Mit dem Kater auf der Schulter, der sich in den Schal eingekuschelt hatte, als ob es das natürlichste Verhalten der Welt wäre, hatte Shota auf dem Weg nach Hause ein paar Besorgungen erledigt. Er war froh darüber, beide Hände dadurch frei zu haben, weil das Tier so artig auf seinen Schultern sitzen blieb. Trotz seines harten Trainings war es nicht besonders einfach, einen Sack Katzenstreu, und eine Tüte voll mit Katzenfutter und Leckerlis nach Hause zu schleppen. Sollte nun doch irgendwo ein Schurke lauern, so wäre er ihm schutzlos ausgeliefert.
Zumindest war das Glück auf seiner Seite, als er den Eingangsbereich des Wohnheimes leer vorfand. Auch wenn es vermutlich besser gewesen wäre, in sein Zimmer im Lehrerwohnheim zurück zu kehren, hatte er sich seit dem Vorfall im Lehrerzimmer in seinem Zimmer im Wohnheim seiner Chaosklasse verkrochen. Natürlich wusste Shota selbst, wie kindisch und dämlich dieses Verhalten eigentlich war, doch nach dem, seiner Meinung nach, peinlichen Zwischenfall wollte er keinesfalls seinen Kollegen, und schon gar nicht Mic, über den Weg laufen. Aizawa war kein Mann großer Worte und er kannte sich selbst gut genug, dass er es nicht schaffen würde, sich zu entschuldigen, sollte Nemuri es von ihm verlangen. Wieso sollte er auch? Schließlich hatte der Blondschopf ihn provoziert.
Den Gedanken an seinen Kollegen beiseite schiebend, legte er rasch den Weg zu seinen Räumlichkeiten zurück. Anders als die Zimmer, in denen seine Schüler lebten, waren jene der Lehrer wie kleine Einzimmerwohnungen ausgestattet. Dennoch befand sich nicht viel darin. Die Küchennische war leer, und neben einem Schreibtisch befand sich nur eine Matratze, die am Boden lag. Als Shota das dürre Fellknäuel darauf absetzte, mauzte es leise vor sich hin. Fast könnte man meinen, man würde ihn dafür kritisieren, dass er sein Bett nicht gemacht hatte, obwohl er von seinen Schülern ständig verlangte, dass sie es taten.
„Wenn du dich beschwerst, schläfst du auf dem Boden", murrte er leise, aber leicht belustigt, als der Kater seinen Kopf hob und Shota ungläubig musterte. Die grünen Augen schienen ihn regelrecht zu durchbohren. Doch kaum hatte der Dunkelhaarige zwei Schüsseln vor dem Tier abgestellt, schien die Drohung schon wieder vergessen zu sein.
Hastig robbte das kleine Wesen zu dem Futter, als ob es tagelang nichts gefressen hatte. „Verschluck dich bloß nicht", kommentierte Aizawa das Geschlinge seines neuen Zimmerkollegen, ehe er sich langsam ebenso auf der Matratze niederließ und an einem Jellypäckchen zu nuckeln begann. „Für Streuner wie dich ist es ein Glücksfall, wenn sie irgendwo unterkommen. Es tut mir fast leid, dass ich dich wieder auf die Straße setzen muss, sobald dein Bein geheilt ist", murmelte Shota vor sich hin, während er mit seiner freien Hand immer wieder über den Rücken des Katers streichelte, „ich bin leider nicht für ein Haustier geschaffen ... zu viel Verantwortung." Bereits in seiner Kindheit wurden diese Worte in sein Gedächtnis gebrannt, um zu verhindern, dass seine Familie jemals ein Haustier bekam. Tatsächlich war es auch noch eben jene Ausrede, die ihn davon abhielt, jeden einzelnen Streuner mit nach Hause zunehmen. Dabei wäre es schön, wenn jemand in seinem Zimmer auf ihn wartete, wenn er von spätnächtlichen Mission zurückkehrte.
Als ob der Kater ihm darauf eine Antwort geben wollte, begann das Tier laut drauf los zu mauzen.
Belustigt gluckste Shota und legte seine Hand sanft auf den Kopf des Fellknäuels. „Versuchst du gerade, mich zu überreden dich zu behalten? Dann solltest du aber etwas leiser sein. Haustiere sind hier eigentlich verboten, sonst fliegen wir beide noch auf!", klärte er den Kleinen auf, der prompt verstummte, als ob er verstehen würde, was der Mensch gerade zu ihm gesagt hatte. Da Aizawa schon oft Bekanntschaften mit intelligente Tieren gemacht hatte, dachte er gar nicht weiter darüber nach. „Du bist so laut und gesprächig wie jemand den ich kenne ... vermutlich würde dich Hizashi sogar scherzhaft Present Meow nennen..." Obwohl er eigentlich vorhatte, einen Scherz zu machen, entwich ihm doch ein leiser Seufzer, der den Kater erneut zu ihm hochsehen ließ.
„Ich glaube, dass ich Mist gebaut habe ...", seufzte er leise, ehe er sich abwandte. Die grünen Augen des Katers erinnerten den Dunkelhaarigen zu sehr an jemand anderen.
„Meow?" Vorsichtig war der Kater an den Zweibeiner herangerutscht, ehe er seine Schnauze voran, gegen Shotas Arm stieß.
Auch wenn es sonst nicht die Art des Undergroundheros war, jemanden sein Herz auszuschütten, fiel es ihm doch immer wieder überraschend einfach, mit Katzen über alles, was ihn bedrückte oder auch einfach über belangloses zu sprechen. Von ihnen fühlte er sich verstanden und hatte nicht das Gefühl, dass er nicht verurteilt wurde und einfach sein konnte, wie er war und sich wohl fühlte. Bereits als Kind war es ihm so viel leichter gefallen, mit den Streunern auf der Straße zu sprechen, womit ihn die anderen aufgezogen hatten. Dennoch hatte er diese Angewohnheit niemals abgelegt.
Aus diesem Grund zögerte er auch nur ganz kurz, ehe er leise zu erzählen begann, als ob der Kater danach gefragt hatte, was vorgefallen war. „Meine Migräne war gestern unerträglich und Mic ... er war einfach zu laut ... ich weiß, ich hätte ihn nicht so anfahren sollen oder so wütend werden ..." Vor allem hätte er nicht seine Macke gegen Yamada einsetzen dürfen. Er hatte die Panik in den Augen des Blondschopfs gesehen, als er keinen Ton mehr über seine Lippen brachte und nach Luft rang, als würde Shota ihn erwürgen. Dieser Blick ging dem Erasurehero nicht mehr aus dem Sinn.
Mit einem lauten Grummeln, vergrub Aizawa sein Gesicht hinter seinen Handflächen, ehe er sich auf seiner Matratze zurückfallen ließ. „Ständig muss ich daran denken! Wieso ...?" Es war ihn ein Rätsel, wieso ihn dieses Thema noch immer beschäftigte. Es war absurd! Er wollte einfach nicht darüber nachdanken!
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Present Meow
Fanfiction[BNHA | Kurzgeschichte | Aizawa-zentrisch] Nachdem Yamada den Bogen überstand, verkündet Aizawa, dass er keine Freunde hat, und in Ruhe gelassen werden möchte. Tatsächlich hält sich Hizashi daran, was Shota doch ein wenig zu schaffen macht ...