Ein etwas anderer Unterricht

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Am nächsten Morgen hat sich schon längst herumgesprochen, was in der letzten Nacht passiert ist. Der gut aussehende Junge von der letzten Nacht zwinkert mir verschmitzt zu, als wäre mehr zwischen uns gewesen, als wirklich war. Denn es war nicht mehr als nur ein kurzer Augenblick des verwirrten Ansehens.
Ich verdrehe entnervt die Augen, der Morgen fängt ja schon mal super an. Können wir nicht einfach wieder nach Hause, wo wir nicht von allen angestarrt werden?
Ich wüsste gerne, weshalb wir von allen Seiten angestarrt werden, doch das werden wir wohl nie erfahren.
Wir setzen uns etwas abseits an einen Tisch und beginnen mit dem Frühstück. Auch auf dem Schulhof, wo wir immer unsere Pausen an der Highschool verbracht haben, standen wir immer etwas abseits, bis George mit irgendwelchen Lehrern hat angefangen zu reden. Plötzlich steht Ms Cooper hinter uns.

„Ich hätte nicht erwartet, dass Sie die erste Nacht so gut und ausgeschlafen überstehen. Nächstes mal sollte ich doch nicht Lewis schicken. Einen angenehmen ersten Tag Ihnen allen. Hier sind Ihre Stundenpläne.", sagt sie, bevor sie zurück zu dem großen Tisch geht, an dem die Lehrer sitzen. Ich gucke auf meinen Stundenplan und sehe, dass wir gleich in der ersten Stunde Angriff und Verteidigung haben und das täglich. Also doch nicht ausschlafen, wenn man mal zwischendurch keine Lust auf die erste Stunde hat.
„Na toll. Ich brauche meinen Schlaf. Und die ganzen Schüler laufen hier doch auch nachts durch die Schule, wann schlafen die denn?", fluche ich leise. Von meiner rechten Seite höre ich ein leises Kichern. Zwei Mädchen in meinem Alter gucke zu mir herüber, ihre blonden Haare haben sie hochgesteckt. Noch bevor ich sie blöde anmachen kann, sagt eine mir mittlerweile vertraute Stimme: „Charlotte, äh Charlie, es wäre besser sich nicht außerhalb des Unterrichts zu prügeln. Ms Cooper sieht das nicht gerne und lässt einen dann gerne nachsitzen. Und wir werden vorher auf Waffen geprüft!"
Lewis brauche ich jetzt nicht auch noch hier am Tisch. Doch ich will mich nicht gleich morgens um halb neun streiten müssen, daher lächelt ich ihm dankbar zu, während ich innerlich die Augen verdrehe. Ich sollte mir nicht gleich Feinde hier machen, sonst hocke ich hier noch eine halbe Ewigkeit fest. Freya neben mir gähnt herzhaft und ich merke mal wieder, wie gut es ist, Freunde zu haben. Auch wenn ich einige in Liverpool lassen musste, sind diejenigen, denen ich am meisten vertraue mit nach London gekommen, worüber ich echt froh sein kann.
Es klingelt irgendwo eine Glocke und Lewis reicht mir die Hand. Ich ignoriere sie und stehe einfach auf. Meine ganzen neuen Mitschüler, die alle in meinem Alter oder älter sind, wuseln schon durch die geräumige Halle, von daher gehe ich davon aus, dass der Unterricht gleich beginnen wird. Längst haben Freya, Annabeth, Luise und ich es aufgegeben immer pünktlich mit dem Pausenklingeln im Klassenraum zu sitzen, was eventuell auch daran liegt, dass wir oft die Pausenglocke in Liverpool überhört haben, wenn wir gequatscht oder uns über den halben Schulhof gejagt haben, um die anderen durchzukitzeln. Lewis blickt mich schief an und presst die Lippen aufeinander. So wie er aussieht bin ich die erste, die ihm jemals einen Korb gegeben hat. Innerlich triumphiere ich, doch außen sieht man mir mal wieder nicht an, was los ist.
„Kommt ihr?", fragt er also, sichtlich angepisst. Freya und ich sehen und an und bekommen fast zeitgleich einen Lachanfall. Auch Luise fängt mit an zu lachen. Dass ich mal einen Jungen korbe und nicht von einem gekorbt werde, ist noch nie vorgekommen.
Das passiert, wenn man immer anfängt, Gefühle für die Leute zu entwickeln, die niemals welche für einen selbst entwickeln könnten.
Wir gehen an Lewis vorbei und gehen auf dem ausgeschilderten Weg in Richtung Klassenraum für Selbstverteidigung und Angriff. „Eigentlich meint er es ja nur gut, aber ich kann es nicht leiden, wenn sich wildfremde Typen einfach an mich ranmachen", sage ich leise zu Freya, als wir außer Hörweite sind. Sie hat das Problem nicht. Sie knutscht in Liverpool mit ihrem Crush herum und er mag sie auch und es nur eine Frage der Zeit, bis die beiden endlich zusammen kommen. Weiter können wir uns allerdings nicht darüber auslassen, denn plötzlich steht ein Lehrer im Alter von etwa Vierzig Jahren vor uns.
„Mr Scott, euer Lehrer in Selbstverteidigung und Angriff. Danke, dass ihr Cornelia umgebracht habt. Ihr solltet euch vielleicht noch umziehen.", sagt er und drückt uns Kleidung in komplett schwarz in die Hand. Dann führt er uns in einen kleineren Raum hinter dem Klassenraum.

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