Kapitel 14

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Die Dunkelheit verschluckte uns. Der Gestank nach Tod und nasser Erde schnürte mir die Luft ab. Meine Lungen verlangten Sauerstoff, doch ich konnte nicht atmen. Meine Augen versuchten sich an die Umgebung zu gewöhnen, doch es funktionierte nicht. Nicht einmal mit der Fähigkeit des Lupus. Meine Augen wurden schwer, die Luft immer dicker und ich glaubte, mein Bewusstsein würde versagen. Dann durchfuhr mich ein Ruck. Ich wurde an meinem Arm nach oben gerissen und baumelte in der Luft. Jemand hielt mich mit aller Kraft an der Hand fest. Da fiel mir ein, dass ich beim Fall immer noch Damiens Hand hielt. Hatte er mich gerade gerettet? Ich konnte immer noch nichts sehen. Es war, als ob jemand meine Augen mit einer Augenbinde zugebunden hatte.
„Damien?”, Panik schnürte mir die Kehle zu und Tränen liefen mir über die Wange, ohne, dass mir dies bewusst war. Der Schock und die Angst waren zu groß. Eine weitere Hand packte mich am Arm und hievte mich über einen kleinen Felsvorsprung.
„Alles gut! Ich bin hier.” Allein eine bekannte Stimme zu hören und zu wissen, dass sie auch noch Damien gehörte, trieben mir noch mehr Tränen in die Augen! Diesmal allerdings aus Erleichterung. Ich dachte wirklich, wir seien verloren. Alle Hoffnung war verschwunden gewesen. Vor Angst und vor Kälte begann ich zu zittern. Warme Hände legten sich auf meine Hüfte und zogen mich von Abgrund weg. Doch selbst, als ich entfernt saß ließen sie mich nicht los. Stattdessen zog mich Damien an sich und damit vertrieb er all die Angst. An ihre Stelle trat Geborgenheit, so wie er mich da in seinen Armen hielt. Mir war es egal, dass er mich gerade so sah. Er vertrieb nicht nur die Angst, sondern auch die Kälte die mich zuvor umschlossen hatte. Ich weiß nicht, wie lange wir da so saßen, wie lange ich weinte, aber irgendwann schlief ich ein. Meine Träume waren genauso schwarz wie meine Umgebung.
Als ich aufwachte, war immer noch alles dunkel und die Erinnerungen an das Vergangene kamen Stück für Stück zurück.
„Damien?”, fragte ich in die Dunkelheit hinein.
„Ich bin hier, keine Sorge. Ich habe nur kurz die Umgebung erkundet. Wir sind auf einem kleinen Vorsprung, aber sonst ist hier nichts!” Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit.
„Du hast mich gerettet! Ohne dich wäre ich tot!”, vielleicht hatte ich mich ja doch getäuscht, was ihn betrifft.
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich für dich verantwortlich bin, als dein Beschützer. Aber selbst wenn ich das nicht wäre, hätte ich dich nicht sterben lassen können!”, gestand er. Obwohl ich ihn nicht sehen konnte, könnte ich schwören, dass er leicht lächelte. Ich versuchte aufzustehen, zuckte jedoch sofort zusammen, als ein stechender Schmerz durch mein Bein und meine Seite zuckte. Augenblicklich traten mir Tränen in die Augen und ich schluchzte. Ich hörte hinter mir Schritte, von schweren Stiefeln auf dem sandigen Boden. Wärme Hände griffen nach mir.
„Oh Mist. Wie konnte ich das nur übersehen?” Seine tiefe Stimme war direkt neben meinem Ohr und seinen wärmen Atem spürte ich an meinem Hals.
„Ist nicht schlimm. Das wird bestimmt schon wieder. Ich habe mir bestimmt nur eine Sehne gezerrt.” Meine Stimme zitterte und war fast kaum mehr als ein Flüstern. Versuchte ich ihn oder doch eher mich damit zu überzeugen? Ich wusste nämlich, dass das, was ich eben sagte nicht stimmte, da ich eine warme Flüssigkeit meinen Bauch und mein Bein hinunterlaufen spürte, wie sie den Stoff darüber durchnässte. Die Zeit verging so langsam, dass sie schon still zu stehen schien. Ich wurde immer müder und mein Verstand war wie benebelt. Wo Damien gerade war, wusste ich nicht. Vor meinen Augen war wie ein Schleier, der alles verhüllte. Meine Lieder wurden schwerer! Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn ich fand mich in einem Traum wieder. Ich stand in einer Art Tempel. Ein lauer Sommerwind ließ meine Haare wehen. Ich schaute an mir hinunter und stellte fest, dass ich völlig gesund war. Keine Prellungen. Keine Verletzung an der Seite, ja nicht einmal ein blauer Fleck. Ich sah mich im dem Tempel um. Überall waren Verzierungen aus Gold, oder aus Silber und sie waren alle mit Edelsteinen besetzt, die in der Sonne funkelten. Der Boden bestand aus feinstem Marmor. Alles schien so friedlich und so ruhig. Hinter mir ertönten Schritte und ich drehte mich um. Vor mir nun stand eine Frau mit fast goldenen, in einem Knoten gestecktem Haar und freundlichen grünen Augen.
„Hallo Layla. Wie schön, dass du endlich da bist.” Ihre Stimme war lieblich und rein.
„W…Wer…wer bist du? Und wie bin ich hier hergekommen?” Die Frau vor mir strahlte solche Macht aus.
„Mein Name ist Lupana, meine Liebe. Ich bin die, die von den Anderen Göttin genannt wird. Doch du, mein Kind, bist anders als die anderen. Habe ich Recht?”, freundlich lächelte sich mich an.
„Ich…. Ich weiß nicht. Ich denke schon, aber ich weiß nich,t worin ich mich von den anderen unterscheide.” Erfreut über meine Antwort reichte sie mir ihre Hand. Ehrfürchtig ergriff ich sie und sie führte mich zu einer kleinen Bank hinter dem Tempel. Umgeben von blühenden Blumen saßen wir nun da. „Wie bin ich hierher gekommen? Bin ich tot?”, ich versuchte meine Stimme nicht so sehr zittern zu lassen, doch ich konnte dagegen nichts tun! Was ist, wenn ich wirklich tot war? Dann hätte ich Damien alleine dort gelassen und das wäre auch sein Todesurteil.
Er soll nicht sterben, sondern leben.

(Leseprobe) Lupus Academy (1) Schatten oder Licht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt