Kapitel 3 - Leben

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Kapitel 3 - Leben

Irgendwann musste sie doch eingeschlafen sein, denn Malfoy lag nicht mehr neben ihr, als sie aufwachte. Sie hatte keine Alpträume gehabt, wie die letzten Nächte, was wohl an dem Baldrian lag. Owen machte würgende Geräusche und Hermione drehte sich zu ihm um. Malfoy war neben ihm, während dieser Blut erbrach.

Dann reinigte er ihn und ließ ihn zurück in die Laken sinken, Malfoy verschwand nach draußen. Fast glaubte Hermione er würde abhauen, doch das war Unsinn. Es dauerte etwas, dann kam er mit frischem Wasser wieder.

„Willst du was essen?", fragte er sie schließlich und goss Wasser in einen Kessel. Sie antwortete nicht, er wartete kurz auf eine Antwort und begann dann Kartoffeln zu schälen. Sie beobachtete, wie er mit dem Zauberstab die Messer dirigierte, während er die Phiolen und Trankzutaten auf dem Tisch wegräume. Hermione rührte sich nicht. Sie starrte ihn nur an. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. Das alles fühlte sich so surreal an. Vor allem, dass Malfoy so normal wirkte. Als sei ihr größtes Problem das Essen und dass der Tisch nicht aufgeräumt war.

„Butter ist alle", sagte er, mehr zu sich selbst und holte einen kleinen Kasten aus einer Ecke.

Hermione beobachtete ihn, wie durch einen Schleier hindurch. Alles fühlte sich dumpf an. Wie konnte er nur Hunger haben? Ihr war nur schlecht.

Owen begann zu husten und zu würgen, sofort ging Malfoy hin und sah wieder nach ihm. Er wischte ihm Blut ab und gab ihm erneut Schmerzmittel. Der Junge sah schlecht aus,

Hermione bezweifelte, dass er überleben würde. Keiner überlebte, wenn die Krankheit so weit fortgeschritten war.

Dann wandte sich Malfoy wieder den nun gekochten Kartoffeln zu und zerstampfte sie, bevor er sie mit etwas Wasser vermengte und mit Salz und Pfeffer würzte.

„Magst du auch was essen?", fragte er erneut und Hermione starrte ihn kraftlos an. Sie wusste einfach nicht, was sie von ihm halten sollte. Er wirkte so ruhig, so gefasst, doch seine Augen waren tief umschattet. Er war unrasiert und etwas an ihm war so absolut anders als an dem Jungen, den sie in der Schule kennengelernt hatte. Naja, eigentlich hatte sie seit Ende des fünften Schuljahres nicht mehr viel von ihm gesehen. Während des sechsten Schuljahres hatte er sich immer im Hintergrund gehalten und versucht allen aus dem Weg zu gehen und jetzt? Er wirkte irgendwie gebrochen, doch unter diesem Bruch, glaubte sie eine Kraft zu sehen, die sie dort nicht erwartet hatte. Irgendeine stetige, ruhige Kraft, die sie nicht benennen konnte.

„Du solltest etwas essen", entschied er schließlich und tat ihr etwas auf einen Teller. Er goss auch Wasser in ein Glas. „Ich weiß, dass es nicht schmeckt, aber was Anderes habe ich nicht."

Er reichte ihr den Teller und das Glas und sie presste die Lippen aufeinander. Sie mochte es nicht, bemuttert zu werden. Aber wahrscheinlich hatte er Recht. Sie hatte seit vorgestern nichts mehr gegessen.

„Danke", sagte sie leise und stand auf. Sie setzte sich zu ihm an den Tisch. Es schmeckte wirklich nicht besonders gut, aber es machte satt.

Hermione wusste nicht, ob sie sich darüber freuen sollte. Es fühlte sich irgendwie so widerlich an, noch zu leben, während alle anderen tot waren. Wie hatte sie es verdient am Leben zu bleiben? Hatte das Essen überhaupt einen Sinn? Irgendwann würden die Muggel sie erwischen und sie würde sterben, oder aber sie würde nochmal krank werden. Sie hatte einmal überlebt, konnte sie noch ein zweites Mal krank werden?

„Ich weiß was du jetzt denkst", sagte Malfoy schließlich und Hermione sah zu ihm auf.

„Was denn?", fragte sie unfreundlicher, als sie wollte. Er hatte es nicht verdient, dass sie ihn anfauchte, aber es war niemand anderes da.

Die Seuche - Leben unter FeindenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt