Der Überfall

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Am Abend saßen Kati, Jana und Bert mit einigen Schülern im Kino und schauten eine Komödie auf Spanisch. Die Lehrerinnen raunten Vokabeln durch die dunklen Sitzreihen, fassten Szenen zusammen und freuten sich über jeden Witz, den die Jugendlichen verstanden.

Plötzlich leuchtete das Handy, das Kati auf den Knien liegen hatte, um keine Nachricht zu verpassen. Marlene hatte ihr geschrieben.

Sie wandte sich an Jana. »Ich muss die Mädchen abholen. Die Jungs wollen sie auf eine Party mitnehmen, sie haben kein gutes Gefühl.«

»Ich wusste, dass das schiefgehen würde«, sagte Bert vorwurfsvoll. »Du hättest diese Verabredung nicht erlauben oder uns wenigstens fragen sollen.«

»Hättest du es verboten? Damit sie sich heimlich wegschleichen?«, fragte Kati, während sie schrieb: Ich hole euch ab. Bleibt cool und lasst euch zu nichts überreden. Ihr dürft das!

Sie griff nach Jacke und Tasche. »Begleitet mich jemand?«

»Nein«, sagte Bert. »Das ist ja wohl dein Problem.«

»Ich komme mit «, sprang Jana ihrer Freundin bei.

»Das geht nicht! Eine muss hier bei mir bleiben. Es sind zu viele Schüler für eine Aufsichtsperson.«

»Falls du den Weg ins Hostel nicht findest, frag Ludwig, der kann sich super orientieren«, sagte Jana bissig und stand auf.

»Wo gehen Sie hin?«, fragte Anne, als die Lehrerinnen sich durch die Sitzreihen quetschten.

»Wir holen Mireille und Marlene ab. Wir sehen uns im Hostel«, erklärte Kati.

»Okay, bis nachher.« Die Schülerinnen konzentrierten sich wieder auf den Film.

****

Kati und Jana waren in den letzten Tagen oft mit der Metro Madrid gefahren und fanden sich gut zurecht. Die Station, die Marlene ihnen genannt hatte, kannten sie nicht. Sie war etwas abgelegen und außer den Lehrerinnen stieg niemand aus. Die Gänge waren düster und leer.

»Das ist ja sehr einladend hier«, sagte Kati sarkastisch.

Sie traten auf die schlecht beleuchtete Straße, die mit ihren mehrgeschossigen Reihenhäusern auf beiden Seiten wie eine Schlucht wirkte. Es gab keine Geschäfte oder Cafés, die Kati sich zur Orientierung einprägen konnte.

»Wieso ist hier niemand? Ich komme mir vor wie in einer anderen Stadt«, wunderte sich Jana.

»Es scheint ein Büroviertel zu sein.«

Kati prägte sich das Bild der Straße ein. »Wir gehen von der U‑Bahn‑Station auf das Eckhaus mit vier übereinander liegenden Balkonen zu.«

»Jaja.«

Sie liefen ein paar Meter auf der Hauptstraße, bogen dann in eine dunkle Seitenstraße ein.

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier ein Café sein soll«, überlegte Jana. »Zeig noch mal die Nachricht.«

»Ich hole mein Handy nicht raus. Ich habe mir die Straßennamen gemerkt.«

Nach fünf Minuten Fußweg standen sie an der angegebenen Adresse, aber da gab es kein Lokal.

»Du hast dich geirrt. Lass uns noch mal nachsehen.«

Kati holte widerwillig ihr Handy heraus. Gemeinsam lasen sie die Nachricht.

»Die Karte von dem Standort ist zu ungenau«. Jana nahm ihr Smartphone und suchte im Internet nach der Adresse des Cafés.

Kati rief in der Zwischenzeit Marlene an, aber die hob nicht ab.

Das Glück in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt