22 𝐥𝐢𝐤𝐞 𝐲𝐨𝐮 𝐩𝐥𝐚𝐧𝐧𝐞𝐝 𝐡𝐢𝐬 𝐝𝐢𝐬𝐚𝐩𝐩𝐞𝐚𝐫𝐚𝐧𝐜𝐞

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»Ich verstehe nicht, warum du dir für ein paar Stunden, die wir hier noch bleiben werden, ein Auto mietest.«, stellte ich meinem Vater die Frage und fragte mich ebenfalls, warum er mich dafür brauchte und extra früh aus dem Bett warf. Tatsächlich stand das Mieten eines Wagens nicht auf meinem Zeitplan. Besonders nicht um die Uhrzeit! »Kannst du überhaupt auf Links fahren?«, harkte ich nach und zweifelte daran, dass mein Vater, der das Festland bis jetzt nur einmal verlassen hatte, mit dem britischen Linksfahrgebot vertraut war.

»Natürlich kann ich auf Links fahren!«, entgegnete er und klang leicht beleidigt darüber, dass ich ihn in Frage stellte. »Und ich möchte nicht, dass uns irgendeiner durch die Gegend kutschiert. Ich hab ein Führerschein, kann auf Links fahren,«, dabei betonte er das ,,Links", »und möchte meine Familie selbst fahren.«, klärte er meinen ersten Gedanken auf.

»Alles klar.«, zog ich in die Länge und versuchte dabei nicht meine Augen zu verdrehen. »Jetzt fehlt nur noch eine Antwort drauf, warum du mich genommen hast und nicht Antoine? In Sachen ,,Beratung" bist du bei mir falsch!«

»Glaubst du nicht, dass wir miteinander reden sollten?«, entgegnete er und sprach das an, was ich mir schon hätte denken können.

»Muss das unbedingt heute sein?«, stöhnte ich leicht genervt auf und wusste tief in mir, dass ich mit ihm reden musste. Jedoch wär mir jeder andere Tag tausendmal lieber als heute und noch morgen.

»Ja, muss es! Cecília, du kannst nicht tagelang nicht mit mir sprechen!«

»Hast gesehen, wie ich es kann.«, kam es schnell aus mir heraus und ohne große Überlegung, die mich nun wahrscheinlich in eine unangenehme Position brachte.

»Nicht in so einem Ton mit mir!«, entgegenete er und klang nicht gerade erfreut über meine respektlose Art ihm gegenüber, die weder er noch ich kannte.

»Dann in gar keinem Ton mit dir.«, murmelte ich leicht hörbar und hörte, wie er leicht seufzte.

»Wann ist das so kompliziert zwischen uns geworden?«, stellte er tatsächlich die Frage, auf die er ganz genau die Antwort wusste. Da ich wusste, dass er die Antwort kannte, kostete es mich wirklich sehr viel, um nicht komplett meine Klappe aufzureißen und mehr als nur ein Donnerwetter zu riskieren.

»Die Frage kann ich dir sehr gerne beantworten! Seit du was gegen meinen Freund hast!«, beantwortete ich ihm seine Frage und merkte schon, wie die Wut aus mir sprach. Und das, obwohl ich einen Konflikt während unserem Trip vermeiden wollte. »Ich dachte, du und Mason habt euch auf eure Männer Art angefreundet. Plötzlich fällt dir dann ein, dass er beschissen ist? Was ist dein Motiv, Pai?«, stellte ich ihn zur Rede und war sehr froh darüber, dass es hier nicht wirklich einen Mitarbeiter gab, der die deutsche Sprache sprach. »Du hast ihm zwar noch nichts getan, aber warum hast du es auf ihn abgesehen?«

»Ich hab es nicht auf ihn abgesehen. Er ist noch ein Kind–«

»Ist das dein Motiv? Weil er noch ein Kind ist? Übrigens ist er 20 und laut dem Gesetz volljährig und kein Kind mehr, pai!«, ließ ich den Klugscheißer aus mir heraus.

»Noch verstehst du nicht, wie Eltern sich fühlen, wenn ihr Kind ihre erste Beziehung hat!«

»Oh, bezieh' es ruhig auf dich! Maman geht ziemlich locker damit um. Und sollte sie Mason die ganze Zeit über nicht leiden haben können, hat sie es auf jedenfall besser überspielt als du es tust. Ach, moment! Das tust du gar nicht und wärst wahrscheinlich auch in Deutschland geblieben.«, warf ich ihm vor und atmete tief durch. »Aber das ist kein Problem für mich. Wenn du ihn nicht leiden kannst, dann in Ordnung. Glaub' jedoch für keine Sekunde, dass ich mich in irgendeiner Art von ihm distanzieren werde.«

»Das möchte ich auch gar nicht, Cecília. Als Vater ist es meine Aufgabe auf dich aufzupassen und das tu' ich, seit ich dich das erste Mal in meinen Armen halten konnte. Das bedeutet auch, dass ich nicht zulassen werde, dass irgendein Junge dir jemals das Herz brechen wird. Selbst wenn er der Prinz von Spanien wär, den es zum Glück nicht gibt, hätte ich ihn trotzdem unter die Lupe genommen. Mason ist ein echt klasse Kerl, mi vida. Aber es interessiert mich nur wenig, wie er zu deinem Bruder oder zu mir ist. Mir ist wichtig, wie er zu dir ist. Ich wollte deine Privatsphäre nicht verletzen, aber ich hab zufällig eine Unterhaltung zwischen dir und ihm mitbekommen und –«

»Wir haben es geklärt.«, unterbrach ich ihn und wollte mich nicht gerne wieder daran erinnern, was für Vorwürfe ich mir für sein "Ich-Meld-Mich-Nicht-Mehr-Bei-Meiner-Freundin" Phase gemacht hatte. »Er hatte es in der Pre Season nicht gerade einfach, er hat es mir erklärt und ich bin ihm nicht sauer. Das Thema ist für uns durcg.«

»Ich möchte nicht, dass irgendeiner dich glauben lässt, dass du nicht gut genug bist. Und wenn ein Junge glaubt, so freundlich er auch sein mag, dich deinen Wert nicht kennen zu lassen, dann kann ich nicht ruhig bleiben. Gerade bin ich noch der böse pai, der seine Nase überall hinhalten muss und nervt. Aber sollte es mit ihm nicht so laufen, wie du es dir erträumt hast, was ich mir für dich natürlich nicht wünsche, wirst du mir danken.«, hielt er mir die Rede hin, die mich dann doch mehr zum Nachdenken brachte.

Meinen Groll gegenüber meinem Vater versuchte ich endlich abzulegen und mich in seine Lage zu versetzen. Hätte ich eine Tochter, die eine Fernbeziehung zu einem Sportler führte, hätte ich besonders ein Auge auf ihre Beziehung gehalten. Nicht, weil ich ihr nicht vertrauen würde – Ich wollte nur vermeiden, das man ihr das Herz brach.

Und das versuchte gerade mein Vater bei mir.

»Och man, pai.«, schmollte ich und versuchte die einzelnen Tränen aus meinen Augen zu blinzeln, bevor ich meinen Vater in eine Umarmung zog. »Es tut mir leid.«, entschuldigte ich mich bei ihm und sah nun ein, dass ich nicht länger sauer auf ihn sein konnte. »Aber könntest du heute bitte so tun, als hättest du innerlich nicht schon sein Verschwinden geplant hast?«

»Ich kann nichts verspr–«

»Pai!«

»Ich gebe mein Bestes!«

»Pai...«

»In Ordnung. Ich verschone ihn heute.«

»Danke.«, bedankte ich mich mit einem Lächeln bei ihm und merkte, wie mir die Last von den Schultern gefallen war.

Vorerst.

𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐅𝐀𝐌𝐎𝐔𝐒 ▸ 𝑚.𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt