Seelenverwandte

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Mr Davies begleitet uns nach draußen vor die Wache und sagt leise zu Amelia: „Pass auf dich auf mein Schatz, mit Pearce ist nicht zu spaßen. Ich liebe dich Engelchen, komm mal wieder zu Hause vorbei, deine Mutter wird sonst noch krank vor Sorge!"
Sie nickt. Mehr als das kann sie eh nicht tun, je nachdem, wann wir uns um Mr Pearce kümmern sollen, haben wir vielleicht nur noch kurze Zeit zum Leben und unsere Liebsten nochmal zu sehen.

Ich gehe mit Mr Scott schonmal ein Stück vor, er ruft ein Taxi und keine zehn Minuten später sitzen wir schweigend im Taxi und fahren zu der Wohnung unseres Lehrers. Dort bewegen wir uns gleich zu den Betten und schlafen schnell ein. Der Schock der Nacht, muss erstmal überwunden werden.

Am nächsten Morgen, wache ich früh auf, sammle meine Sachen zusammen und gehe kurz duschen, wobei mir eine zarte Narbe auffällt, die ich vor langer Zeit erhalten habe und die nun wieder anfängt zu jucken.
Charly, dass sind nur Hirngespinste, Pearce ist nicht hier!, versuche ich mir selbst einzureden.
Doch es hilft nicht, ich bin zu geladen. Also ziehe ich mir nach dem Duschen etwas an und laufe durch den nahen Park, einfach, um mich ein wenig abzuregen. Irgendwann werde ich von einem Mann eingeholt, der kurz vor mir stehen bleibt und nach Luft ringt. „Mensch Charly, du hast heute echt ein Tempo drauf, dass ich nicht mehr normal. Lass doch einen alten Mann wie mich mal ein wenig zu Puste kommen.", sagt Mr Pearce grinsend und die Arme in seine Hüften stemmend.
„Entschuldigung, soll ich Ihnen fürs nächste mal einen Rollator besorgen, damit Sie mich einholen? So alt sind Sie doch auch noch nicht.", entschuldige ich mich, ebenfalls nach Luft ringend.

Zusammen Joggen mein Lehrer und ich zurück zu seiner Wohnung, wo Amelia mit dem Frühstück wartet.
Schnell deodorieren wir uns ein und tauschen die durchgeschwitzte Kleidung gegen frische, dann setzen wir uns an den Tisch und frühstücken. Weitestgehend verläuft das Frühstück schweigend, nur unterbrochen von dem gelegentlichen Gähnen von Mr Scott.
Erst am Ende sagt er: „Meine Damen, wir sollten unsere Sachen so schnell es geht packen und uns auf den Weg zur Schule machen, dort werden wir dann das Mittagessen vorbereiten und dann mal sehen, was wir machen. Der Pool ist natürlich eröffnet."
Wir sehen und grinsend an. Das kann ja was werden. Wenn es heißt, der Pool ist geöffnet, dann heißt das auch, dass wir zusammen herum plantschen, bis wir selbst zu Amphibien werden, oder uns Schwimmhäute wachsen.
Also räumen wir schnell den Tisch ab, packen den Käse und die Wurst ein und spülen das Geschirr, bevor wir uns im Bad fertig machen. Danach packen wir noch unsere wenigen Klamotten ein und fahren mit Mr Scotts Auto zur Schule.
Und Mr Scott hat ein echt cooles Cabrio.
In Rot.
Mit Ledersitzen.

Als wir etwas später durch London fahren und dann nach knapp einer halben Stunde vor der Schule stehen, scheinen die Sorgen der vergangenen Nacht vergessen zu sein. Wir haben ein wenig bei der Musik mitgesungen, obwohl singen so eine Sache ist, die ich überhaupt nicht kann und wir haben einfach Spaß gehabt.
Warum kann es eigentlich nicht nur solche Lehrer wie Mr Scott geben? Das ganze Leben wäre so viel schöner.

Amelia und ich beziehen das Zimmer, dass ich bewohne und schlüpfen schnell in unsere Bikinis und ziehen noch Sommerkleider an.
Dann rennen wir durch das Treppenhaus an dem müden Mr Scott vorbei und springen mit einem Satz in den, vielleicht noch etwas sehr kühlen, Pool.
Heiter tollen wir durch das Wasser, bis wir uns irgendwann auf Wassermatten legen und es uns in der Sonne gut gehen lassen. Mittelmeer wäre zwar schöner, aber ich bin schon zufrieden hier in London.

Mr Scott, der sich nochmal schlafen gelegt hat, kommt, ebenfalls in Badehose heraus und hat drei Eisbecher in den Händen. „Mittagessen ist fertig!", sagt er und legt die Eisbecher auf ein aufblasbares Tablet. Dann springt er mit einer Arschbombe ins Wasser und spritzt uns ordentlich nass.
Normal gedacht natürlich :)
Ich lasse das nicht mit mir machen. Also essen Amelia und ich unser Eis und dadurch, dass ich relativ schnell im Eisessen bin, bin ich schneller fertig als mein Lehrer, den ich kurzerhand von hinten anspringe und unter Wasser drücke. Mr Scott ist viel mehr selbst noch ein Schüler als ein Lehrer und dadurch, dass er sowieso der Lehrer für Angriff und Verteidigung ist, gebe ich ihm sonst schon Kinnhaken, die es mehr in sich haben, als dieses unter Wasser drücken.
Mr Scott ist mehr so der Schulsprecher und guter Kumpel Typ als unser Lehrer und man merkt ihm auch an, dass das auch sein Ziel ist. Neben unseren eher steifen Lehrern wie Mrs Scott, Mr Lohan oder Mr Peterson, den ich in Geographie und Mathe habe, (also wirklich, wer denkt sich so eine Fächerkombi aus?), ist Mr Scott wirklich eine willkommene Abwechslung.

Schule des TodesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt