𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐅𝐀𝐌𝐎𝐔𝐒 ▸ 𝑚.𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡

09 𝐚𝐝𝐫𝐞𝐬𝐬𝐢𝐧𝐠 𝐭𝐡𝐞 𝐩𝐫𝐨𝐛𝐥𝐞𝐦

»Wenn Evita dir wieder einmal einen Korb gegeben hat, solltest du dich bitte nicht mehr bei mir melden. Ich kann da wirklich nichts mehr für dich tun und glaub mir, wenn ich dir zum fünften Mal versuche beizubringen, dass ich wirklich alles für dich und sie getan habe! Nach fast sechs Jahren kann ich echt nichts mehr machen, Sebi.«, nahm ich den Anruft an und glaubte Sebi an der anderen Leitung zu haben, da ich davor noch mit ihm telefoniert hatte. Die Gespräche hielten nicht sehr lange an, da er mich für Kleinigkeiten anrief und erst mit seinem Telefonterror aufhörte, wenn ich ihm eine konkrete Antwort auf seine zig Fragen geben konnte. Da Evita ein sehr komplizierter Mensch sein konnte und Sebi oftmals mit ihrer Art überforderte, sah er in mir seit sechs Jahren seinen Wingman. Und so sehr ich ihm dabei helfen und ihn gerne mit Evita sehen wollte, konnte ich leider nichts an der Sache ändern und nur hoffen, dass sie selbst zur Erkenntnis kam und ihm eine Chance gab.

Obwohl ich einem Freund sehr gerne half - selbst, wenn die Sache schon seit sechs Jahren im Gange war - wollte ich momentan einfach meine Serie in Ruhe genießen und mir keine Gedanken darüber machen, dass Sebi sich nach fünf Minuten Pause erneut bei mir meldete und mir mit seinen Fragen auf die Nerven herumsprang.  Dementsprechend hörte ich mich am Telefon nicht gerade freundlich an und hoffte innerlich, dass ich ihm endlich mit meinem schroffen Ton zu verstehen geben konnte, dass er mich störte und mir seine Fragen auch einfach am nächsten Tag stellen konnte.

Dann, wenn wir uns nach den sechs wöchigen Sommerferien wieder in der Schule sahen.

Doch gerade wollte ich einfach nichts tun, mir ein paar Folgen Jane The Virgin anschauen und die letzten Minuten in Freiheit genießen. Und das in einem BVB Trikot meines Vaters, das wohl älter als ich sein musste, einer Gesichtsmaske und einem unordentlichen Dutt.

Mein Herz machte sofort einen Sprung als ich statt Sebi, die Stimme von meinem Freund hörte. Automatisch schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen bis ich mich wieder daran erinnerte, dass ich unglaublich sauer auf ihn bin und ihn am liebsten umbringen könnte. Somit hörte ich sofort mit dem Lächeln auf, schob meinen Daumen auf den roten Button und beendete die viel zu kurze Unterhaltung, die auch nicht wirklich stattgefunden hatte. Gerade wollte ich mich nicht mit der nächsten Sache herumschlagen, die mein Blut kochen ließ - wobei ich Sebi gerade viel lieber geholfen hätte.

Wenn er dachte, dass er sich wie aus dem Nichts wieder bei mir melden konnte und gleichzeitig dachte, dass ich die letzten Wochen vergessen würde, dann täuschte er sich total. Innerlich kochte ich vor Wut und fand ich total Provokant von ihm, mich in dieser Situation noch »Darling« zu nennen. Natürlich liebte ich seinen Kosenamen für mich, da sein britischer Akzent das Wort einfach tausendmal besser anhören ließ und ich dadurch weiche Beine bekam.

Kaum hatte ich aufgelegt, versuchte er es erneut bei mir und kam erst beim fünften Versuch durch. Ich versuchte nicht allzu wütend zu sein und redete mir selbst ein, dass ich mir erst einmal seine Seite anhören sollte, bevor ich ihn komplett übers Handy anschrie. »Ich habe nicht sehr viel Zeit, deshalb solltest du dich wirklich kurz halten.«, ließ ich ihn spüren, dass er gerade der letzte Mensch auf Erden für mich war, mit dem in diesem Moment sprechen wollte. Eine kleine Lüge musste ich ihm trotz allem unter die Nase reiben, um die "Ich hab keine Zeit" Geschichte glaubhafter klingen zu lassen.

Was sollte ich um die Uhrzeit noch machen, außer mir Serien anzuschauen?

»Ich verstehe, dass du sauer auf mich bist und das akzeptiere ich.«, fing er seinen Satz an und erlaubte sich auch schon den nächsten Fehltritt, der mir nicht wirklich gefiel.

Dementsprechend mischte ich mich ein und ließ das heraus, was mir gerade durch den Gedanken kam: »Sauer ist nicht wirklich das Wort. Wütend trifft es wohl eher und toll, dass du es akzeptierst.«, dabei verdrehte ich meine Augen und biss mir anschließend auf die Unterlippe, um gewisse Kommentare für mich zu behalten.