Kapitel 7

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Natürlich war es logisch. Aber trotzdem hätte ich nicht damit gerechnet. Damien Agoza kam durch diese Tür und war auf dem Weg zu mir. Ich sollte gegen ihn kämpfen!
„Hey! Überrascht? Soll ich auf dich Rücksicht nehmen, wenn du über deine Füße stolperst?” Ein paar seiner Freunde lachten. Der überhebliche Blick auf seinem Gesicht ließ meine Wut überkochen.
„Ich habe keine Angst vor dir, wenn du das damit bezwecken wolltest. Du bist immer noch genau der selbe arrogante Mistkerl wie vor fünf Minuten.”, die Wärme der Zufriedenheit breitete sich in mir aus. Jetzt hatte ich ihn vor seinen Kumpels und Verehrerinnen bloß gestellt. Jedenfalls hoffte ich das! Von ihm wollte ich mir keine Frechheiten gefallen lassen! Kurz huschte Erschrockenheit über sein Gesicht, was aber sofort wieder von seiner überheblichen Art übertroffen wurde. Jetzt hatte jeder von uns einen Punkt, ohne dass der Kampf überhaupt begonnen hatte. Ich wusste zwar, dass es eigentlich nicht so war, aber davon sah ich großzügig hinweg, um mir selbst Mut zu machen. Er nahm einen Holzstab in die Hand und mich aufforderte anzugreifen. Ihn würde ich ganz bestimmt nicht gewinnen lassen! Ich nahm mir vor, mich auf meine Instinkte zu verlassen. In Filmen hatte ich nun schon oft genug Kämpfe gesehen. Wir umkreisten uns. Damien griff zuerst an. Ich hatte nicht einmal drei Sekunden Zeit, um zu reagieren und er traf mich an meinem rechten Bein. Dadurch verlor ich das Gleichgewicht und konnte mich gerade noch rechtzeitig auffangen. Schon wieder griff er an und mir blieb nichts anderes übrig, als zurückzuweichen. Wie blöd von mir zu denken ich hätte eine Chance. Links. Rechts. Ducken. Er wich allen meinen Attacken aus und sah meine Ausweichmanöver kommen. Ich tat alles, um dies zu ändern. Einen Schritt vor, dann wieder zwei zurück. Nach links ducken und angreifen. Zur Seite springen, Viertel Drehung nach links, um wieder anzugreifen. Es kam mir ewig lange vor und je mehr Zeit wir kämpften desto mehr fand ich meine eigene Technik heraus. Es war wie bei einem Tanz. Nach einigen Minuten bewegte ich mich, ohne dass es mir bewusst war. Das einzige, was mich handeln ließ, war der Gedanke daran, Damien zu besiegen und nicht als nutzlos, schwach oder untalentiert dazustehen. Letzteres eher weniger, aber es war trotzdem da. In meinem Unterbewusstsein bemerkte ich wieder eine Stimme. Eine sanfte Stimme, welche mich durch den Kampf leitete. Es war definitiv die Stimme der mir nicht bekannten Göttin. Ich hatte dieses Mal keine Kopfschmerzen und ich konnte sie verstehen. Was hatte sich geändert? „Du musst links von ihm bleiben. Ducke dich seitlich weg und versuche seinen rechten Arm zu treffen. Er versucht auf deine Beine zu zielen, also musst du dich dementsprechend bewegen. Deine Beine sollten immer in Bewegung bleiben! .....”, flüsterte sie mir zu und ich gehorchte ihr.

Sie hatte Recht. Damien versuchte tatsächlich, meine Beine zu treffen. Auf jedes Wort der Göttin folgte eine Tat von meiner Seite. Ich konnte Damien’s Gesichtsausdruck nicht deuten. Langsam wurde meine Ausdauer weniger. Mein Herz schlug schneller und meine Kehle wurde trocken. Wenn ich gewinnen wollte, dann jetzt. Sonst würde ich es nicht schaffen. Länger durchzuhalten wäre zwar nicht unmöglich, aber bei einem stärkeren Gegner gefährlich, da einen die Kräfte schneller verließen, als man Kampf sagen könnte. Wie sollte ich nur weitermachen? Wie sollte ich ihn am besten besiegen? Ich dachte zu viel nach! Viel zu viel. Deshalb atmete ich zwischen zwei Schlägen tief durch und griff wie verrückt an. Ein Treffer nach dem anderen folgte, jedoch nicht nur von mir. Mein erster Kampf und ich stellte mich gar nicht so schlecht an. Es hätte aber auch deutlich besser laufen können für mich.
Ich verlor den Kampf, als Damien mir mit einem Schlag die Beine unterm Körper wegzog und ich auf die Matte fiel. Ich war fix und fertig und den Rest gab mir noch das Gejohle und Gegröle, welches zu Damien’s Sieg angestimmt wurde. „Gut gemacht, Layla! Ich denke, dass du in den nächsten Stunden große Fortschritte machen wirst, wenn du die Techniken erlernst!“, sagte Magister Fuces und ging dann, um die Schüler in Zweiergruppen aufzuteilen. Keuchend setzte ich mich vorrübergehend an die Seite und erlaubte mir einen kurzen Blick zu Damien, welcher sich gerade das T-Shirt über den Kopf zog und ich somit einen Blick auf seine durchtrainierte Brust erlangte. Als hätte er mich beim Starren erwischt, blickte er zu mir, wieder mit diesem überheblichen Grinsen im Gesicht. Genervt verdrehte ich die Augen und sah nun Nayomi bei ihrem Kampf zu, während ich die ganze Zeit versuchte, nicht noch einmal meinen Blick zu Damien schweifen zu lassen!

Nach der Blamage im Kampf und der Katastrophe namens Geschichte war es nun Zeit für Verwandlung. Was tut man da denn so? Natürlich soll man sich in seinen Wolf verwandeln, doch wie stellte man das an? Ich hatte mich noch nie verwandelt und hatte schon Zweifel, ob ich überhaupt ein Lupus bin, da ich auch den Wolf nicht spürte. Nayomi hatte auch keine Idee, an was das lag, als ich sie darauf angesprochen hatte. Magister Oduxis war ein sehr freundlicher, älterer Mann. Sein Haaransatz färbte sich schon grau. Trotz alledem war er nicht zu unterschätzen. Er verwandelte sich am Anfang der Stunde in einen Grauwolf. So beobachtete er die anderen, darunter war auch ich, wie sie versuchten, sich einer nach dem anderen zu verwandeln. Ein paar Schüler hatten noch ihre Probleme, aber alle anderen schafften es.

Sally war ein Grauwolf mit einer sehr schönen hellen Musterung auf dem Rücken. Lakota verwandelte sich in einen Rotwolf, Vitus war ein dunkelbrauner Wolf und Modi ein graugemusterter Wolf mit einigen braunen Fellzeichnungen.
Darwin war etwas außergewöhnlicher. Er war ein heller sandfarbener Wolf. Jedoch war er noch lange nicht so außergewöhnlich wie Nayomi mit ihrem schneeweißen Fell oder wie Damien, dessen Wolf pechschwarz war. Genau dieser Wolf hatte mich vor Mortas gerettet. Ich schaffte es natürlich nicht mich zu verwandeln. Wie auch. Ich wusste nicht, was ich tun sollte!. Vielleicht lag es daran, dass ich Angst davor hatte oder, dass ich mir einfach zu viele Gedanken darüber machte. Alle schauten mich so erwartungsvoll oder einige auch gehässig an, dass sie mich nur umso nervöser machten. Ich versuchte mich zu konzentrieren, aber auch das half nichts. Heute würde ich mich definitiv nicht mehr verwandeln. Es war einfach zu viel für einen Tag. Ich war ja theoretisch den Ablauf eines irdischen Stundenplanes gewöhnt. Da war alles viel entspannter. Magister Oduxis verstand meine Situation und schrieb mich für Patrouille frei. Zwar versuchte er mir zu helfen, oder mir Mut zu machen, doch alles nützte nichts.  Denn wenn ich mich nicht verwandeln konnte, mache es auch keinen Sinn, mich nach draußen zu schicken. Ich musste erst einmal die Kraft meines Wolfes entfesseln. Aber wie?

(Leseprobe) Lupus Academy (1) Schatten oder Licht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt