Kapitel 13 - Geschichte schreibt der Sieger

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Kapitel 13 – Geschichte schreibt der Sieger

Draco hatte nicht erwartet, dass es so schlimm werden würde, die Gräber der Weasleys zu besuchen. Nachdem Hermione ihm gesagt hatte, wessen Zauberstab sie gesehen hatte und dass er aus einem Grab entwendet worden war, war er ziemlich entsetzt gewesen. Irgendwie hatte er gehofft, dass es sich als Irrtum herausstellte.

Gleich am nächsten Morgen waren sie nach Ottery St. Catchpole appariert. Als sie diesen Ort im Winter besucht hatten, waren sie auch beim Haus der Weasleys gewesen. Damals war es noch unberührt gewesen. Die Gräber der Weasleys lagen nicht weit von ihrem Haus entfernt. Hermione hatte erzählt, dass sie es nicht über sich gebracht hatten, die Weasleys in einem der Massengräber des St.-Mungo zu beerdigen.

Draco hatte den Fuchsbau bis dahin nie von außen gesehen. Sein kurzer Besuch bei der Flucht aus Hogwarts hatte sich nur auf die Küche bezogen. Er erinnerte sich an ein Foto aus einem Zeitungsartikel und dass er deshalb oft gesagt hatte, Weasley würde in einem Schweinestall leben. Als er das Haus gesehen hatte, wurde ihm klar, dass er wirklich in einem Schweinestall gelebt hatte. Es war ein ziemlich großer Schweinestall und darauf waren immer neue Zimmer und Anbauten getürmt worden, sodass jedem klar sein musste, dass es sich um ein Zaubererhaus handelte. Jetzt jedoch schien das oberste Stockwerk eingebrochen zu sein. Wahrscheinlich ließ die Magie langsam nach, wenn es so lange unbewohnt war und nicht magisch gewartet wurde.

Draco sagte nichts zum Zustand des Hauses. Das letzte Mal hatte sie ihn ziemlich böse angefaucht. So begnügte er sich damit Hermione zum Eingang zu folgen. Die Tür stand offen und sofort zogen sie ihre Zauberstäbe. Hermione machte eine unwirsche Bewegung mit ihrem Stab, dann schüttelte sie den Kopf.

„Keine lebenden Wesen in der Nähe", sagte sie und er konnte ihre Unruhe spüren.

Ronald Weasleys Zauberstab zu sehen, hatte sie in Schockstarre versetzt. Er war selbst überrascht gewesen, wie schnell dieser Schock in grenzenlose Wut umgeschlagen war. Diese Wut war über Nacht Verzweiflung gewichen und sie hatten kaum geschlafen, bevor sie jetzt, kurz vor Sonnenaufgang am Haus der Weasleys standen.

Draco legte Hermione eine Hand auf den Rücken und er spürte gleich, wie sie sich ein bisschen entspannte. Dankbar sah sie ihn an. Sie war wahnsinnig niedlich, wenn sie so zutraulich war. Manchmal erinnerte sie Draco an eine Katze. Neugierig und verspielt, dann wieder kratzbürstig und stur und so wahnsinnig einfach glücklich zu machen, wenn man ihr nur etwas Zuneigung gab. Am liebsten mochte er es, wenn sie in seinen Armen lag und einfach nur zufrieden war. Diese Emotionen, die er dann von ihr spürte, gaben ihm so viel Ruhe, wie er es niemals erwartet hätte.

Sie gingen um das Haus herum durch einen verwilderten Garten. Kurz fragte Draco sich, wie dieser Garten wohl einmal ausgesehen hatte und ob der Garten um das Manor jetzt ähnlich verwildert war. Dann kamen sie um das Haus herum und Hermione blieb wie angewurzelt stehen. Draco spürte ihren Schmerz und brauchte nicht lange, um zu erkennen, was ihn ausgelöst hatte. In hinteren Teil des Gartens war die Erde durchwühlt worden. Noch immer waren Erdhaufen zu sehen und nicht weit dahinter standen mehrere Grabsteine.

In Hermione bereitete sich das Grauen aus und wünschte sich er könnte etwas dagegen tun. Er mochte es nicht, wenn sie sich so fühlte. Ohne groß darüber nachzudenken, nahm er sie in den Arm und drückte sie an sich. Sie zitterte, klammerte sich an ihn und das Zittern lief durch ihren ganzen Körper. Draco spürte ihre Verzweiflung und wusste, dass sie weinte, aber er wusste nicht, was er sagen konnte, damit es ihr besser ging. Es gab dafür keine Worte.

Er hatte die Weasleys nicht gemocht. Jetzt etwas anderes zu behaupten wäre heuchlerisch. Trotzdem fand er falsch was die Muggel getan hatten. Gräber zu plündern und die Grabesruhe zu stören war falsch. Es machte ihn wütend, dass die Muggel so wenig Respekt vor ihren Toten hatten. Dass sie keinen Respekt vor irgendetwas hatten. Aber Draco war auch realistisch genug, um einzusehen, dass das keine Muggeleigenschaft war. Er hatte genug Inferi gesehen, um zu wissen, dass auch Zauberer sehr gut darin waren Gräber zu schänden. Es war nichts, was er mit Hermione in näherer Zukunft thematisieren würde. Sie war viel zu gut, um das zu ertragen. Er wollte, dass sie so blieb. Er hatte fürchterliche Angst vor dem Moment in dem sie Begriff, dass er nicht mal annähernd so gut war wie sie. Dass es all diese wunderbaren positiven Gefühle, die sie für ihn hatte, verändern konnte. Hermione war etwas Besonderes und von so einem gutherzigen Menschen wie ihr gemocht zu werden sorgte dafür, dass er sich ziemlich wohl fühlte.

Die Seuche - Leben unter FeindenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt