Eine Welt in Flammen

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Ich gehe mit Noah Hand in Hand aus dem Klassenzimmer hinaus und wir sind auf dem Weg in den Speisesaal, als Lewis unseren Weg kreuzt.
„Charlotte, das war überaus interessant, was du uns da über die Schule erzählt hast. Du musst viele Stunden in der Bibliothek verbracht haben.", sagt er erstaunt. Ich sehe ihn missbilligend an. „Ich konnte letzte Nacht aufgrund meiner Verletzungen nicht schlafen und habe die Nacht in ein paar Büchern gestöbert. Danke der Nachfrage, mir geht es wieder gut. Dir einen schönen Tag noch!", sage ich zischend. So langsam macht sich der Schlafmangel bei mir bemerkbar, ich bin nur noch gereizt. Und auch das hinweg schweben in Traumwelten eben während Geschichte war auch ein Anzeichen für mich, dass ich viel zu wenig Schlaf abbekommen habe. Das muss ich in den nächsten Wochen auch ändern.
Hand in Hand mit Noah, der erstaunlich still heute ist, gehe ich in den Speisesaal und lasse mich auf die Bank fallen. Das Essen steht zwar vor mir, aber ich bin zu müde, um es zu greifen.
Noah nimmt sich den Löffel und legt mir ein kleines Stück Fleisch und ein paar Kartoffeln auf den Teller. „Charly, du musst etwas essen, du hattest heute morgen nur zweimal vom Toast abgebissen und die Wurst gegessen. Ich mache mir ein wenig Sorgen um dich."
Ich seufze, sehe ihn lächelnd an und sage: „Ich habe einfach zu wenig geschlafen. Meine Nacht war genau wie deine nicht ganz super und wenn es hochkommt, habe ich zwei Stunden geschlafen, okay? Ich bin einfach nur müde."
Er atmet aus, etwas solches hat er bestimmt schon erwartet, aber mir etwas auszureden kann er sowieso nicht.
Also beginnen wir, kaum ist Mrs Cooper eingetroffen, zu essen. Freya und Luise reden miteinander und auch Annabeth und George quatschen, nur Noah und ich sind still.
Auf einmal ertönt ein hoher heulender Ton.
Ich sehe mich verdutzt um und bin wieder hellwach. In Liverpool war ich bereits in der Feuerwehr und dieser Ton verspricht nichts gutes zu heißen.
Noah legt mir beruhigend die Hand auf den Oberschenkel und wartet gespannt auf die Ansage von Mrs Cooper, doch diese sagt nur: „Alle raus! Ich weiß nicht, ob dies nur eine Übung oder ein echter Alarm ist."
Sofort rennen alle Schüler um mich herum panisch umher. Nur Luise und ich wissen, dass Panik hier absolut gar nichts bringt. Auch sie ist mit mir in Liverpool in der Feuerwehr gewesen, durch sie bin ich überhaupt erst dazu gestoßen.
Ohne die anderen auch nur zu beachten, schreien wir uns durch den Trubel herum an. „Charly, teilen wir uns auf oder bleiben wir zusammen?", ruft Luise mir zu. Ich schreie zurück: „Zusammen, sonst haben wir im Brandfall keine Chance! Ich kenne die Schule mittlerweile ein wenig!"
Luise nickt und greift meinen Arm, um mich hinter sich her in die entgegengesetzte Richtung des Stroms zu zerren.
Wir rennen am anderen Ende der Halle hinaus und beobachten, wie die Lehrer mit den Schülern hinausgehen.
Unsere Freunde haben schon längst bemerkt, dass wir fehlen, doch etwas dagegen tun, können sie auch nicht. Freya und Noah sehen sich noch einmal nach uns um, dann werden sie von der Menge mitgerissen. Ich werfe Noah noch einen kurzen Blick zu, bevor ich mich Luise zuwende und sage: „Okay, wir gehen in jeden Raum. Das Gebäude ist zwar groß, aber dadurch, dass wir nur so wenig Schüler sind, schaffen wir das auch schnell. Die Räume sind groß, also wieder weniger. Nur der Keller könnte schwierig werden. Also los, fangen wir ganz oben an?"
Ich falle schon wieder in diese Bestimmer Rolle, vielleicht habe ich das so an mir. Irgendwie habe ich gerade hier an dieser Schule das Gefühl, dass, dadurch, dass ich irgendwie bevorzugt werde, immer mehr auf einen Egotrip komme. Aber das möchte ich nicht.
Luise nickt aber und so rennen wir in das Treppenhaus, nehmen zwei Stufen auf einmal und sprinten so nach ganz oben, wo nur noch unsere Dachterrasse und Aufenthaltsraum ist. Nur auf der anderen Seite sind noch zwei Schlafsäle, doch es war jeder Schüler beim Frühstück. Wir drücken uns im obersten Geschoss, wo es eine kleine Rauchentwicklung zu geben scheint, am Boden entlang. Was, wenn hier jemand ein Feuer gelegt hat, um das Vermächtnis von Mrs Cooper zu zerstören?
Ich halte meinen Arm vor Luise, damit sie nicht weiter geht. „Warte mal eben. Ich muss dir was sagen.", flüstere ich.
„Der Vater von Mrs Cooper war vorhin hier. Auch einer der Gründe, weshalb ich fast zu spät bei Geschichte war. Mr Pearce ist ihr Vater. Er mag es nicht, was sie hier tut. Vielleicht hat er hier das Feuer gelegt. Weißt du, worauf ich hinaus will?" Meine Freundin nickt. Zum Glück ist der Alarm laut genug, sodass uns niemand sonst hätte hören können. Wir schleichen uns an einer der Abtrennungen vorbei und blicken auf das heillose Durcheinander. Drei der vier Bäume, die hier oben stehen, brennen lichterloh. Ein paar Äste sind bereits abgefallen und haben den Boden angezündet. Doch von dem Brandstifter fehlt jede Spur. Ich habe zwei Halstücher in meiner Handtasche, die ich wie selbstverständlich immer bei mir trage. Ich gebe ihr eines, das zweite behalte ich. wir binden sie uns um, legen sie uns über den Mund und um die Haare und rennen auf das Feuer zu.
Luise zieht den Feuerlöscher aus einer Nische heraus, ich renne zu dem Wandhydranten. Doch dadurch, dass wir nicht wissen, ob der Brandstifter einfach nur ein paar Äste angezündet hat oder ob er einen Brandbeschleuniger wie Öl verwendet hat, können wir nicht direkt den Wasserstrahl drauf halten.
Die Holzdielen halten dem Feuer noch stand, doch einige von Ihnen beginnen bereits zu zersplittern. Jetzt müssen wir uns wirklich beeilen, sonst beginnt demnächst das gesamte Gebäude zu brennen.
Ausgerechnet in diesem Moment klingelt mein Handy.
Noah.
„Shit. Die suchen uns bestimmt.", schreie ich Luise zu, während wir beide den Feuerlöscher auf die Flammen halten.
Sie verdreht die Augen, gibt mir ein Handzeichen, dass ich loslassen kann und sie kurz alleine weiter macht. Ich nehme mein Handy aus der Tasche und halte es mir, auf Lautsprecher gestellt an mein Ohr.
„Charly, wo seid ihr? Wir finden euch nicht!", sagt Noah panisch.
Ganz kühl sage ich: „Tut mir leid, uns ist ein Feuer im Obergeschoss in die Quere gekommen, wir kommen, sobald wir können. Irgendwer muss ja wohl das Feuer löschen. Und da die Feuerwehr noch nicht da ist, müssen das wohl die beiden ausgebildeten jungen Feuerwehrfrauen der Schule machen. Also wünsch uns Glück. Und kleine Frage, ist Mr Pearce bei euch unten?"
Noah antwortet verwirrt: „Nein, warum sollte er? Er ist doch Safe ist Liverpool."
Ich gebe nur noch einen Laut von mir, dann lege ich auf.
Luise hat es bereits geschafft den ersten Baum und den Boden um ihn herum einigermaßen zu löschen. Ich renne hinüber zu den Wohnungen, durch die Flammen und den Rauch hindurch, um den nächsten Feuerlöscher zu holen. Dann beginne ich von der zweiten Seite, gegen die Flammen anzukämpfen. Doch es ist mehr, als man denken mag. Ich war erst wenige male hier oben, da mein Zimmer im Mittelgeschoss ist, doch das alles wirkt hier größer.
Ich sehe, durch den Rauch, kaum noch meine Hand vor Augen, als mich plötzlich etwas von hinten packt, mir den Feuerlöscher aus der Hand reißt und mich mit sich herzieht. Ich schreie spitz auf und trete der Person hinter mir gewaltig auf den Fuß, doch die Schuhe mit den Stahlkappen vermeiden den Schmerz meines... ja, was ist es denn? Retters? Entführers?
Ich hole mit meinem rechten Bein aus und ramme es der Person zwischen die Beine. Auch Luise schien erwischt worden zu sein, zumindest höre ich sie schreien.
„Loslassen habe ich gesagt!"
Die Person hinter mir lässt mich augenblicklich los und greift sich in den Schritt. Also ein Mann. Durch den ganzen Ruß bin ich mittlerweile dabei, mich mehr oder weniger blind fortzubewegen. „Luise? Wo bist du?", schreie ich durch das Getümmel.
Sie ergreift meine Hand. Zusammen tasten wir uns am Boden entlang zu den Feuerlöschern und halten sie erneut auf die Flammen. Doch nach wenigen Augenblicken werden wir wieder gepackt und zum Treppenhaus geschleift.
„Ich bewundere euren Mut, Kameradinnen, aber euer Mut ist dem Tod geweiht ohne Sauerstoff. Also raus hier.", sagt ein Mann, dessen Silhouetten wir nur erahnen können, doch dadurch, dass er von uns als Kameradinnen gesprochen hat, gehen wir davon aus, dass er von der Feuerwehr ist. Doch dann, schubst er uns von der Treppe weg. Etwas explodiert. Hand in Hand fliegen Luise und ich und schlagen hart gegen eines der Fenster. Es klirrt, so viel hören wir noch, bevor wir stürzen. Immer tiefer fallen wir und ich spüre schon, wie der Boden auf mich zu kommt.
Ich sage leise: „Es war mir eine Ehre mit dir dieses Feuer bekämpft zu haben!"
Doch der Aufprall kommt nicht, beziehungsweise ist um einiges sanfter als erwartet. Ein Luftkissen wurde aufgebaut und wir landen weich, wie in Pulverschnee.
Irgendwer zerrt uns heraus und ich werde fest gedrückt. „Charlotte, Luise, macht das nie wieder!", höre ich stark abgedämpft die Stimme meiner Schulleiterin im Ohr. Durch die Explosion scheint irgendetwas mit meinem Trommelfell kaputt zu sein.
Ein Krankenwagen steht neben der Schule und mehrere Sanitäter rennen auf uns zu. Das ist das einzige, was ich mitbekomme, bevor ich eine Sauerstoffmaske aufgesetzt bekomme und mein Bewusstsein verliere.

Schule des TodesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt