𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐅𝐀𝐌𝐎𝐔𝐒 ▸ 𝑚.𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡

02 𝐢𝐝𝐨𝐥𝐢𝐳𝐢𝐧𝐠

Je länger ich ihn dort sitzen sah, desto mehr zweifelte ich momentan an meiner Existenz. Es fühlte sich einfach surreal an, gemeinsam mit ihm und seiner Familie an einem Tisch zu sitzen und sich so mit ihnen zu unterhalten, als kannten wir sie schon seit Jahren. Unsere Eltern und sein Vater kannten sich noch aus alten Tagen, aber wir? Kylian Mbappé und seine Brüder kannten wir mehr nur durch die Medien, wobei wir wirklich nie gedacht hätten, dass wir ihnen einmal gegenüberstehen würden. Und jetzt saßen wir hier und genossen den Abend miteinander in einem Restaurant östlich der Hauptstadt.

»Du hängst total an seinen Lippen, Anton.«, flüsterte ich meinem Bruder zu und behielt mein Lachen für mich. Seine Augen klebten förmlich auf seinen Lippen und sein kaltes Essen schon sehr lange vergessen. »Ich hab überhaupt nicht gewusst, dass du ein Fan Boy bist.«, schmunzelte ich und stupste ihn leicht an, um ihn aus seiner Trance zu holen. Er blinzelte mehrmals mit seinen Augen, ehe er seinen Kopf zu mir drehte und mir einen leicht verwirrten Blick schenkte. »Du benimmst dich gerade wie ein Fan, der gerade zu besessen von ihm ist.«, neckte ich ihn weiter.

»Ich bin nicht besessen.«, verdrehte er seine Augen. »Ich respektiere ihn und dafür kann mich keiner verurteilen. Ich meine, er hat mit nur 22 mit Frankreich die WM gewonnen hat und hat seitdem eine unglaubliche Karriere. Erzähl' mir nicht, dass du nicht innerlich ausflippst.«, entgegnete er und hörte sich dabei an, als hätte ich gerade ihn und seine komplette Existenz beleidigt. Im Anschluss suchte er in meinem Gesicht nach Anzeichen, die darauf hindeuteten, dass ich innerlich den Verstand verlor und das tat ich wirklich.

Obwohl ich meinen kleinen Bruder nur selten Recht gab, musste ich es heute erneut tun. Kylian Mbappé gehörte zu den jüngsten WM Spieler der Fußballgeschichte und spielte durchaus überragend. Beim Fußball interessierte ich mich nur um die Spiele und weniger um die Spieler. Aber es passierte nicht täglich, das man plötzlich mit einem Spieler östlich von Paris in einem Restaurant saß und sich unterhielt, als hätte man eine Vergangenheit miteinander gehabt.

Natürlich gehörte es zu den vielen Gründen, warum genau ich innerlich ausflippte.

»Nein, kein bisschen.«, schüttelte ich meinen Kopf und log ihm direkt ins Gesicht. »Wär ich besessen, hätte ich niemals den Platz mit dir getauscht.«, grinste ich breit und tauschte meinen leeren Teller mit seinem, während er mir nur einen ungläubigen Blick schenkte und meine Aktion nicht bemerkte. »Er hat die Champions League nicht gewonnen.«

»Er ist auf dem besten Weg dorthin!«, verteidigte er in und schnitt in nächster Sekunde eine Grimasse. »Dein Freund ist gerade von einem Zweitligisten zur Premier League gewechselt und hat nicht einmal die Premiere League gewonnen.«, ging er nun auf Mason, der nicht hier war und sich verteidigen konnte. Obwohl ich Antoine gerne vor Augen halten wollte, dass er in nächster Zeit noch nicht einmal die Luft von Zweitligisten einatmen durfte, behielt ich all meine Kommentare für mich und zuckte anschließend nur mit meinen Schultern.

»Alles klar. Aber solltest du bei ihm einmal nach Tickets für das Champions League Finale fragen, dann erinnere ich dich daran, was du heute über ihn gesagt hast. Darauf schwöre ich.«, schwor ich ihm und glaubte tief im Herzen, dass er in den nächsten Jahren mit Chelsea ins Finale kam. Und sollte das der Fall sein, dann durfte Antoine sich sicher sein, dass er niemals an Tickets kommen würde.

»Kein Problem.«, zuckte er mit seinen Schultern und nahm sein Teller wieder zurück, während er mich mit einem echt tötenden Blick ansah. »Wird sowieso nicht passieren.«, fügte er hinzu und verdrehte dabei seine Augen.

Es kostete mich wirklich sehr viel Kraft, um mich nicht direkt an seinen Hals zu werfen und ihn zu erwürgen. Es war ein kleiner Streit zwischen uns, der wirklich harmlos verlief und wohlmöglich auch sehr schnell enden würde. Und solang niemand von uns den kleinen Streit provozierte, blieb er auch weiterhin klein.