Die Seuche - Leben unter Feinden

Kapitel 21 - Schlammblut

Kapitel 21 - Schlammblut

Hermione war ganz froh, dass das Einkaufen mit Draco und Neville so gut funktioniert hatte, auch wenn sie durchaus bemerkt hatte, dass es einen Disput gegeben haben musste. Draco schwieg sich allerdings über den Inhalt aus, genauso wie Neville. Sie gingen sich aus dem Weg, und das war wohl das Beste.

Hermione konnte gar nicht in Worte fassen, wie glücklich sie war, wieder andere Hexen und Zauberer um sich zu haben und auch wenn es nur deshalb war, weil sie einfach offen sprechen konnte. Sie verstand sich tatsächlich nach anfänglichen Schwierigkeiten ganz gut mit Miranda und irgendwie kam sie sogar mit Gemma Dracos Cousine aus, auch wenn sie deutlich abweisender war.

Draco schien sich ebenfalls zu freuen, wieder Hexen und Zauberer um sich zu haben, denn er verstand sich blendend mit Moore und nachdem einmal die Hackordnung festgelegt worden war, sogar mit Rowle. Michael Price hielt sich von allen fern. Aber das war wohl normal, denn Zacharias erzählte ihr, dass er schon vorher so gewesen war. Zacharias und Neville hingegen schienen sich ganz gut zu verstehen, auch wenn das in Hogwarts noch anders gewesen war. Selbst Hermione saß gerne mit ihnen zusammen. Leider sprachen sie für Hermiones Geschmack, zu viel über alte Zeiten und zu schlecht von Draco.

In ihrer Muggelumgebung schien keiner Verdacht zu schöpfen, das etwas anders als vorher war. Hermione und Draco verbrachten oft die Wochenenden im Grimmauldplatz, während sie unter der Woche ihre Muggelidentität lebten. Hermione wollte ihre Muggelidentität nicht aufgeben, um sich nur noch im Grimmauldplatz zu verstecken. Sie hatte damals beschlossen, Medizin zu studieren, und sie liebte das Studium. Aufzugeben kam nicht infrage. Draco unterstützte sie dabei, und sie war ihm unendlich dankbar, dass er ihr wegen dieses selbstsüchtigen Verhaltens keine Vorwürfe machte. Auch er studierte weiter, und sie wusste, dass es ihm Spaß machte, sich mit Muggelgeld zu beschäftigen. Draco tat sich schwer, es zuzugeben, aber allein die Größe und die Möglichkeiten der Muggelbörse faszinierten ihn.

Mit dem Grimmauldplatz, dem Studium und ihren Muggelbekanntschaften, die sie noch immer pflegten, wurde ihnen jetzt zumindest nicht mehr langweilig, und manchmal wünschte sich Hermione wieder etwas ruhigere Zeiten herbei.

Hermione gab den Bewohnern des Grimmauldplatz die Identitäten der Canthalls. Nicht nur die der Zwillinge, sondern auch die der Eltern. Allerdings brauchten sie noch etwas Übung, bis sie ihr Aussehen auch so einfach anpassen konnten.

„Warum können wir nicht auch so einen Trank brauen und in die Muggelwelt gehen?", wollte Gemma eines Abends wissen. Hermione saß mit ihr Zacharias und Neville im Salon, und sie waren gerade dabei, Verwandlungszauber zu üben.

„Das ist nicht so einfach", begann Hermione. „Ihr habt keine Identität, die ihr annehmen könnt. Ihr könnt keine Wohnung mieten, kein Girokonto eröffnen und keiner Arbeit nachgehen. Nichts, was einen genaueren Identitätsnachweis braucht."

„Aber wir haben doch die Ausweise du uns gegeben hast. Was unterscheidet die von euren?", wollte Zacharias wissen und färbte seine blonden Haare gerade schwarz.

„Die Canthalls sind tot. Sie wurden ins Totenregister eingetragen. Sie sind alle in Birmingham gestorben, das habe ich euch doch erklärt", sagte Hermione und korrigierte Nevilles Nase, die nach einem missglückten Versuch fast auf den Boden reichte.

„Und eure Identität nicht?"

Hermione hatte ein mulmiges Gefühl bei der Unterredung. Sie wollte nicht erzählen, dass Draco zwei Menschen ermordet hatte, damit sie in Frieden leben konnten. Neville hatte schon einen Aufstand gemacht, als er erfahren hatte, dass Draco die Muggel verhexte, um Geld zu verdienen. Er hatte daraufhin zwei Tage das Essen verweigert und war jetzt fest entschlossen, Verwandlung zu lernen, damit er arbeiten gehen konnte. Hermione war sich nicht sicher, was schlimmer für Neville war, dass Draco das Geld verdiente, von dem er lebte oder, dass er dabei Muggel manipulierte. Hermione fand es tatsächlich gar nicht mehr verwerflich, wie sie ihr Geld verdienten. Wenn sie ehrlich war, machte Draco auch nichts anderes als Muggel, nur das er noch Zauberei zu Hilfe nahm. Sein gutes Recht als Zauberer.