Nach einigen Tagen hatte ich mich in der Academy eingelebt. Es war nicht gerade einfach gewesen, doch ich hatte neue Freunde gefunden, welche mir den Einstieg deutlich erleichtert hatten. Wir saßen wie sonst auch in Nayomis Zimmer und spielten eine Runde Uno. Ich persönlich glaubte, dass Sally schummelte, denn sie gewann immer. Ich war eine totale Niete in diesem Spiel, oder ich hatte einfach kein Glück. Wir saßen in einem Kreis auf dem Boden und schon wieder gewann Sally. „Ich glaube ernsthaft, dass du betrügst!“, äußerte sich Darwin und ich musste kichern. „Genau das habe ich mir auch gerade gedacht! Es ist echt nicht normal, dass du immer gewinnst!“, fügte ich hinzu. Sie begann zu lachen und alle anderen stiegen mit ein. Darwin blickte mich an und lächelte. Es war mir etwas unangenehm und bestimmt war ich nun ganz rot im Gesicht. Schnell wandte ich mich ab und teilte die nächste Runde Karten aus.
Es war kurz vor der Schlafenszeit, weshalb alle sich aufmachten, um keinen Ärger von den Magistern zu bekommen. Sie waren sehr streng, wenn es um die Einhaltung von diesen Zeiten ging. Ich verabschiedete mich von allen und machte mich auf den Weg. Hinter mir hörte ich nochmals die Tür aufgehen und sich kurz darauf wieder schließen. Schnelle Schritte ertönten und kurz darauf trat Darwin neben mich und stoppte mich. „Hey!“, sagte er und nun war ich doch etwas verwirrt. Ich gab ebenfalls ein hey zurück und schaute ihn an. „Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob du morgen zu meinem Auftritt kommen möchtest. Ich spiele in einer Band und wir treten morgen auf der kleinen Schulanfangsparty auf. Also kommst du morgen?“ Es war echt süß von ihm, dass er mich fragte. „Klar komme ich! Ich kann mir doch deinen Auftritt nicht entgehen lassen!“, erwiderte ich freundlich und er grinste mich an. „Super! Dann sehen wir uns morgen!“, und damit war er auch schon weitergegangen und im Treppenhaus verschwunden. Ich ging in mein Zimmer, machte mich bettfertig und stieg unter die kuschelige Bettdecke. Kurz darauf war ich auch schon, mit den Gedanken an den nächsten Tag eingeschlafen.
Das Piepen meines Weckers ließ mich die Augen aufschlagen. Mit einem Schlag brachte ich ihn dazu, leise zu sein und seufzte schwer. Schule! Doch heute war ein Freitag und am Abend fand die Schulanfangsparty statt und danach war auch schon wieder Wochenende. Zum Glück hatte man in Luxaria nicht auch am Wochenende Unterricht. Normalerweise gab es samstags und sonntags nur kleine Veranstaltungen wie Boxen, Kampf, Patrouillen frei durch den Wald oder lustige Spiele. Innerhalb von zwanzig Minuten war ich fertig und verließ mein Zimmer. Eine Etage unter mir kam mir Nayomi entgegen. Zur Begrüßung umarmten wir uns kurz, bevor wir zum Schulgebäude gingen, denn es stand eine Doppelstunde Biologie auf unserem Stundenplan. Gelangweilt saßen wir auf unseren Plätzen ganz hinten in der Reihe und hörten Magister Oduxis, Lehrer für Verwandlung und Biologie, beim Dozieren über die verschiedenen Gebisstypen zu. Jedoch wurde ich ab und zu von Damien abgelenkt, welcher direkt vor mir saß und mit seinem Stuhl immer absichtlich soweit zurückrutschte, dass er gegen meinen Tisch stieß. Dummerweise wollte ich mir zu diesen Zeitpunkten immer etwas aufschreiben, weshalb danach alles verschmiert, verrutscht oder unleserlich war. Genervt stieß ich die Lift aus, streckte meine Beine nach vorne und versuchte seinen Stuhl nach vorne zu schieben. Jedoch klappte es nicht, da er zu schwer war und ich schob stattdessen mich nur weiter nach hinten. Er lachte daraufhin leise, was mich nur noch mehr zur Weißglut brachte. Nayomi beobachtete uns und versuchte ihr Grinsen zu verbergen, indem sie sich ihre Hand vor den Mund hielt. Ich schaute sie mit zusammengekniffenen Augen an und sie setzte nur einen unschuldigen Blick auf, weshalb ich übertrieben mit den Augen rollte und dann grinsen musste, was sie nur noch mehr zum lachen brachte. „Ms. Agoza, Ms. Gray? Geht es ihnen gut?“, fragte und Magister Oduxis und alle drehten sich zu uns um. Es war mir ziemlich unangenehm, doch Nayomi lachte immer noch und entschuldigte sich anschließend für die Unterbrechung. Leicht irritiert fuhr Magister Oduxis mit seinem Unterricht fort, während ich versuchte, ganz beschäftigt zu wirken und etwas in meinen Hefter zu kritzeln.
Der Rest des Tages ging schneller vorbei als gedacht und nun stand der Abend der Party bevor. Ich hatte mich mit Nayomi und Sally verabredet, damit wir uns zusammen fertigmachen konnten. Lakota wollte uns erst dort treffen, weil sie sich vorher noch mit ihrer Schwester treffen wollte. Sally und Nayomi hatten schon eine genaue Vorstellung, was sie anziehen wollten. Sally zog gerade ihr magentafarbenes mittellanges Kleid an, welches ihre Figur perfekt betonte. Ihre weißblonden Haare ließ sie offen, sodass sie ihre freien Schultern umspielten. Nayomi trug ein dunkelblaues Kleid, welches fast bis zum Boden ging. Es betonte ihre Augen besonders und sie band ihre Haare zu einem hohen Zopf zusammen. Die beiden sahen einfach umwerfend aus! Ich hatte kein passendes Kleid für diesen Anlass. Als ich den beiden mittteilte, dass ich in Jeans und Pullover gehen wollte, sahen sie mich entsetzt an und zerrten mich zu Nayomis Kleiderschrank. Dieser war voller Kleider in allen verschiedenen Farben. „Such dir einfach eins aus und nimm es dir. Wir gehen uns in der Zeit schon einmal schminken!“, damit waren die beiden in dem angrenzenden Badezimmer verschwunden. Ich strich mit den Fingern über die wunderbaren Stoffe der Kleider. Blau, Rot, Weiß, Gelb, Grau, Schwarz. Es gab jede Farbe, die man sich nur erträumen konnte. Mein Blick blieb an einem dunkelgrünen Kleid hängen. Ich nahm es aus dem Schrank und sah es mir genauer an. Es war perfekt. Bodenlang, fließender Stoff und kurze Ärmel, welche jedoch die Schultern frei ließen. Ohne mir noch ein weiteres Kleid anzusehen, zog ich dieses an und bestaunte es im Spiegel. Es passte mir perfekt und meine offenen Haare rundeten das ganze Bild noch ab. „Wow!“, ertönte es hinter mir und ich erblickte Nayomi und Sally im Spiegel. „Du siehst umwerfend aus, Layla!“, sagte Sally und Nayomi stimmte ihr zu. Ich drehte mich einmal um mich selbst und betrachtete mich erneut im Spiegel. Ich war überglücklich mit meiner Wahl und zusammen verließen wir Nayomis Zimmer, um die anderen im Hof zu treffen. Der Abend konnte kommen!
Ich hatte nicht erwartet, dass so viel los sein würde, aber der ganze Platz war voll. Direkt am Anfang kam uns Lakota in einem dunkelgrauen Kleid entgegen und stellte uns ihren Freund vor. Er hieß Noah. Jedoch verließ er uns recht schnell wieder, da auch er in der Band spielte. Damien hatte ich noch nicht gesehen. Warum ich ausgerechnet nach ihm Ausschau hielt, konnte ich nicht sagen.
„Suchst du mich?“, ertönte eine Stimme hinter mir und ich drehte mich um. Dort stand Darwin und lächelte mich freundlich an. Ich erwiderte das Lächeln und ging auf seine Bemerkung gar nicht erst ein. „Du bist noch gar nicht bei der Band?“, fragte ich überrascht, da es in fünf Minuten losgehen sollte. „Nein! Ich wollte vorher auf Nummersicher gehen, dass du auch wirklich gekommen bist und mich nicht versetzt hast!“ Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Na, wie du siehst, bin ich da und jetzt solltest du dich lieber beeilen!“, scheuchte ich ihn los. Er lief eilig ein paar Schritte, bevor er sich noch einmal umdrehte und mir zurief:“ Du sieht übrigens wunderschön aus!“ Augenblicklich errötete ich, was dank des wenigen Lichtes nicht zu sehen war. Hinter mir kreischte jemand auf und fiel mir um den Hals. „Was war das denn?“, fragte Sally und wackelte mit den Augenbrauen. „Ihr saht echt süß zusammen aus!“, kam es nun von Lakota. Ich schüttelte nur den Kopf und versuchte mich herauszureden. „Leute, es war nicht so, wie ihr denkt. Er hat mich gefragt, ob ich kommen würde und ich habe zugesagt.“ Enttäuscht sahen sie mich an, als hätte ich gerade ihre Pläne ruiniert. Sie hatten wahrscheinlich schon meine Hochzeit geplant. Unser weiteres Gespräch wurde von lautem Jubel unterbrochen. Fünf Jungs betraten die Bühne und drei davon kannte ich. Darwin spielte Gitarre, Noah saß am Schlagzeug und kein geringerer als Damien war der Sänger. Die anderen rückten in den Hintergrund, als sein Blick meinen fand. Er lächelte mich schief an, bevor Darwin begann, auf der Gitarre zu spielen. Alle begannen zu kreischen und tanzten schon los, obwohl nicht einmal das Lied angefangen hatte. Doch das schien allen völlig egal zu sein. Ich starrte weiterhin Damien an und konnte meinen Blick nicht von ihm losreißen. Als Damien zu singen begann, hörte meine Welt auf, sich zu drehen. Ich liebte diesen Song, More Than You Know von Axwell. Es war so unglaublich, diese ganze Party. Ein Lied nach dem anderen spielte die Band und ich feierte ausgelassen. Nach ungefähr einer Stunde übernahm dann jedoch ein Junge namens Inurias den Job des DJs. Doch dadurch wurde der Abend keineswegs langweiliger. Eher im Gegenteil!
Nayomi und ich feierten Seite an Seite. Sally hatte sich irgendwann mit Lakota zu den Getränken aufgemacht und hatte dort Modi Chilon und Vitus Gripu getroffen. Seitdem standen sie nun eher am Rand und unterhielten sich. Ungefähr bei der Hälfte des Abends kam dann Darwin zu uns. Nayomi ging nun ebenfalls weg, mit der Ausrede, sich auch etwas zutrinken zu holen. „Und? Wie hat dir unser Auftritt gefallen?“, fragte er mich und blickte mich abwartend an. „Es war wirklich super. Ich wusste nicht einmal, dass du Gitarre spielen kannst!“, rief ich begeistert aus, während ich weitertanzte. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, aber anscheinend ging der Abend schon etwas länger, da ab und zu jemand Betrunkenes von seinen Freunden zu seinem Zimmer gebracht wurde und sich die Tanzfläche schon minimal gelichtet hatte. „Kann ich dir was zu trinken mitbringen? Ich brauche nämlich dringend etwas!“ Darwin zeigte auf die Bar am anderen Ende der Tanzfläche. Ich schüttelte den Kopf und lehne höflich ab. Er zuckte nur mit den Schultern und ließ mich dann alleine zurück. Kaum eine Minute später spürte ich zwei Hände auf meiner Hüfte und jemanden hinter mir. „Du siehst gar nicht mal so schlecht aus!“, raunte mir eine tiefe Stimme ins Ohr. Ich erkannte sie, ohne dass ich mich umgedrehen musste. „Ich weiß nicht, ob ich das jetzt als Beleidigung oder als Kompliment sehen soll, Damien!“ Ich versuchte, mich zu ihm umzudrehen, doch er hinderte mich daran. „Sieh es als Kompliment an!“, gab er belustigt von sich. „Falls du denkst, mit diesem Spruch bei mir zu landen, hast du dich getäuscht! Ich bin nicht wie die anderen!“, erwiderte ich etwas verärgert. „Ich weiß, dass du nicht wie die anderen bist und das macht dich interessant!“ Mit diesen Worten ließ er mich alleine stehen. Mit vielen Fragen im Kopf und mit Gefühlen, die ich nicht richtig deuten konnte.
DU LIEST GERADE
(Leseprobe) Lupus Academy (1) Schatten oder Licht
FantasíaAb sofort als Taschenbuch und eBook erhältlich. Eine neue Welt, eine neue Identität und neue Abenteuer. Was kann da schon schief gehen? Wenn die Ereignisse eine immer seltsamere Wendung nehmen und das Leben nicht mehr normal zu sein scheint, ist ei...