Epilog- Michael - alle Jahre wieder

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Epilog- Michael - alle Jahre wieder

Melanie Thornton - Wonderful Dream

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„Weißt du...", keuchte ich unter der schweren Last seines Körpers. „Eigentlich hatte ich mir letztes Jahr geschworen, dich von diesem bösartigen Punsch fernzuhalten.", setzte ich hinzu und zog ihn näher an mich. Kichernd presste er sich gegen mich. „Ich mag Martins Punsch halt..." „Ja, das seh ich.", gab ich zurück und lächelte bei dem Gedanken an letztes Jahr. Heute hatte er sich bei Weitem nicht so abgeschossen wie damals, aber dennoch tat die frische Luft ihr Übriges, so dass ich ihn lieber stützte, statt ihn wieder vom Boden aufzusammeln.

„Manuel ist nett...", seufzte er und fing an meinem Hals zu küssen.
„Konzentrier dich!", befahl ich, drückte ihn etwas von mir weg, damit er wieder selbstständig aufrecht ging. „Auf deine Füße, und aufs Gehen!", setzte ich sicherheitshalber hinzu, weil seine Finger schon wieder nach mir grabschten. „Und ja ... fand ich auch."

Im letzten Jahr war viel passiert. Unter anderem hatten wir des Öfteren Flos Familie besucht und wie es in diesem kleinen Dorf nun mal so war, waren wir auch das ein oder andere Mal Martin über den Weg gelaufen. Zuerst war es komisch zwischen den beiden, aber nach und nach schien ihm der andere Mann verziehen zu haben. Was wohl auch daran lag, dass er sich in diesen Manuel verliebt hatte. Wir hatten im Sommer schon von ihm gehört, aber heute, zu ehren der traditionalen Weihnachtsparty im Hause Martin, hatte er ihn allen vorgestellt. Sie schienen gut zusammen zu passen.

„Es war das erste Jahr, das ich Weihnachten kein schlechtes Gewissen hatte, ihm zu begegnen.", seufzte Flo, blieb stehen und sah hinauf in den Himmel, aus dem große Schneeflocken auf uns hinab rieselten. „Versteh ich..." Auch ich blieb stehen und sah ebenfalls hoch. „So wunderschön..." Lächelnd sah er zu mir rüber. „Die Schneeflocken?", wollte ich wissen, weil mich sein intensiver Blick irritierte. „Sicher...", murmelte er, doch seine Augen strafften ihn Lüge. Ich kannte dieses Leuchten darin. Diese Wärme.

„Lass uns heim gehen...", erwiderte ich sanft und streckte ihm die Hand entgegen. Wortlos griff er danach, verflocht unsere Finger ineinander und wir stampften das letzte Stückchen Weg durch den Schnee zu seinem Elternhaus.

Leise betraten wir das Haus, welches im Dunkel lag. Kein Wunder, wir hatten bereits weit nach Mitternacht.
„Psst!", bat ich ihn, weil er gerade wie eine Dampfwalze durch die Diele stampfte. „Wenn du Nicky weckst, will er bei uns schlafen!", gab ich zu bedenken. „Ich will mit dir schlafen!", flüsterte er rau, packte mich am Schal und zog mich ruckartig zu sich. „Hey!", schimpfte ich grade noch, doch da verschloss er schon meine Lippen mit den seinen. Presste mich an die Wand hinter mir, nur um mir noch näher zu kommen. „So hatte ich das nicht gemeint!", verteidigte ich mich, kaum, dass er mich zu Atem kommen ließ. „Und ich hab seit Stunden, an nichts anderes mehr gedacht!", raunte er mir rau entgegen, bevor er anfing, mich aus meinem Mantel zu schälen. „Das wollte ich letztes Jahr so gerne tun...", gab er zu, griff mir in den Nacken und zog mich zu sich, küsste mich. „Ich hatte dich so vermisst...", seufzte er und seine Augen glänzten mehr als sonst. „Ich bin doch da...", versicherte ich etwas machtlos, denn er schien gerade völlig in der Vergangenheit versunken. Und statt eine Antwort abzuwarten, beugte ich mich vor, küsste ihn, nur um anschließend seinen Mantel aufzuknöpfen und ihm daraus zu helfen. „Lass uns hoch gehen...", bat ich, streckte die Hand nach ihm aus, die er lächelnd annahm, und gemeinsam machten wir uns auf den Weg in sein Zimmer.

Nachdem wir drin waren, schloss ich hinter uns die Tür. Drehte mich zu ihm um und stutze. „Wie jetzt? Letztes Jahr warst du schon halb nackt! Man merkt einfach, dass du alt wirst!", spottete ich grinsend und sein Gesicht leuchtete auf. Diesmal erreichte sein Lächeln endlich auch seine Augen. Da war plötzlich dieser provozierende Funke, statt der Traurigkeit.
„Vielleicht will ich ja, dass du mich ausziehst! Außerdem, wenn, dann bist du der alte Mann! Immerhin bist du ganze zwei Jahre älter!", konterte er und verschränkte gespielt beleidigt die Arme vor der Brust.

Last Christmas - my fuckig life as a x-mas soundtrack Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt