»Er hätte sich sicherlich im Grab umgedreht, wenn er das mitbekommen hätte.«, schmunzelte Noel und schüttelte zeitgleich mit seinem Kopf, während er nach seinem Feuerzeug griff und sich seine Zigarette anzündete. Anschließend gab er mir sein Feuerzeug und schenkte mir einen leicht fragenden Blick, den ich mit einem einfachen Kopfnicken erwiderte. »Obwohl ich gleich Zeuge bin, kann ich es nicht glauben.«, kommentierte er und lachte leicht darüber. »Besonders dann, nachdem du all die Jahre über uns immer versucht einzureden, dass Rauchen schädlich ist.«»Rauchen ist schädlich.«, stand ich weiterhin hinter meiner Aussage und brachte ein paar Versuche, um die Zigarette zwischen meinen Lippen anzuzünden. »Damals und auch jetzt stehe ich dahinter.«, ließ ich ihn wissen und gab ihm sein Feuerzeug wieder zurück. »Aber gerade brauche ich es wirklich! Kein Wort an meine Eltern oder Antoine, sonst könnt ihr mit den Fischen schwimmen gehen.«, drohte ich ihnen und ließ es wie ein Scherz klingen, obwohl ich es todernst meinte.
»Sowas mitanzusehen ist wirklich Millionen wert!«, kommentierte Danny neben mir und nahm sich das Recht, mir die Kippe wegzunehmen und zuerst an dieser zu ziehen. »Ich meine, Cecilia Was-Ihr-Nachname-Auch-Ist – das brave Mädchen aus der Nachbarschaft – zieht zum ersten Mal an einer Kippe und lässt sich dadurch ihr Image ruinieren. Ohne Witz, ich hätte dafür getötet.«, betonte er und ließ jeden Anwesenden wissen, dass er die Situation mehr als amüsant fand.
»Alves Fernández.«, verdrehte ich meine Augen.
»Gib uns hinterher nicht die Schuld, klar? Wir haben dich nicht dazu gezwungen und du machst es auf freien Stücken.«, stubste Ricarda mich mit einem Grinsen auf ihren Lippen an und wartete nur darauf, dass ich meine Kippe wieder zwischen meinen Fingern bekam und mich bei meinen ersten Zügen beobachten konnte.
»Ich gebe euch schon nicht die Schuld.«, erwiderte ich darauf und streckte meine Hand nach Danny aus, der weiterhin seine Züge machte und meine Hand dabei komplett ignorierte. »Danny, ich bin gerade wirklich nicht in Stimmung. Und wenn ich nicht Valentina vorhin umbringen konnte, dann bist du mein Opfer.«, sprach ich meine Drohung aus und atmete leicht erleichtert aus, als er mir widerwillig die Kippe überreichte. »Ich hasse sie wirklich sehr. Meinen Hass kann ich kaum in Worte beschreiben!«, ließ ich meinen Frust heraus und bereute es in diesem Moment wirklich sehr, auf meinen Verstand gehört zu haben.
Der Streit mit den Halbschwestern brachte mich so sehr auf die Palme, dass ich nicht länger bleiben konnte ohne beide Schwestern in irgendeiner Art zu überfallen. Dementsprechend hielt ich mich im Hintergrund und wollte daraus keine große Sache machen – Es tat mir für Sebi leid, der die Situation irgendwie versuchte zu schlichten und zeitgleich sein Image als erfolgreicher Partygänger aufrecht halten wollte. Doch länger konnte ich nicht bleiben und ohne es überhaupt zu wollten, folgten mir meine Freunde.
Wenn ich schon nicht auf Katharina und Valentina aus meiner Wut heraus eingeprügelt hätte – besonders Valentina – dann hätten es sicherlich Toni und Mariah übernommen. So, wie sie durch die dunklen Straßen in der Gegend fluchten und den Halbschwestern das Unaussprechliche wünschten, glaubte ich es ihnen auch. Jakob, der keine voreiligen Schlüsse aus der Situation ziehen wollte, versuchte sich als Schlichter. Chiara, Sophia, Lukas und Danny versuchten sich bei den vielen Beschimpfungen das Lachen zu verkneifen und warfen ein paar Kommentare ein, die Jakob nicht gerade halfen. Die Wut in mir erreichte einen Punkt, an dem ich darüber wirklich nicht sprechen konnte.
Es fielen mir in nur Sekunden geniale Sprüche ein, die ich ihnen an den Kopf hätte werfen sollen. Ich selbst verhielt mich vor einer Sitzengebliebenen und frischen Oberstufenschüler wie die letzte Idiotin! Die Sticheleien gegen mich waren sehr schwach, dennoch trafen sie ein paar Nerven.
Da ich nicht wirklich in der unmittelbaren Nähe meiner Freunde wohnte, musste ich ab einem gewissen Punkt alleine nach Hause laufen, wenn Danny sich nicht geopfert hätte und mich mich nach Hause begleitete. Die vielen Fragen meiner Eltern, die sicherlich im Wohnzimmer saßen und auf mich warteten, wollte ich mir nicht antun, weshalb ich mich spontan für einen kurzen Abstecher auf den Friedhof entschied.
Das Grab von Yoel hatte ich seit mehreren Wochen nicht mehr besucht und die Zwillinge waren immer da, wenn ich mich mit meinen Eltern gestritten hatte. In diesem Fall war ich nur mit meinen Vater verstritten und mit den Halbschwestern war es nur ein halber Streit, den ich irgendwann beendet hätte. Und zu meinem Glück traf ich mit Danny zusammen auf Noel und Ricarda.
»Wären wir hier in Spanien, auf den Straßen Sevillas, hätte ich wirklich keine Sekunde gezögert und ausgeholt!«, ärgerte ich mich weiterhin darüber und setzte die Kippe zwischen meinen Lippen, während ich mir von allen Seiten anhören durfte, nicht auf die Lunge zu ziehen. So dickköpfig ich in diesem Moment auch war, ignorierte ich sie und inhalierte die Giftstoffe über die Lunge und durfte hinterher mit Konsequenzen rechnen; Ein Hustanfall.
»Rauchen steht dir wirklich nicht. Nimm die Kippe aus dem Mund, sonst verpetze ich dich bei deinen Eltern, Antoine und Mason.«, drohte Noel nun mir und wusste, dass er mich schon beim Erwähnen meiner Eltern hatte. Tatsächlich wär es viel schlimmer, wenn Antoine es erfahren würde. Im ersten Moment würde es ihn kaum interessieren. Erst wenn darüber Grass wuchs, nutzte er es als Druckmittel gegen mich – Und da ich kein Druckmittel gegen ihn in meinen Unterlagen fand, konnte ich mir sein Schweigen auch nicht erzwingen.
»Das traut er sich nicht!«, mischte sich Ricarda ein.
»Er blöfft.«, konterte ich darauf und erkannte allein an seinem Blick, dass er mich nur verunsichern wollte. Dennoch gab ich Danny die Kippe wieder zurück und erinnerte mich wieder daran, warum ich nicht mit dem Rauchen anfangen wollte. »Du gehst zu dem Spiel in Mönchengladbach, nicht? Dann kannst du es ihm zu brüllen, wenn du die Eier dazu hast.«, legte sich ein Grinsen auf den Lippen und warf ihm einen herausfordenden Blick zu, den er bei der schwachen Beleuchtung auf dem Gelände wohlmöglich nicht sah.
»Ich hab zum Glück noch Karten bekommen, was du wohl nicht behaupten kannst.«, konterte er und fühlte sich in diesem Moment wohl Stolz auf seine Karte für das Spiel. »Eigentlich haben Ric und ich Karten für das Spiel bekommen.«, betonte er.
»Wolltest du zu dem Spiel?«, fragte Danny mich und lachte kurz auf, als ich mit meinem Kopf nickte. »Was hält dich denn auf? Mönchengladbach ist noch in NRW und nur eine Stunde entfernt.«, versuchte er mich zu überreden und wusste noch nicht, dass ich sowieso zum Spiel wollte. Ebenso wusste er nicht, dass ich noch nach einer Mitfahrgelegenheit suchte.
»So weit bin ich auch schon gekommen.«, verdrehte ich meine Augen und erzählte ihnen, dass ich eine Mitfahrgelegenheit suchte. Und da Ricarda mit Noel zusammen auf seinem Motorrad nach Mönchengladbach fuhren, fiel er als potenzieller Fahrer aus und ich musste mich nach einem neuen Fahrer umschauen. »Selbst wenn ich noch nicht einmal Karten für das Spiel bekomme, würde sich die Fahrt dorthin lohnen. Dann warte ich halt am Hotel auf ihn.«
»Süß.«, schmunzelte Ricarda.
»Ich wüsste nicht, was daran süß sein sollte. Stundenlang vor seinem Hotel hocken und aif ihn warten. Nur, um hinterher von zwei Security Typen aufgehalten zu werden. Krasser Plan.«, sprach er mit voller Ironie aus und atmete den Rauch aus. »Aber wenn du unbedingt dorthin möchtest, dann kann ich dich fahren.«, bot er mir schlussendlich an und überraschte mich mit seinem Angebot, nach seiner ironischen Ansprache.
»Woher der schnelle Sinneswandel?«, harkte ich nach und wollte wissen, ob sich etwas hinter seinem Angebot etwas versteckte. Doch er schüttelte er einfach seinen Kopf und begründete sein Angebot mit den Worten: »Ich hab in der Woche eh nichts zutun. Also warun nicht?« Da ich meinen Fahrer nun nicht abschrecken wollte, akzeptierte ich seine Begründung und freute mich mehr auf das Wiedersehen mit Mason.
So schnell verblasste meine Wut.
DU LIEST GERADE
𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐅𝐀𝐌𝐎𝐔𝐒 ▸ 𝑚.𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡
FanficIN WELCHE Mason und Cecília gemeinsam für ihre Träume kämpfen und Opfer bringen müssen, um Anerkennung in der Welt der Berühmten zu bekommen. Aber auch private Angelegenheiten scheinen die Dinge zu verkomplizieren.