4. Michael - ... und Ankommen

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4. Michael - und Ankommen

Dean Martin - Let It Snow! Let It Snow! Let It Snow!

***

Wie sollte das nur werden die nächsten Tage? Ob er sich das wirklich gut überlegt hatte? Jedes Wort, jeder meiner Versuche mit ihm zu sprechen, brachte ihn auf die Palme. Wie in Gottesnamen sollten wir da vor seinen Eltern ein glückliches Pärchen spielen?

„Flo?", fragte ich, nach dem ich die Stille und diese fiesen Gedanken in meinem Kopf nicht mehr ertragen konnte.
„Hmmm...", machte er abweisend und ich seufzte schwer. „Wie stellst du dir das vor?"
„Was vor?", wollte er wissen und blickte kurz zu mir rüber. Ein Fortschritt, immerhin hatte er es gewagt, mich anzusehen, statt mich geflissentlich zu ignorieren.

„Denkst du nicht, das deine Eltern spüren werden, dass nichts in Ordnung ist zwischen uns?", fragte ich vorsichtig, aber eigentlich waren wir für diese Art von Gespräch zu spät dran. Ich glaubte nicht, dass er nochmal umdrehen würde. Und am nächsten Parkplatz ausgesetzt zu werden, im Dunkel und bei Minusgraden, war jetzt keine Option, die ich für mich selbst anstrebte.

„Es ist alles in Ordnung.", sagte er mit Nachdruck und ich fragte mich, wenn er davon überzeugen wollte. Ich zumindest glaubte ihm nicht und er sich wohl auch nicht.
„Okay.", antwortete ich wenig kreativ und dachte fieberhaft nach. „Bin ich, ich?", stellte ich die Frage, die mir aus allen Fragen, die in meinem Kopf herumgeisterten, als die am wichtigsten erschien.

„Ja, klar!", erwiderte er und ich spürte regelrecht den Brocken von meinem Herzen poltern. Einen anderen zu spielen wäre noch lächerlicher gewesen, als das es die ganze Aktion eh schon war.

„Was hast du ihnen erzählt? Damals? Heute?", machte ich weiter. Wäre sicherlich nicht schlecht, wenn ich ein paar Infos mehr hätte. Immerhin sollten wir vielleicht das Gleiche sagen, sollte ich irgendetwas gefragt werden.
„Damals, dass es nicht gepasst hat und heute gar nichts.", erklärte er wie beiläufig und starrte konzentriert nach vorne.
„Du hast deine Eltern nicht vorgewarnt, dass du mich mitbringst?", rutschte es mir ungläubig raus, während ich ihn nicht aus den Augen ließ. Doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper.

„Nein. Es wird eine Überraschung."
„Oh Gott...", seufzte ich und fuhr mir mit beiden Händen durchs Gesicht. „Das wird Fragen mit sich bringen. Was willst du ihnen erzählen?" Wieder wurde es still im Auto und jeder schien seinen eigenen Gedanken nach zu hängen.

Das war eine bescheuerte Idee gewesen. Ich hätte mich nicht drauf einlassen dürfen. Kein Mensch würde uns glauben, dass wir ein Pärchen waren, und dann würde es nur noch peinlicher für ihn werden.

„Vielleicht sollten wir es sein lassen?", schlug ich vor und überlegte bereits fieberhaft, wie ich wieder nach Haus kommen würde. Zug, oder Taxi. Irgendwie würde es schon gehen. Zur Not konnte er mich bei irgendeinem Hotel auslassen, dann könnte ich morgen schauen, wie ich zurückkam. Immerhin war es schon sieben und wir sehr ländlich. Ob ich da dann tatsächlich noch weit kam mit den Öffentlichen? Ich glaubte eher nicht daran.

Ein wütender Blick traf mich von der Seite. Dann bremste Flo ab und parkte am Seitenstreifen. Wandte sich zu mir und ich hielt die Luft an. Er war sauer, so richtig sauer.

„Du willst also wieder aussteigen? Mich wieder sitzen lassen? Wieso hast du dann ja gesagt?", sprudelte es aus ihm heraus und ich zuckte zusammen.
„Ich will niemanden verletzten...", sagte ich kleinlaut und sah weg, weil ich seinen strafenden Blick auf mir nicht mehr ertragen konnte. So viel Schmerz und Trauer lag darin. Das würde nie was werden.
„Das hättest du dir vor einem Jahr überlegen müssen. Bevor du mich verarscht und betrogen hast, nur um mich anschließend sitzen zu lassen."

Last Christmas - my fuckig life as a x-mas soundtrack Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt