Schulgeschichte

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Gerade noch rechtzeitig tauche ich im Unterricht von Mr Lohan auf. Er sieht mich an und sagt: „Miss Evans, schön Sie hier doch noch im Unterricht willkommen heißen zu dürfen. Wie ich eben bereits sagte, beschäftigen wir uns heute mit der Geschichte der Schule und ihres Umfeldes."
Ich habe wirkliches Glück, dass ich mich in der Nacht schon mit dem Thema auseinander gesetzt habe. Daher kann ich nun einige der Fragen von Mr Lohan beantworten.
„Charlotte, seit wann existiert diese Schule und wofür wurde sie ursprünglich gebaut?"
Shit, irgendwas habe ich mir doch dazu in der letzten Nacht aufgeschrieben.
Ich schließe kurz die Augen. Was ein Glück, dass ich ein fotografisches Gedächtnis habe. Ich gehe meine Aufzeichnungen durch und sage: „Die Schule wurde im Jahr 1742 gebaut und war ursprünglich als Psychiatrische Anstalt gedacht, doch dadurch, dass es davon schon mehrere in London gab, sind bereits 1747, also fünf Jahre später, die ersten Schüler hier eingezogen. Diese standen jedoch noch immer unter der Kirche und wurden von Mönchen und Nonnen unterrichtet, bis der Staat es im Jahre 1830 zu einer internationalen Schule erklärte und es zu einer staatlichen Schule für ausgewählte Schüler wurde. Diese wurden besonders für den Schutz des Königs William IV von Hannover und des vereinten Königreichs Großbritannien und Irland eingesetzt und waren mehr oder weniger wie die Musketiere am französischen Hof."
Ich sehe Mr Lohan kurz an. Will er noch mehr hören? Ich glaube er will noch etwas sagen, doch da habe ich schon den Mund wieder geöffnet und fahre fort.
„Nachdem König William IV 1837 verstarb, stand lange Zeit nicht fest, ob die Schule weiter bestehen würde, doch nach langem Nachdenken waren sich die Staatlichen Institutionen sicher, dass diese Schule weiterhin Menschen für den Schutz des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland ausbilden soll. Das MI5 und MI6, sowie die GCHQ, übernehmen die Schüler dieser Schule seit Jahren und bilden sie nach dem Schulabschluss weiter aus. Doch erst seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts dürfen auch junge Frauen auf diese Schule gehen, wobei diese des öfteren die Schullaufbahn hier, wegen der Brutalität, abgebrochen haben. Seit 1993 wird dieser Schule Home Rule gewährt, wodurch die Schulleiterinnen und Schulleiter, selbst entscheiden dürfen, was die Schüler unterrichtet bekommen, wobei sich jedoch die vergangenen drei an das Curriculum gehalten haben."
Ich Ende, etwas außer Atem, meinen Vortrag. Ich habe mal wieder ohne Punkt und Komma gesprochen und das macht sich jetzt bemerkbar.
Meine Klassenkameraden und mein Lehrer sehen mich verblüfft an. Ich bin keine ganze Woche an dieser Schule und weiß schon mehr über sie, als einige andere, die hier seit zwei Jahren zur Schule gehen.
„Charlotte, wow, dass war wirklich viel Wissen, welches Sie preisgegeben haben. Wie konnten Sie all dies in so kurzer Zeit lernen. Soweit ich weiß existieren keine Aufnahmen zu der Schule irgendwo anders als bei der Regierung und in unserer Bibliothek.", sagt Mr Lohan. Ich grinse. „Ich habe ein fotografisches Gedächtnis, da reicht einmal durchlesen und das meiste bleibt hängen, es sei denn, es geht um Mathematik. Aber in Geschichte bin ich ein Ass. Stellen Sie mir irgendeine Frage, ich wette, ich kann sie Ihnen beantworten."
Mein Lehrer schüttelt den Kopf. Er muss mir keine Frage stellen, mein fotografisches Gedächtnis habe ich ihm bereits bewiesen.
Also führt er den Unterricht fort, wobei er mich nun ein wenig mehr im Auge behält. Bei fast jeder Frage, bin ich die erste, die sich meldet, doch er nimmt mich nicht mehr dran, damit ich die Lösung sagen kann.
Wie Kaugummi zieht sich der Unterricht und ich beginne langsam die Müdigkeit zu spüren. Damit meine Augen nicht zu fallen, beginne ich, weitere Zeichnungen der Schule anzufertigen. Ich muss diese Schule so kennen, wie ich meine Wohnung in Liverpool kenne. Ich höre noch eine längere Zeit dem Geschwafel meines Lehrers zu, doch irgendwann schweifen meine Gedanken ab und ich befinde mich wieder an meiner alten Schule im Unterricht bei Mr Pearce.
Mr Pearce. Wenn ich schon an ihn denke, wird mir wieder übel.
Ich beginne zu zittern und meine Hände verkrampfen sich um die Feder, die ich in der Hand halte. Ich bin absolut und ganz und gar verkrampft und wie zu Stein erstarrt, nur mein Atem wird kaum merklich schneller, aber auch immer leiser.
Noah neben sieht mich an, weil er meine Hand, die in die Luft schnellt vermisst.
Er weiß von meinen Krampfanfällen und meldet sich.
„Ja Mr Jones?", antwortet mein Lehrer. Hören tue ich alles, ebenso wie sehen, aber ich bin unfähig, mich zu bewegen.
Meine Fingernägel graben sich in das Fleisch meiner Hände und ich spüre nur noch, wie der Federkiel in meiner Hand am zerbersten ist.
Danach spüre ich nur noch ein rütteln. Doch ich wache nicht aus meiner Trance auf. Verdammt nochmal Noah, ich muss das Gefühl haben, dass ich gleich sterbe, damit ich wach werde. Doch daran denkt er nicht.
Sowohl Noah, als auch meine anderen Freunde und Mr Lohan reden auf mich ein. Irgendwann sehe ich die Hand Noahs wie in Zeitlupe auf mich zukommen. Ich spüre den Schlag, doch aus der Trance befreien kann er mich nicht.
Irgendwann sehe ich die Hand von Luise auf mich zu kommen. Okay, eigentlich Todesgefahr, aber diese ist zu langsam. Normalerweise würde ich damit einen heftigen Schlag gegen die Stirn bekommen, wenn ich wieder etwas dummes angestellt habe. Aber jetzt legen sich ihre Finger um meine Nase und drücken meine Nasenflügel gegen meine Nasenscheidewand.
Die Zeit vergeht, ich atme nicht. Doch irgendwann erwache ich aus meiner Trance und meine Hände lockern sich, dann schlage ich die Hand von Luise weg.
Mr Lohan atmet erleichtert auf. „Miss Evans, Sie haben uns allen einen Riesen Schrecken eingejagt. Geht es Ihnen gut? Möchten Sie die restlichen..." , er sieht auf seiner Armbanduhr, „...fünf Minuten, Hilfe, wie die Zeit mit Ihnen immer vergeht, draußen vor der Tür verbringen?"
Ich schüttle den Kopf. Auf keinen Fall möchte ich mehr Unterricht verpassen.
Der Lehrer dreht sich um und stellt sich wieder vor die Klasse. „Nun denn, dann wären wir an dem Punkt angelangt, den Miss Evans vorhin schonmal angesprochen hat. Home Rule für die Schulleiter*innen dieser Institution."
Noah sieht ihn geschockt an. „Um Himmels Willen, hören Sie auf zu Gendern, bitte! Das ist ja fürchterlich.", sagt er. Ich muss mir ein Lachen verkneifen.
Doch zum Glück klingelt es nur wenige Sekunden später zur Mittagspause und ich atme erleichtert auf.
Mein Frühstück ist durch das Gespräch mit Mrs Cooper relativ mager ausgefallen und ich werde auch die nächsten Wochen nicht wirklich zur Ruhe kommen, da kann ich ein ruhiges Mittagessen schon vertragen.
Doch es soll alles anders kommen, als gedacht.

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