Der Wutausbruch

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Zu Hause fühlte Kati sich etwas ruhiger, aber sie mochte nicht den Abend mit Bert verbringen. Sie rief ihn an, schrieb ihm Nachrichten, doch er reagierte nicht. Um das Treffen zu vermeiden, wollte sie eine halbe Stunde vor der verabredeten Zeit das Haus verlassen. Als sie im Begriff war zu gehen, klingelte es unten. Sie öffnete nicht, doch kurz danach hörte sie Geräusche vor der Wohnungstür.

»Kati, ich bin es! Mach die Tür auf.«

»Hast du meine Nachrichten nicht bekommen?«, fragte sie ihn durch die Tür.

»Doch, aber ich wollte dich sehen. Und nicht nur ich.«

Kati sah durch den Spion ihre Mutter und Bert.

»Mach die Tür auf, bitte. Wir wollen dir helfen.«

»Lass mich mal. Ich habe einen Schlüssel«, sagte Helene.

Resigniert öffnete Kati die Tür. »Entschuldigt, aber ich bin am Ende meiner Kräfte. Ich bin heute keine gute Gesellschaft.«

»Du musst gar nichts tun, Liebes!« Helene umarmte sie und trat in die Wohnung. Sie inspizierte jedes einzelne Zimmer. »Du hast geputzt.«

»Das tue ich immer.«

»Außer, wenn du entspannt bist, dann sind dir ein paar Staubflocken egal.«

»Was willst du mir sagen?«

»Ich habe uns ein Thai-Curry gekocht. Wir brauchen es nur warm zu machen.« Helene ging voraus in die Küche. »Bestimmt hast du den ganzen Tag noch nichts gegessen.«

Kati dachte an die Banane und antwortete nicht. Sie setzte sich auf ihre Eckbank, roch den Duft ihrer kleinen Basilikum-Pflanze auf der Fensterbank. Kurz beugte sie sich darüber, nahm einen tiefen Atemzug und genoss das Aroma.

Helene erwärmte das Curry in einer Pfanne und stellte Teller auf den Tisch. »Was ist denn nun mit diesem Überfall in Madrid?«

Kati mochte sich nicht rechtfertigen und schwieg.

»Bert sagt, du hättest jemanden schwer verletzt? Du musst diese Aggressionen langsam in den Griff kriegen. Du bist kein Kind mehr.«

»Wir bieten dir wirklich jede Hilfe an. Was ist so schlimm daran, sie anzunehmen?«, fügte Bert hinzu.

»Es ist nicht schlimm. Es nützt nur nichts. Ich bin, wie ich bin, und ihr könnt mich nicht ändern.«

»Jeder kann sich ändern«, sagte Helene hochmütig.

»Du bist doch auch wütend! Ralf ist wütend! Ich bin wütend. Warum lasst ihr mich nicht einfach so?«

»Dein Vater hat keine Freunde und keine Familie mehr. Ich habe meine Wut unter Kontrolle. Sogar Yannick hat sich im Griff. Nur du kommst nicht damit klar!«

»Das stimmt doch nicht«, erwiderte Kati. »Yannick ist niemals wütend. Und ich kontrolliere meine Wut genauso gut wie du!«

»Du hast überhaupt nichts mehr unter Kontrolle!« Bert fauchte sie an.

»Das ist nicht wahr! Ich bin die Selbstbeherrschung in Person!«

»Ich denke, du hast in Madrid einen Menschen schwer verletzt? Jana sagt, ein Mann wurde in der Nacht dort abgestochen. Warst du das?«

»Ich kann mich nicht daran erinnern, was mit dem Messer geschehen ist. Traust du mir das zu?«

»Ehrlich gesagt ja«, sagte Bert. »Schließlich hast du bei Justin auch die Kontrolle verloren!«

»Das habe ich nicht! Ich hätte Justin wirklich gern eine runtergehauen, aber ich habe es nicht getan!«

»Siehst du! So kannst du nicht mit Menschen umgehen. Du musst endlich ruhiger werden«, mahnte Bert.

Das Glück in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt