10 𝐚𝐬𝐤𝐢𝐧𝐠 𝐨𝐮𝐭

454 22 3
                                    





»Er hat wirklich so getan, als hätte ich seine komplette Existenz in Frage gestellt und mich mit einem Blick angeschaut, der mich in dieser Sekunde umbringen sollte. Ich kann nicht Wort für Wort übersetzen, was er mehr zu seinem Team gemurmelt hat. Aber ich bin mir zu 99,1 Prozent sicher, dass er mich, meine Kinder und die Kinder meiner Ur-Urenkel beleidigt und verflucht hat! Ohne Witz jetzt.«, erzählte ich von meiner Begegnung mit einem hoch angesehenen Designer, der mich ab jetzt auf seiner Blacklist stehen hatte. »Meine Entwürfe hat er ebenfalls noch mit kindisch kommentiert. Mich würde er nie in der Welt der Mode sehen und falls doch, dann nur durch sehr gute Connection.«, erinnerte ich mich wieder an seine Worte und fand sie diesmal kein bisschen so schlimm als beim letzten Mal.

Ja, sie verletzten einen und ich würde lügen, wenn ich nun behaupten würde, dass ich danach nicht stundenlang geweint hätte. Ich meine, ein französischer Designer nannte all meine Entwürfe kindisch und traute mir den Sprung in die Modewelt nicht ohne Hilfe zu – Seine Kritik kratzte an meinem Ego und ließ mich wirklich alles noch einmal überdenken. Ob ich tatsächlich mein Hobby zum Beruf machen wollte und mir von erfahrenen Designern anhören durfte, wie kindlich meine Designs aussahen. Und nach langen Überlegungen und Überzeugungen durch Aaliyah und dem Projekt in Derby, stand mein Entschluss fest. Ich wollte mein Hobby zum Beruf machen und sollte ich einen leichten Stupser als Hilfe bekommen, dann war es so.

Ich erzählte Mason alles, was mir in den vergangenen Wochen passiert war und versuchte dabei keine Sache auszulassen. Von der plötzlichen Bekanntschaft mit der Familie eines bekannten Fußballspielers, der Hochzeit des Jahres – meiner Ansicht nach – und meiner Arbeit in Derby bis zu der Beleidigung eines Designers. Kurz sprachen wir auch über den Vorfall in seiner Heimatstadt, die ich wirklich nur kurz hielt und nicht in die Länge ziehen wollte. Ein neues Leben in den Händen zu halten war nichts schlimmes, dennoch hatte mich die Situation an sich mich total abgeschreckt. So sehr, dass ich darüber kein Wort verlieren wollte.

Aber da Mason mich mit seiner ständigen Fragerei nervte, packte ich schlussendlich gänzlich aus und nannte ihm Details, die er ganz klar nicht wirklich hören wollte.

Der Notdienst für den Fahrstuhl traf nicht rechtzeitig ein, weshalb Aaliyah und ich praktisch auf uns alleine gestellt waren. Noch unter unserem Schock fiel uns dann noch ein, dass die Mutter von Noel als Geburtshelferin arbeitete und konnten wirklich von Glück sprechen, dass sie sich zu dem Zeitpunkt unseres Anrufes in ihrer Pause befand. Durchs Telefon versuchte sie uns zu helfen und führte uns tatsächlich durch eine Geburt – Der Mutter und dem Kind hatten die Geburt sehr gut überstanden, aber Aaliyah und ich? In diesem Moment hatte ich viel mehr vom menschlichen Körper gesehen als in meinen Biologiebüchern und Blut an meinen Händen gehabt, als hätte ich jemanden ermordet.

Eine Erfahrung, die mich vor einer möglichen Schwangerschaft abbringen könnte.

Neben der Unterhaltung über die verstörende Geburt seiner Nichte, wusste ich tief im Inneren, dass er nur darauf wartete, dass ich die Kirmes und das BVB Spiel erwähnte. Er machte hin und wieder ein paar Andeutungen, dennoch überließ er es dem Zufall, ob ich mich dazu äußerte oder nicht. Das erste Bundesligaspiel für Dortmund gegen Augsburg hätte ich mir mit meinen Freunden bei irgendeinem angeschaut, wenn Jadon mir die Tickets nicht praktisch aufgezwungen hätte. Direkt nach dem Kirmes Ausflug, wollte er mir die Karten als Dank für die Einladung geben. Da ich ihn nur als einen guten Freund eingeladen hatte und keine Vorteile daraus ziehen wollte, nahm ich die Karten vorerst nicht an bis ich nach einer langen Diskussion mit ihm und meinen Freunden einknickte. Lange Rede, kurzer Sinn; Das Spiel lohnte sich total und nach dem 5:1, hätte ich es sicherlich bereut, dass Spiel nicht Live gesehen zu haben.

»Die Bundesliga hat bei euch angefangen, nicht?«, wechselte er plötzlich das Thema und ließ mich nicht die eine Sache beenden, die ich erst vor wenigen Sekunden begonnen hatte. »Wie ist es?«, fragte er mich und stellte seine Fragen echt geschickt.

»Gut, denke ich. Bayern hat zuerst gestartet und Unentschieden gegen Hertha gespielt, was echt toll ist.«, antwortete ich und grinste breit. » Fünf zu Eins für Dortmund in dem Augsburg gegen Dortmund Spiel. Was bedeutet, dass Dortmund momentan auf dem ersten Platz ist. Der Rest in der Liga ist nicht wirklich relevant für mich. Rot Weiss Essen vegetiert noch in der Regionalliga West.«, schmunzelte ich. »Liebe RWE trotzdem.«

»Hast du dir das Spiel im Stadion angeschaut?«

»Mase, du hast meine Instagram Story gesehen. Ja, im Stadion mit meinen Freunden.«, antwortete ich ihm. »Eins der besten Spiele, die ich je Live gesehen habe.«, betonte ich mit Absicht und musste mir das Lachen verkneifen, als er laut schnaubte. »Ist etwas?«

»Wie wär es, wenn du nächste Woche zu meinem ersten Spiel kommst? Ich lege mich die Woche auch echt ins Zeug, damit ich dann im Kader stehe und du mir beim Spielen zuschauen kannst.«, fragte er mich und kam mir zuvor, als ich gerade meinen Mund für eine Antwort öffnete: »Wenn du willst, kannst du sogar deine Familie mitbringen. Meine Eltern sind beim ersten Spiel auch dabei. Wir könnten nach dem Spiel dann zusammen Essen gehen.«

»Hört sich nicht verkehrt an.«, nickte ich mit dem Kopf. »Ich hab nichts dagegen und ich bin mir sicher, dass Antoine echt Bock auf ein Premiere League Spiel hat. Bei meinen Eltern bin ich mir nicht allzu sicher, da sie Sachen lieber zwei Wochen im Voraus planen. Aber sie zu bearbeiten wird nicht schwer sein.«, äußerte ich mich dazu und glaubte wirklich, dass die Sache hinterher nur an meinem Vater scheitern würde.

Ich wusste nicht genau, ob mein Vater ihn wirklich mochte oder einfach so tat, als würde er ihn mögen.

»Super!«, kommentierte er, wobei ihm praktisch das Lächeln aus seiner Stimme heraushörte. »Dich bei meinem ersten Spiel dabeizuhaben wär wirklich das, was ich in den letzten Wochen gebraucht habe.«

»Hmm.«, entkam es müde aus mir und schloss dabei meine Augen. »Aber unter einer Bedingung.«, sagte ich und lächelte schwach. »Ich bekomm ein Trikot von dir.«

»Lässt sich sehr schnell einrichten, darling.«, lachte er.

»Dann komme ich auch zu hundert Prozent.«, bestätigte ich und freute mich auch schon auf das Spiel am Wochenende. »Jetzt muss ich mir Gedanken machen, was ich alles in den Koffer packen muss.«, stöhnte ich leise auf und musste gestehen, dass ich Koffer packen wirklich ätzend fand.

»Du siehst in allem gut aus.«

»Und du in nichts.«, konterte ich viel zu schnell und realisierte, dass mein deutscher Konter im Englischen falsch verstanden werden konnte.

»Was?«, lachte er laut und hörte für eine gute Minute nicht damit auf.

»Ein deutscher Konter kann nicht ins englische übersetzt werden.«, murmelte ich und ließ mich leicht von seinem Lachen anstecken. »Obwohl ich es nicht so gemeint habe, stimmt es trotzdem. Du sieht auch in nichts gut aus.«, gab ich zu und wollte die Konversation nicht wirklich in diese Art von Konversation lenken. »Ich muss in paar Stunden wieder für die Schule aufstehen«, wechselte ich schnell das Thema.

»Ein schlechter Zeitpunkt, um sowas zu sagen und dann verschwinden zu wollen. Meinst du nicht?«

»Kann sein, aber ich bin gerade echt müde.«, erwiderte ich daraufhin. »Vermiss mich nicht allzu sehr, ja?«

»Ha ha.«, lachte er trocken und ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie er seine Augen verdrehte. »Keine Sorge. Ich werde dich sogar kein bisschen vermissen.«

»Hmm, das kaufe ich dir nicht ab.«

»Solltest du, weil es stimmt.«, entgegnete er.

»Lügner.«, bezeichnete ich ihn und biss mir leicht auf die Unterlippe. »Schön. Dann rufe ich dich morgen nicht an und überlege es mir noch einmal, ob ich zu deinem blöden Spiel kommen möchte.«

»Kein Problem.«, erwiderte er schnell darauf. Da ich nicht wusste, was ich darauf erwidern sollte, blieb ich still und musste mir das Lachen verkneifen. »Ich liebe dich trotzdem noch.«

»Ich liebe dich auch noch.«, betonte ich mit Absicht.

𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐅𝐀𝐌𝐎𝐔𝐒 ▸ 𝑚.𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt