11 𝐢 𝐡𝐚𝐭𝐞 𝐲𝐨𝐮

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Die Sommerferien waren nun offiziell vorbei, was nun für viele Schüler und Schülerinnen in ganz Nordrhein-Westfalen bedeutete, dass ein neues Schuljahr anstand. Da mein Schlafrhythmus über die Ferien wirklich litt, saß ich am nächsten Morgen total übermüdet am Esstisch in der Küche und drohte wieder einzuschlafen. Auch Antoine, der heute seinen ersten Schultag in der Oberstufe hatte, stand an der Kücheninsel und drohte im Stehen und mit offenen Augen einzuschlafen.

»Habt ihr die Nacht durchgemacht oder warum seid ihr so müde?«, kommentierte Maman und musste bei unserem Anblick leicht schmunzeln, während sie Angélique auf ihrer Hüfte sitzen hatte.

»Normalerweise bin ich immer erst um Sieben schlafen gegangen.«, gab Antoine zu und realisierte nur spät was und vor wem er sein großes Geheimnis gebeichtet hatte. »Aber nicht immer!«, versuchte er sich herauszureden, was wohl nicht wirklich zu klappen schien. Der Blick unserer Mutter sah nicht wirklich überzeugend aus.

»Nach sechs Wochen Ferien bin ich es nicht mehr gewohnt so früh aufzustehen.«, murmelte ich und seufzte im Anschluss. »Können wir nach Bayern auswandern? Dort haben die Ferien erst angefangen.«, fragte ich sie und brachte Pai mit dieser lächerlichen Frage zum Lachen.

»Sehr teuer dort, meinst du nicht?«, entgegnete er.

»Hauptsache sechs Wochen Ferien.«, pfiff ich auf die Lebenserwartungen im Süden Deutschlands. »Ich geh' sofort schlafen, wenn ich wieder von der Schule komme.«, machte ich fest und dachte schon daran, wie ich mich mit meinem Gesichts zuerst auf mein Bett fallen ließ und die paar Stunden Schlaf nachholte.

»Also ich konnte nicht schlafen, weil Celia einfach so laut telefoniert hat! Hast du dich mit Mason gestritten?«, schob Antoine die Schuld auf mich und schaute mich anschließend mit einem neugierigen Blick an.

»Geht dich kaum etwas an, aber ja.«, gab ich ihm die Info, die er hören wollte. »Wir haben es geklärt, also alles in Ordnung.«, sagte ich schnell, als ich die Blicke meiner Eltern bemerkte. Und da ich besonders meinen Vater nicht in Alarmbereitschaft verschlagen wollte, da ich in den nächsten Sekunden gerne seine Zustimmung hätte, berichtete ich ihnen von einem Happy End und schenkte ihnen gleichzeitig ein breites Lächeln. »Apropos mein Freund.«, wechselte ich das Thema und räusperte mich: »Er hat uns am Wochenende zu seinem ersten Spiel nach London eingeladen.«

»Du hast zugesagt, oder?«, harkte Antoine und sah mich mit großen Augen an. »Sag', du hast zugesagt!«, wurde er lauter und ließ mir mit seinen aufdringlichen Blicken keine Ruhe. »Cecília–«

»Ich habe abgesagt.«, unterbrach ich ihn mit einer Lpge und musste mir das Lachen bei seiner Reaktion verkneifen. Seine Augen wurden immer größer und aus seinem aufdringlichen Blick wurde ein empörter und gleichzeitig ungläubiger Blick, bevor er aufstöhnte. »Chill mal, Anton. Ich habe nicht abgesagt. Ich wollte nur deine Reaktion sehen.«, gab ich zu und grinste breit.  »Vorerst. Zuerst wollte ich euch fragen, ob ihr Bock hättet.«, richtete ich mich an meine Eltern, die zwei verschiedene Reaktionen zeigten.

Meine Mutter, die mich nur mit einem Lächeln ansah und mir indirekt bestätigte, dass sie nichts gegen einen kleinen Ausflug hatte, und mein Vater. Der, der mich mit leicht skeptischen Blicken ansah und wohl erst überlegen musste.

»Dein skeptischer Blick schon wieder.«, stöhnte ich auf und verdrehte meine Augen. »An der Sache ist nichts skeptisches, papai! Es wird nur ein Fußballspiel sein und danach möchte er gerne mit uns und seinen Eltern, die ebenfalls dabei sein werden, Essen gehen. Es kommt doch total komisch, wenn wir nicht kommen.«, ließ ich ihn wissen und achtete dabei, das man meinen bettelnden Ton aus meiner Stimme heraushörte. »Sie spielen sogar gegen Manchester United.«, versuchte ich ihn damit anzulocken.

»Na schön. Aber das nicht wegen Manchester United. Ich möchte gerne die Eltern kennenlernen.«, knickte er ein und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. »Ich hoffe wirklich, dass er das Spiel am Wochenende gewinnt.«, murmelte er und ließ mich erneut die Augen verdrehen. »Was denn?«, fragte er und schaute zu Maman, die ihn ermahnte.

»Was ist denn dein Problem mit dem Jungen?«, fragte sie ihn und stellte die Frage, die auch ich mir stellte. »Mason ist ein wirklich netter und anständiger Junge.«, nahm sie ihn in Schutz und verstand nicht, warum er so eine ablehnende Haltung gegenüber Mason hatte. »Du hast ihn doch kennengelernt oder ist etwas zwischen euch vorgefallen, was wir einfach nicht wissen?«

»Papai hat Schiss, dass Mason sie so behandelt, wie die anderen Fußballer es mit ihren Freundinnen tun. So einfach ist die Sache.«, brachte Antoine mehr Licht ins Dunkeln und stöhnte auf. »Aber wenn er sieht, dass seine Eltern total freundliche Menschen sind und ihren Sohn demnach auch erzogen haben, wird er sicherlich chillen. Nicht wahr, Vater?«, betonte er und sah ihn an.

Allein durch ihre Blicke erkannte ich, dass sie eine Unterhaltung führten und Antoine wohl deutlich mehr wusste als Maman und ich. Dennoch erkannte ich, wie er widerwillig mit seinem Kopf nickte und nicht wirklich überzeugt aussah.

»Gut. Dann gebe ich Mason Bescheid und buche die Flugtickets für uns nach der Schule.«, schnaubte ich und stand vom Esstisch auf, als ich einen kurzen Blick auf die Uhr warf. »Wenn wir nicht zu spät kommen wollen, sollten wir jetzt–«

»Ich fahre euch.«, unterbrach er mich, bevor ich meinen Satz überhaupt beenden konnte.

»Du kannst gerne Antoine fahren. Ich nehme den Bus.«, gab ich beleidigt von mir und lief aus der Küche heraus, um in meinem Zimmer nach meinen Sachen zu holen. Ich hasste es, mich mit meinem Vater zu streiten. Ich liebte beide Eltern gleich, trotzdem war ich mir das Papa Kind und Antoine - so sehr er es auch nicht zugeben wollte - ein Mama Kind. Zwar nicht extrem, dass es allein beim Hinschauen wehtat, doch trotzdem ein Mama Kind. Deshalb tat es mir echt leid, sein Angebot abzuschlagen und lieber einen überfüllten Bus zu nehmen, in dem gefühlt ganz Nordrhein-Westfalen saß.

So stand ich später mit meinem Rucksack an der Haustür und wollte gerade ohne Verabschiedung aus der Wohnung laufen, wenn mich mein Vater nicht zurückgerufen hätte.

»Celia, ich fahre euch.«, wiederholte er sich und klang diesmal viel autoritärer. Dennoch brachte mich sein jetziger Tonfall nicht davon ab, ihm zu widersprechen.

»Nein, danke. Kein Interesse.«, lehnte ich ab und zuckte im nächsten Moment.

»Voy a llevaros a la escuela, Cecilia. ¿Entendido?«, sagte er nun etwas lauter und dieser auf Spanisch, dass er uns zur Schule fahren würde. Diesmal traute ich mich nicht wirklich ihm erneut zu widersprechen, weshalb ich ihn einfach böse anfunkelte und meine Hände zu Fäusten ballte.

»Te odio!«, waren es die letzten Wort, die ich mit meinem Vater wechselte und öffnete die Haustür, um hinterher stampfend davonzuziehen. Es war von mir dermaßen übertrieben, ihm direkt ins Gesicht zu sagen, dass ich ihn hasste. Als ich es das letzte Mal zu ihm gesagt hatte, war ich ungefähr zehn Jahre alt. Aber jetzt mit fast 18 Jahren?

Ich wollte mich sofort bei ihm entschuldigen, doch merkte, dass mein Ego mit im Weg stand. Somit hielt ich meine Klappe und behielt meine Entschuldigung für mich.

𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐅𝐀𝐌𝐎𝐔𝐒 ▸ 𝑚.𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt