8. Michael – Shopping
Kelly Clarkson - Wrapped in Red
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„Micha ...?", riss mich Nicky aus den Gedanken, und erinnerte mich daran, dass ich wieder beim Memory am Zug war. Nichtsdestotrotz schweiften meine Gedanken immer wieder zu unserem verbrachten Vormittag. Der Kuss, die Schlittenpartie, der Kuss, der Christbaum, der Kuss ... ja, immer wieder der Kuss. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, es hätte etwas bedeutet. Es wäre echt gewesen. Doch dann die kalte Dusche. Dieser bescheuerte Mistelzweig. Sicher, ich hatte ihn gern geküsst. Es war immer schön gewesen und so fühlte es sich immer noch an. Aber einfach nur so, ohne jegliches Gefühl? Oder besser gesagt, ohne Bedeutung. Denn Herrgott nochmal, Gefühle hatte ich immer noch, und einen riesigen Haufen noch dazu.
Ab und an schien es mir, als wären von seiner Seite auch noch welche da. Aber würde es reichen? Oder war wirklich alle Hoffnung verloren? Wie wollte er nach diesem Weihnachtsfest einfach weitermachen, als wäre nie etwas geschehen?Noch einmal. Sehnsucht. Schmerz. Und noch mehr Sehnsucht. Ich wusste nicht, wie ich das schaffen sollte.
Gedankenverloren drehte ich zwei der Karten um. Sie passten, wenn hätte es gewundert, natürlich nicht zusammen. „Daaahhaa noch Affe.", grinste der Kleine siegesgewiss und deckte nach mir zweimal die besagten Äffchen auf. „Super.", lobte ich und lächelte ihn an. Er war wirklich ein süßes und liebes Kind und eigentlich hätte er meine volle Aufmerksamkeit verdient, wäre da nicht sein Onkel, der sich penetrant in mein Hirn einnistete. Nicklas war nochmal an der Reihe und öffnete zwei neue Karten, mit einem „ohhhh...", weil sie diesmal nicht zusammen passen, also war ich wieder dran. Nun hatte ich Glück und erwischte zwei gleiche Fohlen des Tier-Baby-Memorys und durfte nochmal und so ging es eine Weile weiter.
Flo half seiner Mama und Luisa in der Küche, sein Vater und Bruder sahen sich irgendeine Show im Fernseher an und diskutierten. Wo der Rest steckte, hatte ich keine Ahnung. Mein gefällter Baum stand immerhin auf seinem Stammplatz, wie ich erfuhr, im Wohnzimmer und wartete darauf, dass wir ihn später nach dem Essen gemeinsam schmückten.
Ein Blick auf die Uhr verriet, das bis zum Abendessen noch zwei Stunden Zeit wären. Genug, um nochmal kurz in die Stadt zu fahren. Also half ich dem Kleinen beim aufräumen und ging hinüber in die Küche, wo sich die drei lautstark unterhielten.
„Das ist was anderes!", zischte Flo und schüttelte den Kopf. „Ich weiß es wirklich nicht! Ich wollte es nicht wissen." „Wie kann man das nicht wissen wollen?", erwiderte Luisa fassungslos. „Schatz, wie willst du das aufarbeiten können, wenn ihr nicht darüber gesprochen habt?", setzte seine Mutter hinzu und ich ahnte, dass ich mal wieder der liebreizende Grund für dieses Gespräch war.
„Flo?", rief ich laut und kam ums Eck, so dass er nicht in Zugzwang kam, auf die Fragen seiner Liebsten antworten musste. Und tat so, als hätte ich nichts von dem Gespräch gehört, als ich meinen Kopf in die Tür steckte. „Darling?", fragte er und bemerkte wohl zeitgleich, dass er mich aus Versehen so genannt hatte wie früher. Alte Gewohnheiten legte man wohl nicht so schnell ab. „Kann ich mir dein Auto borgen?", tat ich, als wäre es das normalste auf der Welt. „Wo willst du denn hin?", wollte er nun doch etwas irritiert wissen. „Emm...", machte ich und er kam auf mich zu. „Ein paar Besorgungen?", formulierte ich es als Frage, weil ich ja schlecht sagen konnte, dass ich noch ein paar Geschenke für seine Familie brauchte. Irgendwie erschien es mir komisch ihnen nichts zu schenken. Zumindest seinen Eltern, die mich so bereitwillig in ihrem Zuhause aufgenommen hatten und den Kindern.
„Fahrt doch zusammen!", schlug seine Mutter vor. „Wir sind hier schon fast fertig, Schatz. Dann muss Michael auch nicht durch die Stadt irren." „Und ihr könnt reden!", setzte seine Schwester grinsend hinzu. „Über alles was ihr wollt!", fügte sie schnell an, nach dem Flos Blick sie regelrecht erdolchte.
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Last Christmas - my fuckig life as a x-mas soundtrack
Storie d'amoreWenn der Postmann zweimal klingelt ... emmm nein falscher Film ... wenn der Ex zwei mal klingelt ... schon eher! Da öffnet man nichtsahnend die Tür und tada!!! Da steht er, und besitzt die Frechheit einfach so einzutreten und mein Leben mal wieder...