh, kein Ding.«, nickte er mit seinem Kopf und versuchte mir mit seinen Augen zu signalisieren, dass ich jetzt verschwinden sollte. Verwirrt blieb ich auf der Stelle stehen und versuchte noch immer herauszufinden, woher ich seinen Besucher kannte. Da er durchaus älter aussah, konnte er niemals in seiner Stufe sein. Vielleicht spielten sie im gleichen Verein, doch niemals in einer Mannschaft. »Gibt es noch etwas oder–«

»Haben wir uns nicht in Frankreich kennengelernt?«, fiel es mir wieder ein und war nun überrascht darüber, dass er plötzlich im Zimmer meines Bruders saß. »Hugo, richtig?«, harkte ich nach und freute mich innerlich, dass ich seinen Namen noch in Erinnerung behalten hatte.

»Korrekt.«, nickte er mit seinem Kopf und lächelte schwach. »Nett dich wiederzusehen, Cecilia.«

»Kann ich zurückgeben.«, erwiderte ich sein Lächeln. »Hab gar nicht gewusst, dass du dich mit Antoine angefreundet hast und extra für ihn hergeflogen bist.«, schmunzelte ich und bemerkte im Augenwinkel, wie Antoine seine Augen verdrehte. »Was denn? Ich möchte halt nur wissen, wie mein Bruder internationale Freundschaften knüpft.«, rechtfertigte ich meine Neugier und lachte leicht. »Du bist gar kein Franzose?«

»Doch, das bin ich. Aber Deutsch ist auch eine Sprache, die ich beherrsche. Hoffentlich akzentfrei, sonst haben die vielen Sprachlehrer nicht geholfen.«, entgegnete er mit einem Grinsen auf den Lippen. »Bin jetzt für den Rest meines Studiums nach Deutschland gezogen.«, erzählte er und brachte Licht ins Dunkeln.

»Sie muss das nicht wissen. Sie ist nicht das FBI.«, stöhnte Antoine auf.

»Vielleicht nicht das FBI, aber deine ältere Schwester. Ich muss alles wissen.«, korrigierte ich ihn und stieß mich vom Türrahmen ab. »Dann lass ich euch einmal in Ruhe weiterspielen. War wirklich nett dich wiederzusehen, Hugito.«, verabschiedete ich mich bei ihm und sperrte mich für die nächsten Stunden in meinem Zimmer ein.

Obwohl ich mich nach der Schule direkt schlafen legen wollte, kümmerte ich mich mehr um meine Entwürfe. So sehr ich die Ferien ohne Arbeit mit meinen Freunden und meiner Familie genossen hatte, vermisste ich das Zeichnen. Meine Gedanken füllten sich in den vergangenen Wochen mit vielen Ideen, die ich sofort auf ein Blatt oder auf dem iPad verwirklichen wollte. Meine Finger fingen - wie lächerlich es sich auch anhörte - allein bei den Gedanken an zu jucken und ohne jetzt zu übertreiben, fühlte ich die Erleichterung meinen Körper durchziehen.

Eingesperrt in meinem Zimmer verbrachte ich meine Zeit mit Zeichnen und dem Verarbeiten von den heutigen Geschehnissen. Es lagen zwar Stunden dazwischen, dennoch verspürte ich eine Abneigung gegenüber Valentina. Eine Nebenfigur in meinem Leben, die sich plötzlich als Halbschwester meiner Rivalin herausstellte. Katharina und ich hatten nicht wirklich viel miteinander zutun gehabt und sprachen nicht sehr viel miteinander, um uns als Rivalinnen zu bezeichnen. Aber da sie die Kapitän Rolle in der Damenmannschaft spielen wollte ohne eine Wahl überhaupt einzuführen, und den Rest - der nicht mit ihr befreundet war - wie Dreck behandelte, konnte man uns dann durchaus als Rivalinnen bezeichnen. Ich wollte die Binde haben, da mir die Mannschaft tatsächlich etwas bedeutete und mit dieser nach all den Jahren die Schulmeisterschaft wieder gewinnen wollte. Und um diese zu bekommen, legte ich mich gerne mit ihr an.

Doch nun musste ich mich mit Halbschwestern herumschlagen, die die schlimmsten Charakterzüge auf der Welt zeigten und hinter meinem Rücken sprachen.

»Willst du nicht mit dem Papa sprechen, Cecilia?«, klopfte meine Mutter an die Tür und ihren Kopf ins Zimmer streckte. »Ich mag es nicht, wenn ihr euch streitet.«

»Dann solltest du mit ihm sprechen, da ich den Streit nicht angefangen habe.«, murmelte ich desinteressiert und verfolgte momentan nicht das Ziel, mich mit meinem Vater zu versöhnen. »Er sollte damit klarkommen, dass ich auf mich alleine aufpassen kann.«, machte ich ihr klar und seufzte anschließend.

»Er möchte nur nicht, dass du verletzt wirst.«, nahm sie ihn in Schutz.

»Ich kann auf mich alleine aufpassen.«, wiederholte ich mich. »Und ich glaube ihm nicht, dass es sich nur darum dreht. Er kann Mason nicht leiden.«, teilte ich meinen Gedanken mit ihr und glaubte sogar fest daran, dass er ihn noch immer nicht mochte. »Ich verstehe es nicht. Mason ist der liebste Mensch auf Erden und er kann ihn nicht leiden?«, stellte ich mir selbst die Frage und schnaubte anschließend auf.

»Er hat dich gehört, chérie.«, sagte sie und ließ mich für einen kurzen Moment fragend schauen bis ich darauf kam, was genau er gehört hatte. »Wie du dich mit Mason gestritten hast.«, bestätigte sie und seufzte anschließend. »Das er dein Gespräch mitbekommen und deine Privatsphäre verletzt hat, ist eine Sache. Aber er ist dein Papa und macht sich nun einmal Sorgen. Dich so verletzt zu hören hat ihm das Herz gebrochen.«

»Mason und ich haben es geklärt.«, stöhnte ich auf und warf meinen Kopf in den Nacken. »Ich möchte gerade wirklich nicht mit ihm sprechen, Maman.«, verdeutlichte ich ihr und sorgte nur dafür, dass sie seufzend mit ihrem Kopf nickte und mir Bescheid gab, dass das Essen in ein paar Minuten fertig wär, bevor sie mich dann alleine in meinem Zimmer ließ.

Gedankenlos starrte ich die verschlossene Zimmertür an und vergrub hinterher mein Gesicht in meine Hände. Ich musste hier unbedingt weg! Erst als mein Handy auf meinem Schreibtisch vibrierte, hob ich meinen Kopf wieder und griff nach meinem Handy.

danny
🎤Sprachnachricht

»Ich verstehe, wenn du lieber Zuhause bleiben und an deinen Entwürfen arbeiten möchtest. Aber Katharina und ihre Halbschwester, die wie aus dem Nichts aufgetaucht ist, sind hier und lassen wirklich kein gutes Haar über dich aus. Falls du die Boxen möchtest, bin ich gerne dabei.«, sagte er in seiner Sprachnachricht und gab mir einen sehr guten Grund, um nun auf der Party aufzutauchen.

celia 🦦
komme vorbei


So fasste ich meinen Entschluss und stellte mich an meinen Kleiderschrank, um in der nächsten Sekunde ein Kleid in meiner Hand zu halten. Es war ein einfaches Kleid ohne Drum und Dran und dünnen Trägern. Es war ein bisschen zu kurz, weshalb ich darunter meine Nike Pro Shorts anbehielt. Meine Haare machte ich mir zu einem unordentlichen Dutt und ließ zwei Strähnen herausgucken. Ich schmiss mir über das Kleid eine schwarze Biker Jacke aus Kunstleder über und warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich meine Tasche nahm und aus meinem Zimmer lief.

»Was glaubst du, wohin du gehst?«,  hielt mich mein Vater auf, der gerade in die Küche laufen wollte und mich in meinem Outfit sah. »Und sicherlich nicht in diesem Outfit, junge Dame!Du hast morgen Schule, Cecília!«, erinnerte mich daran, dass ich morgen wieder in der Früh aufstehen musste.

»Ich bin kurz bei Sebi und es wird nicht spät.«, erwiderte ich in einem neutralem Ton und nahm meine Stiefel mit hohen Sohlen aus dem Schuhschrank. »Und an dem Outfit ist nichts falsch.«

»Es ist viel zu kurz und um diese Uhrzeit lasse ich dich nicht in einen Bus steigen!«, entgegnete er und sah mehr als unzufrieden mit mir und meiner Kleiderwahl aus. »So nicht, Cecilia.«

»Hmm.«, machte ich und zwang meine Füße schnell in die Schuhe, um hinterher nach meinem Hausschlüssel zu greifen. »Bis nachher.«, verabschiedete ich schnell und ließ die Haustür hinter mir ins Schloss fallen. Erleichtert atmete ich aus und konnte wirklich von Glück sprechen, dass es nur bei so einem harmlosen Gespräch blieb. Tatsächlich hatte ich eine lautstarke Diskussion erwartet und Hausarrest bis auf Lebenszeit, doch er blieb für seine Verhältnisse erstaunlich still.

Einen Moment blieb ich an der Haustür stehen und hörte von innen, wie er auf Spanisch fluchte und nur einen Jungen für mein respektloses Verhalten verantwortlich machte. Bevor ich mich umdrehte und mich auf eine Diskussion mit ihm einließ, lief ich die Treppe herunter und machte mir keine Gedanken mehr darüber.

𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐅𝐀𝐌𝐎𝐔𝐒 ▸ 𝑚.𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt