Kapitel 12

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Er kam langsam näher. Ich knurrte ihn an. Er sollte verschwinden. Ein für alle Male.
„Was willst du hier?”, fragte ich mit bissiger Stimme.
„Ich wurde geschickt, um dich wieder zurückzubringen. Du hättest hier sterben können.”
„Als ob dich das interessiert hätte.”
„Es ist hier nicht so wie in deiner Welt. Du bist so verdammt naiv. Wolltest du unbedingt schon wieder von einem Vampir angefallen werden?”, seine raue Stimme durchbrach die Stille.
„Nein wollte ich nicht. Zurück kann ich nicht. Solange mich niemand zurück in meine Welt lässt, bin ich hier gefangen und hier kann ich auch nirgends hin. Ich will nicht wieder zur Academy. Dort komme ich mir vor, wie ein Alien und das nicht nur, weil ich von der Erde komme!”, meine Wut steigerte sich immer mehr. Ich war so wütend, dass ich am liebsten die Bäume um mich herum getreten hätte.
„Du begreifst es nicht, oder? Diese Zeit, in der wir uns befinden, ist sehr gefährlich. Du wirst deshalb mitkommen. Auch, wenn ich dich den ganzen Weg über tragen muss.” Die Vorstellung schien ihm selbst nicht zu gefallen und noch weniger mir.
„Mir ist es egal. Du hättest ja einfach in der Academy bleiben können!”, gab ich trotzig von mir.
„Bitte Layla! Ich könnte mir das alles sparen, wenn ich nicht als dein Beschützer benannt worden wäre?”
„Was zum Teufel meinst du damit?”
„Jeder besondere Lupus bekommt einen Beschützer zugeteilt! Da du die Göttin Lupana hörst, bist du automatisch besonders.” Er seufzte und schaute mich mit seinen eisblauen Wolfsaugen an. Was hatte diese ganze Diskussion eigentlich noch für einen Sinn?
„Okay, ich gehe zurück.”, ich war bereit den anderen in die Augen zu schauen. Mit meinen goldenen Augen. Ich drehte mich mit Schwung um und lief in die entgegengesetzte Richtung. Wir waren seit Stunden unterwegs. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie weit ich gerannt war.
Die Nacht brach an und unsere Beine schmerzten. Zusammen beschlossen wir uns hier ein Lager für die Nacht zu errichten. Es war das erste Mal, dass ich unter den Sternen schlief. Das Lagerfeuer wärmte nur etwas und ich bekam eine Gänsehaut, als der Wind über meine Haut fuhr. Wäre ich doch lieber ein Wolf geblieben, da hätte ich nicht gefroren. Aber durch die erhöhten Sinne hätte ich höchstwahrscheinlich kein Auge zugetan. In dieser Nacht träumte ich etwas Seltsames.
Ich lief über grüne Wiesen. Die Vögel flogen über mir hinweg und das Gras kitzelte an meinen Füßen. So wie in meiner Kindheit, als ich durch den Garten gerannt bin. Plötzlich zog ein Gewitter auf. Die Wolken wurden größer und es begann zu donnern. Blitze folgten und erläuterten die nun dunkle Szene vor mir. Aus den Wolken tauchten seltsame Gestalten auf. Sie hatten Flügel, aber den Rest konnte man nicht genau erkennen. Dafür waren sie noch zu weit entfernt. Doch je näher sie kamen, desto deutlicher erkannte man den Körper einer Katze. Riesige Katzen mit Fledermausflügeln? Ich konnte es nicht glauben. Sie fauchten und flogen auf mich zu. Ich wollte wegrennen, doch das Gras schlang sich um meine Füße wie Efeu um unseren Gartenzaun.
Es hielt mich an der Stelle fest. Sie kamen immer näher und ich konnte nicht mehr davon kommen. Ich konnte schon ihre Krallen auf meiner Haut spüren, wie sie sich in mein Fleisch gruben und meine Eingeweide zerquetschten und zerrissen.
Doch all das passierte nicht.
Denn…

Ich schreckte auf. Es war nur ein Traum. Ich schaute mich um und sah Damien immer noch vor den Lagerfeuer sitzen.
„Albtraum?”, fragte er mich, ohne sich zu mir umzudrehen.
„Ja, mit riesen Katzen, die Fledermausflügel hatten!”, ich sagte es im Scherz, aber seine Miene ließ mich wieder ernst werden. Er hatte sich umgedreht.
„Du hast von Dixees geräumt?”, fragte er mich erstaunt und geschockt. Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Wir sollten schleunigst von hier verschwinden”. Die Härte in seiner Stimme ließ mich zusammenfahren. Es war anscheinend doch schlimmer als erwartet. Aber was genau waren Dixees und warum hatte er so Angst vor dem Albtraum, wenn es doch nur ein  Traum war?

(Leseprobe) Lupus Academy (1) Schatten oder Licht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt