05 𝐰𝐞𝐝𝐝𝐢𝐧𝐠 𝐝𝐚𝐲

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Obwohl ich keine große Sache machen wollte, um die Aufmerksamkeit meines Freundes zu bekommen, glaubte ich dennoch, dass ich sie nach der Aktion bekommen würde. Bis auf ein ,,Was zur Hölle, Cecilia" auf WhatsApp, hatte ich nun wirklich mehr von ihm erwartet. Eine Standpauke via Sprachnachricht oder sogar eine Schimpfparade über FaceTime – Mir wär tatsächlich alles Recht! Hauptsache eine Reaktion, mit der ich arbeiten konnte. Aber nachdem ich mich auf WhatsApp erklärte und die Schuld zum Teil auf Aaliyah schob, kam gar nichts mehr.

Nichts bis auf zwei verdammte Häkchen.

Ohne es überhaupt zu wollen, zog mich die Sache weiter runter und machte es mir sehr schwer, kein langes Gesicht zu ziehen. Innerlich wusste ich, dass ich nicht anhänglich sein sollte — Insgesamt hatten wir vier Wochen zusammen verbracht und es sollte kein Grund für mich geben, genau jetzt anhänglich zu sein. Hierbei lag die Betonung auf ,,sollte". Paar Tage auseinander und schon vermisste ich ihn. Und das Vermissen weckte in mir einen Teil auf, den ich sehr unangenehm fand.

Nach unzähligen Nachrichten, wofür ich mich nun zutiefst schämte, gab ich auf nach seiner Aufmerksamkeit zu greifen und konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt. Somit auch auf die bevorstehende Hochzeitsfeier, die schon Tage zuvor auf Hochtouren liefen. Es gab keine Minute, in der ich mich ausruhen konnte. Jede Minute kam einer und wollte etwas, was nicht in Millisekunden erledigt werden konnte. So sehr ich ausländische Hochzeiten leiden konnte und gerne ein Gast war, hasste ich es ein Teil von dem drum und dran. Neben vielen Brautjungfern, gab es eine Gruppe von Kindern - so bezeichneten die Erwachsenen jeden unter 18 Jahren - die tagelang mega harte Choreografien einstudierten. Ich gehörte zu diesen Kindern, die dafür wenigstens gratis Essen und ein Make-Over bekam.

»Au!«, rief ich auf, nachdem Ethan mir zum xten Mal auf den Fuß trat und sich danach schnell bei mir entschuldigte. »Nein, alles gut.«, nahm ich seine Entschuldigung an und lächelte schwach. Die Müdigkeit stand jedem Anwesenden im Saal ins Gesicht geschrieben und wünschten sich, jetzt nach Hause fahren zu können. Und das Antoine und die anderen Jungs auf der Bühne standen und gleichzeitig mit den Instrumenten probten, machte die Situation auch nicht besser.

Mein Kopf drohte beinah zu platzen!

»Ich bin nicht gerade der beste Tänzer und es tut mir leid, dass du wegen mir ganz vorne mit mir tanzen musst.«, entschuldigte er sich erneut bei mir und sah zu mir runter, als ich mich vor Erschöpfung hinhockte.

»Mach dir keinen Kopf, Ethan. Wir kriegen das hin.«, betonte ich das ,,wir" und lächelte ihn ermutigend an.

»Härter als Fußball kam das Ganze nicht sein!«, kommentierte Kylian, der gelassen an einem Tisch saß und seit Stunden mit seinem Handy herumspielte.

»Kommt aus jemandem, der an der Seitenlinie sitzt und nichts tut!«, entgegnete Aaliyah und war mit ihrem Nerven schon am Ende. »Kommt schon, Leute. Reißen wir uns jetzt zusammen, weil schon morgen die Hochzeit ist. Alléz, alléz, alléz!«, klatschte sie in ihre Hände und zwang uns zu einem allerletzten Durchgang. Ich ließ mich von Ethan hochziehen und stellte mich mit ihm Hand in Hand in die Startposition.

Tatsächlich riss sich dann jeder zusammen, um endlich nach Hause fahren zu können. Selbst die Band bekam es endlich hin und spielte das letzte Lied auf ihrer Setlist durch. Der letzte Durchgang lief viel besser als die anderen Durchgänge, die es bis jetzt gab. Und auch Ethan trat mir nicht mehr auf die Füße, wofür ich ihm echt dankbar war.

»Bravo! Wer hat jetzt Bock auf McDonald's?«, rief Kylian und war momentan der Einzige, der sehr euphorisch zur späten Stunde schaute.

»Ich hab noch in ein Anzug zu passen, mon garc!«, entgegnete ein Familienbekannter von ihm, der am Schlagzeug saß.

𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐅𝐀𝐌𝐎𝐔𝐒 ▸ 𝑚.𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt